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"Raus aus der Schmuddelecke": Der Betreiber der BDSM-Plattform "Gentledom" im Interview

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In sehr kurzer Zeit konnte sich die BDSM Plattform gentledom.de zu einer der bekanntesten Webseiten im deutschsprachigen Raum zu diesem Thema etablieren. Zu Beginn als eine reine Informationsseite konzipiert, wurde die Seite rasch um eine stetig wachsende Community und ein sehr reges Forum erweitert. Das komplett kostenlose Angebot richtet sich nicht nur an BDSM-Anfänger, auch langjährige Freunde dieser sexuellen Spielart finden hier Gleichgesinnte. Mittlerweile finden Stammtische, Treffen und ein reger Austausch untereinander statt.

„Shades of Grey" brachte BDSM raus aus der Schmuddelecke, rein in den Mainstream. Auf einmal war es nicht mehr verpönt, sich über solche Praktiken zu unterhalten. Ein wahrer Boost auch für BDSM-Portale.

Wir freuen uns sehr, dass der Gründer und Betreiber „Gentledom" sich die Zeit genommen hat, unsere Fragen sehr offen und ausführlich zu beantworten.

Sprachlich wird "Gentle" am häufigsten im Englischen genutzt und steht dort für liebenswürdig und gütig. "Dom" ist dagegen die Kurzform von Dominus und bedeutet im Lateinischen Herr oder Gebieter.


Lieber Gentledom, wie entstand die Idee zu dieser Plattform?

Die Seite selbst ist als reines Aufklärungsprojekt ins Leben gerufen worden. Im Juli 2008 wurden binnen weniger Wochen zwei Bekannte bei Dates, die sie im Kontext BDSM hatten, missbraucht beziehungsweise vergewaltigt. Ich wollte einfach über die Risiken und Schutzmöglichkeiten aufklären.

Als jemand, der früher im Marketing aktiv war, merkte ich schnell, dass eine reine Informationsseite nur wenige Menschen erreichen wird. Daher startete ich damit, Infotainment zu betreiben. Infos, also auch gut verpackt, zum Beispiel in der Form erotischer Literatur, anzubieten.

Im Fokus stand dabei immer, dass es einen Mehrwert für die Aufklärung geben sollte. Besucher wünschten sich irgendwann die Möglichkeit, sich auszutauschen und wir eröffneten ein Forum. Da dieses flirtfrei sein sollte, gab es mit der Zeit das Bedürfnis nach einem Bereich, in dem auch geflirtet werden konnte und so haben wir eine Community errichtet, die der Partnersuche dient.

Wie würden Sie ein typisches Mitglied auf gentledom.de beschreiben?

Unsere Seite stellt wahrscheinlich nicht ganz den typischen Querschnitt der Szene dar. Uns ist ein gewisses Niveau sehr wichtig, wir wollen keine Mitglieder mit kommerziellen Interessen, wir erwarten gutes Benehmen, wir unterbinden copy&paste Nachrichten, unsere Admins sind Scherzbolde oder kurz: Wir sind einfach ein wenig anders. Unsere Mitglieder kommen aus allen Schichten, wobei wir vom Gefühl her etwas mehr Akademiker haben.

Wir haben wenige Mitglieder aus den neuen Bundesländern, der Schweiz und Österreich und der überwiegende Teil der Mitglieder favorisiert die sexuelle Rollenverteilung „Mann dominant" und „Frau devot". Dies liegt wahrscheinlich daran, dass ich als Namensgeber sehr viele Texte zu der Seite beigesteuert habe und selber ein dominanter Mann bin und somit als Autoren auch eher jene Zielgruppe gewinnen konnte, die meiner Neigung entspricht.

Somit sind leider die Neigung „dominante Frau" und „devoter Mann" bei uns stark unterrepräsentiert. Da die Seite aber inzwischen immer bekannter wird, kommt es hier langsam zu einem Ausgleich, was mich persönlich sehr freut.

Wie viele Nutzer loggen sich monatlich bei Ihnen ein?

Auch wenn wir professionell wirken und auch ein recht professionelles Produkt haben, sind wir es (zumindest) an dem Punkt Marketing nicht. Dies wird mir gerade wieder mal sehr bewusst, da ich keinen blassen Schimmer von den aktuellen Zahlen habe und wir solche Einloggstatistiken nicht einmal führen.

