► Wer Merz kritisiert:
Süddeutsche Zeitung: “Lehren der Nazi-Zeit wären gestrichen”
Die “SZ” reagiert - wie zu erwarten war - giftig auf den Asylvorstoß von Merz. Die Zeitung schickt dafür ihren Schreiber mit der spitzesten Feder ins Rennen: Heribert Prantl. Der liefert dann auch:
“Merz stellte auf der CDU-Regionalkonferenz das Asylgrundrecht infrage; das müsse sein, meinte er, wenn eine EU-Einwanderungs- und Flüchtlingspolitik ernsthaft gewollt werde. Merz tut so, als stünde das 1993 nach heftigsten Diskussionen schon geänderte deutsche Asylgrundrecht dem europäischen Asylrecht in Wege.”
Aber das ist noch nicht alles. Prantl fährt fort:
“Die symbolische Wirkung einer “Aktion Merz” gegen das deutsche Asylgrundrecht wäre gleichwohl ungeheuer. Die Mahnung der Mütter und Väter des Grundgesetzes wäre verraten. Die Lehren aus der Nazi-Zeit wären gestrichen.”
Starker Tobak.
Bild: “Will billigen Punkt machen”
Überraschend hart geht die “Bild”-Zeitung mit Merz (und Jens Spahn) ins Gericht. Bisher fungierte die Boulevard-Zeitung eher als Werbeblatt für den Merkel-Herausforderer. “Bild” schreibt:
“Merz löst derweil ein Polit-Beben aus, in dem er das Asyl-Recht in Deutschland grundsätzlich infrage stellt und sagt, dass man bereit sein müsse, über das Asylgrundrecht offen zu reden, ob es in der Form fortbestehen könne.Ein paar Stunden später und nach heftiger Kritik macht er schließlich klar, dass er das Grundrecht natürlich NICHT infrage stelle.”
Bild wirft Merz “Leichtfertigkeit” im Umgang mit diesem wichtigen Thema vor. Die Menschen hätten ein gutes Gefühl dafür, wer ihre Sorgen ernst nehme und wer am Ende nur einen billigen Punkt machen wolle, kommentiert die Zeitung.
Frankfurter Rundschau: “Eine Katastrophe”
Von “einer Katastrophe” schreibt die “Frankfurter Rundschau”. Wenn Merz wirklich die konservative Antwort zu Angela Merkel sei, “ist diese Antwort eine Katastrophe. Nicht für Deutschland, aber sicher für alle Konservativen.”
Der Herausforderung durch die AfD ausgerechnet mit AfD-Sprüchen begegnen zu wollen, sei eine wohlfeile Versuchung, der schon Horst Seehofer im bayerischen Wahlkampf erlegen sei.
“Das Ergebnis war eine politischer Totalschaden. Die CSU hat daraus gelernt und vielleicht sogar Seehofer”, schreibt die Zeitung.
Thüringer Allgemeine: “Merz und die CDU haben Chance vertan”
Die “Thüringer Allgemeine” sieht in dem Auftritt von Merz in Thüringen eine vertane Chance.
Die Zeitung schreibt: “Friedrich Merz und damit auch die CDU haben die Chance vertan, wichtige Themen wie Bildung, Altersarmut, Pflege und Ost-West-Differenzen anzusprechen und auf die Agenda zu setzen.”
Nicht allein die Einwanderung beschäftige die Menschen. Doch das bleibe von Seebach hängen.
Stuttgarter Nachrichten: “Scheindebatte vom Zaun gebrochen”
“Hat er das wirklich nötig? Muss Friedrich Merz eine Scheindebatte vom Zaun brechen und das deutsche Asylrecht scheinheilig in Frage stellen?”, fragen die “Stuttgarter Nachrichten”.
Dabei seien seine Fragen nicht grundsätzlich falsch: “Passt das deutsche Asylrecht in eine europäische Einwanderungs- und Flüchtlingspolitik? Ist es auch dann noch tauglich, wenn aus überschaubaren Asylfällen undurchschaubare Massenzuwanderung wird?“
Deutschland wird darauf eine Antwort geben müssen. Dann aber geht es mehr um die Verhinderung von Fluchtursachen als um eine Änderung des Grundgesetzes”, schreibt die Zeitung.“Für eine billige parteipolitische Vorfeld-Polarisierung eignet sich das Thema daher nicht. Dafür ist es zu ernst.”
(ben)