Zwar sind wir laut dem Alexa Trend Rank von den von deutschen BDSM Communities die Nr. 3 und liegen laut dieser Statistik vor diversen kommerziellen Seiten, wir haben aber in den ganzen Jahren nie kommerzielle Ziele verfolgt und uns deswegen nicht um solche Zahlen gekümmert.

Die Seite beschäftigt sich mit allem, was beim BDSM Spaß bereiten und/oder Risiken in sich bergen kann.

In den Spitzenzeiten sind im Forum und auf der Hauptseite zusammen rund 350 Personen gleichzeitig online und wir verzeichnen seit Juni 2014 fünfstellige Zahlen in Punkto Besuche pro Tag. Wie viele Besucher sich davon in die Community oder das Forum einloggen und wie viele die Seite nur als Informationsquelle nutzen, ohne eingeloggt zu sein, weiß ich nicht.

Ich vermute anhand der Onlinelisten, dass sich täglich mindestens 600 Mitglieder in der Community und mindestens 350 im Forum einloggen, häufig auch mehrfach pro Tag. Die Zahlen könnten aber auch deutlich höher liegen. Die gestiegenen Anforderungen bezüglich der Server haben die Kosten dieser innerhalb eines Jahres um rund 700% erhöht und es kann sein, dass wir auch in diesem Jahr wieder ein Serverupgrade brauchen werden.

Welche Bereiche auf Gentledom richten sich eher an erfahrene BDSMler, und was finden Einsteiger, die erst kürzlich ihre Neigung entdeckt haben, hier?

Speziell für Anfänger sind die Bereiche „Schlagwörter" und „Grundlagen", in denen versucht wird, Ängste zu nehmen, Spielarten zu erklären, auf Sicherheitsaspekte hinzuweisen. Wobei BDSMler immer wieder, auch nach Jahren, neue Spielarten für sich entdecken können und somit auch ein erfahrener BDSMler hier Hilfe finden kann.

Im Bereich „Aus dem Leben" stehen Interviews und Erzählungen von BDSMlern mit sehr unterschiedlichem Erfahrungsstand, hier wird ein Einblick gewährt, um den Leuten zu zeigen, du bist mit deinen Gedanken, Sehnsüchten und vielleicht auch Zweifeln und Problemen nicht allein. Alle anderen Bereiche (Lounge mit vielen Geschichten, Blogs, Community, Forum) richten sich ausdrücklich an alle BDSMler, die Informationen, Unterhaltung und/oder den Austausch mit Gleichgesinnten suchen.

Ähnlich wie man das auch von niveauvollen Swinger-Communities kennt, gibt es auf Gentledom.de für Neueinsteiger Paten, die unerfahrenen BDSMlern mit Rat und Tat zur Seite stehen. Wie lange braucht denn ein Anfänger in der Regel, um sich sicher in der Szene zu bewegen und nicht alle paar Meter in ein Fettnäpfchen zu treten?

Das hängt ganz von der Person ab. Manch einer wird nach 3 Tagen aus der Patenschaft „entlassen", da er/sie nur einige Fragen hatte und diese schnell zu beantworten waren und andere sind seit Monaten in einer Patenschaft. In der Regel erfolgt 6-8 Wochen lang eine aktive Betreuung.

Weil Anfänger oft eher zurückhaltend sind, erwischen sie gar nicht so viele Fettnäpfchen, die echten Kracher liefern da eher „erfahrene" BDSMler ab, die den Blick für die Realität verloren zu haben scheinen. Deswegen haben wir auch den DummDomAward ins Leben gerufen, wo wir die schönsten Stilblüten des Jahres küren, welche uns aus der Szene zugetragen werden.

Wie ist das Geschlechterverhältnis auf gentledom.de und wie gestaltet sich der Altersdurchschnitt?

Bei der letzten Erhebung vor ca. zwei Monaten hatten wir bei den registrierten Nutzern einen Frauenüberschuss, was uns selbst etwas erstaunt hat. Immerhin geht es bei uns um ein sehr sexuelles Thema, bei dem auf den uns bekannten anderen BDSM Seiten ein deutlicher Männerüberschuss vorherrscht. Dies führen wir darauf zurück, dass wir zu aufdringliche und niveaulose Personen schnell aus der Community und dem Forum entfernen und es auf den ganzen Seiten keine „anzüglichen" Bilder oder Videos gibt, wie sie sonst durchaus üblich zu sein scheinen. Ganz bewusst sind unsere Inhalte textlicher Natur und sprechen somit Menschen an, die nicht gaffen, sondern selbst denken und fantasieren wollen.

Unsere Kernaltersgruppe liegt zwischen 18 und 50 Jahren und gestaltet sich recht gemischt. Die einzige Gruppe, die etwas unterrepräsentiert ist, sind junge Männer bis 23 Jahre. Bei den realen Treffen, also den Stammtischen, die über das Forum organisiert werden, liegt der Altersdurchschnitt in etwa bei 35 Jahren.

Auf Ihrer Seite können Nutzer auch einen eigenen Blog zum Thema führen. Ist die Interaktivität mit der restlichen Community ein wichtiger Bestandteil der Plattform?

Ohne die Community würden die Blogs mit Sicherheit weitaus weniger Besucher haben. Wir haben es leider bisher noch nicht geschafft, die Blogs aktiv in die Community und das Forum einzubinden. Dies soll aber in den kommenden Monaten erfolgen, indem Neuigkeiten aus den Blogs in diesen Bereichen zusätzlich als Anleser gepostet werden.

Die Seite ist ja sehr komplex und die Inhalte breit gefächert - ist Gentledom eher als reine Online-Community gedacht oder steht auch die Partnersuche für "reale" BDSM-Kontakte gleichermaßen im Vordergrund?

Wir sind ein großer Gemischtwarenladen und jeder soll für sich den Bereich herauspicken, der ihm gefällt. Es gibt in Deutschland aktuell zehn offizielle Stammtische und dieses Jahr soll die gleiche Anzahl noch einmal hinzukommen. Daneben hatten wir bisher immer 2-3 Forumstreffen pro Jahr und es gibt auch noch weitere privat organisierte Treffen. Wir freuen uns sehr, wenn sich die Menschen treffen und es eben nicht bei dem rein virtuellen Austausch bleibt.

In der Community suchen die wenigsten Mitglieder einen Partner für Onlinespiele, wenn dann haben die meisten das Bedürfnis nach einem realen Partner, mit welchem sie BDSM nicht nur im Kopf, sondern auch am Körper und vielleicht sogar im Herzen spüren können.

Was sind die drei wichtigsten Bereiche auf gentledom.de? Also welche Bereiche/Kategorien werden am häufigsten besucht?

Von den Besuchszahlen her ist dies das Forum, wobei es die Frage wäre, ob man das Forum mit über derzeit mehr als 650 Beiträgen pro Tag nicht auch noch mal in seine Bereiche unterteilen müsste. Danach kommt unsere Community. Mit sehr ähnlichen Zugriffszahlen warten dahinter die BDSM Grundlagen, die Blogs (wobei diese auf zwei Bereiche aufgeteilt sind) und die Lounge (BDSM Geschichten und Romane) auf.

Ihre Community wächst und wächst. Ist das Interesse an BDSM seit dem Hype um „Shades of Grey" gestiegen?

Wir haben seitdem der erste Band von „Shades of Grey" veröffentlicht wurde immer mehr Besucher angezogen. Ein wirklich großes Wachstum setzte aber bei uns erst ein, als wir die Community im Dezember 2013 eröffnet hatten. Lag unser Rekord bezüglich der Anzahl der monatlichen Besuche vorher noch bei unter 3.000, so schnellte dieser binnen neun Monaten auf über 17.500. Wie viel dieses Wachstums nun „Shades of Grey" war und wie viel wir, ist schwer zu sagen.

Was mir sehr gefällt, ist, dass BDSM immer mehr in die Mitte der Gesellschaft durch dieses Buch gerückt wurde. Die Neigung wird nicht mehr als abartig oder krank wahrgenommen und dargestellt und dieses ermutigt immer mehr Menschen sich zu ihren geheimen Bedürfnissen zu bekennen. Ich begrüße diesen Trend sehr, auch wenn mir der Inhalt des Buches nicht zusagt und ich persönlich ein wenig davon genervt bin, in den Medien gerne als „der wahre Mr Grey" oder ähnliches bezeichnet zu werden. Mr Grey ist eine fiktive Figur mit der ich nach meiner Auffassung recht wenige Ähnlichkeiten habe.

Sie selbst als Macher der Seite bringen sich ja mit vielen Informationen zum Thema auf der Gentledom-Seite ein; denken Sie, in Sachen BDSM muss noch viel Enttabuisierungs-Arbeit geleistet werden, um das Thema für die breite Gesellschaft salonfähig zu machen?

Die Offenheit der Medien und das Entrücken des Themas raus aus der Schmuddelecke gefallen mir sehr gut. Hätte mir jemand vor „Shades of Grey" gesagt, dass dies binnen drei Jahren möglich ist, hätte ich ihn nicht ernst genommen. Wir haben den Schritt, den uns Schwule und Lesben vor vielen Jahren aufgezeigt haben, in Windeseile gemacht. Zwar gibt es auch bei uns Lobbyarbeit, aber diese war nie so gut organisiert wie jene der homosexuellen Mitbürger. Wie auch bei diesen gibt es bei uns trotz einer sehr positiven Tendenz hin zu mehr Offenheit und weniger Klischees noch einiges zu tun.

Es gibt dumme Klischees über BDSMler, genauso wie es dumme Klischees von BDSMlern gegenüber Nicht-BDSMlern gibt. Hier gilt es bei beiden Gruppen Aufklärungsarbeit zu leisten, weder sind wir alle krank, noch gestört, noch hatten wir eine schlimme Kindheit und genauso haben wir keine bessere Sexualität oder gar stabilere Beziehungen, weil wir offener miteinander umgehen.

Ich hoffe sehr, nicht nur die Vorurteile gegenüber uns, sondern auch die Vorurteile der BDSMler gegenüber anderen werden mit der Zeit abnehmen. Vorurteile baut man am besten durch Information und Kommunikation ab und daher gebe ich gerne Interviews und wir haben inzwischen bereits mehrfach auch Eltern und Partner von BDSMlern beraten, welche selbst keine solche Neigung aufweisen, sondern sich um eine nahestehende Person, die sich ihnen gegenüber als BDSMler geoutet hat, Sorgen gemacht haben.

In der Rubrik "Kleine Malheure" auf GENTLEDOM schreiben Sie über teils ausgenommen lustige Szenen aus Ihrem BDSM-Alltag ebenso wie über Situationen, in denen es ordentlich zur Sache geht. Lässt sich die Offenheit in diesem "intimen" Bereich strikt von Ihrem "bürgerlichen" Leben, etwa in Ihrem Jobkontext, getrennt halten?

Ich bin beruflich und privat weitestgehend geoutet. Als Volljurist befinde ich mich in der glücklichen Situation, unkündbar zu sein. Um eben nicht erpressbar zu sein, gehe ich offen mit meiner Neigung um. Dies bedeutet nicht, dass ich nun rumposaune, ich bin der Betreiber von gentledom.de, das wissen zum Beispiel eher wenige Personen.

Weitaus mehr wissen, dass ich ein nicht ganz unbekannter Autor bezüglich sexueller Themen bin und jeder weiß, dass ich privat mit dem Bereich BDSM zu tun habe. Niemand muss sich als BDSMler outen, als Betreiber eines so großen Webprojekts will ich aber nicht erpressbar sein. Probleme gab es deswegen bisher nur einmal, das war mit meinen Eltern, aber selbst diese habe meine Neigung nach einiger Zeit akzeptiert.

Wie sehen Sie die Zukunft von Gentledom.de? Gibt es neue Elemente, die Sie geplant haben?

Ich plane dieses Projekt nicht. In der Vergangenheit haben wir neue Bereiche eingeführt, wenn die Besucher der Seite diesen Wunsch an uns herangetragen haben und wir diesen für umsetzbar hielten. Ich finde die Nutzerwünsche zeigen einem Betreiber viel besser die Wünsche und Bedürfnisse seiner Besucher auf, als wenn ich mich mit einem kleinen Team in ein Kämmerlein setze und wir uns überlegen, was nun gut für das Projekt wäre.

Unser aktuell größtes Projekt ist ein BDSM Atlas, in welchem wir Studios, BDSM Appartements, Clubs, Ladengeschäfte usw. aufführen wollen. Langfristig wollen wir ein wissenschaftliches Partnermatching für BDSMler entwickeln, hier haben aber noch nicht einmal die Programmierarbeiten begonnen.

Daneben gibt es noch viele kleine Baustellen, wie eine Coverservice von Mitglieder für Mitglieder oder auch einen FSK18 Blog, den wir wegen den deutschen Jugendschutzvorschriften entsprechend schützen müssen. Tja, und wegen diesem Interview werden wir in diesem Jahr sicher irgendwann mal ein Analysetool einbauen, das uns sagt, wie viele Mitglieder sich eigentlich so pro Tag bei uns einloggen ;) In diesem Sinne: Vielen Dank, dass wir uns durch dieses Interview auch einmal als Betreiber hinterfragen!

Lieber Gentledom, wir bedanken uns herzlich für die offene Beantwortung all unserer Fragen und den kleinen Einblick in die BDSM-Welt, den Sie uns gewährten. Viel Erfolg und vor allem weiterhin viel Spaß mit diesem Projekt!

Dieses Interview ist ursprünglich auf www.singleboersen-vergleich.de erschienen.




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Wir müssen Grenzen anerkennen, um sie aufzulösen

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Wenn ich nicht mit meiner WG in einem Bett liege und Türkisch für Anfänger schaue, leite ich in einem Haus für Flüchtlinge eine Spielestunde. Zusammen gehen wir ins Theater, malen Knickbilder und spielen Halli-Galli.

Auf die Frage meiner Identität gibt es keine Antwort, die ein Satz einfangen könnte. Denn ein Mensch ist vor allem eins: ein komplexes Wesen aus Körper und Geist, aus Erfahrung der ständigen Gegenwart erwachsen. Ein Wesen, das noch nicht einmal Wissenschaftler zu dekodieren vermögen.

Wir leben in einer Welt der Grenzen, der Formen, der Schemen. Sie ziehen sich über die Landflächen und Meere und bestimmen, wer wir sind. Ich bin in diesem blauen Punkt geboren, der gehört zu diesem Land, mein Geburtsort ist dort.

Dann beginnen wir im Laufe unseres Lebens, zu reisen. Wir schreiten über unseren Kosmos der unsichtbaren Grenzen. Sie ziehen sich um unsere Zimmer, um unsere Häuser und Gärten, sie ziehen sich von Straße zu Straße, selbst um Menschen ziehen sich Grenzen, die wir mit Respekt umkreisen oder in einer freudigen Umarmung überschreiten.

Menschen, die keine Grenzen erkennen, sind nicht mehr fähig, zu trennen. Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselt, hat das verlernt. Da fließen ein paar Gehirnströme nicht mehr. Die Konzepte, in die wir die Welt sortieren, vereinfachen und ordnen, sind ihm nicht mehr zugänglich. Er kann die Grenzen nicht mehr spüren, sie zu überschreiten ist unmöglich, denn sie bestehen nicht mehr.

Seine Frau war nichts anderes als ein Hut und die Tasse nichts anderes als der weiße Himmel, seine Katze war ein Buch und seine Kinder waren bunte Lichterketten. Die Unterschiede verschwanden, lösten sich auf in Farben und Schemen, verschwammen in sinnliche Eindrücke eines abstrakten Gemäldes. Kunstvoll gesetzte Farbkleckse, oder nicht einmal das. Ein wilder Wirrwarr an Eindrücken. Konkrete Dinge wurden abstrakt und abstrakte konkret. Eine Leben ohne Konturen, ein Abgrund, ein Wunder, kein Limit, nur Alles, dann nichts.

Manche Menschen sehnen sich nach einer grenzenlosen Welt. Und die Idee klingt verlockend. Denn wer hat bestimmt, wem und welcher Gruppe, welcher Gemeinschaft und welchem Erben dieses und jenes Stück Land gehört? Wem das Leben in einem stabilen Staat zusteht und wem das Leben in Hunger und Elend gebührt?

Die Auswahl ist willkürlich. Aus Traditionen erwachsen und irgendwann festgestampft. Für den reichen Thronfolger der Dynastie des Wohlstandes von Vorteil wie für den sozialen Verlier von Nachteil. Nein, manche Grenzen sind nicht schön und sollten vielleicht in einer erträumten Wunschwelt nicht da sein, verwischen, verschwinden, den Raum für die bunten Farben des globalen Aquarellgemäldes öffnen.

Da dem aber nicht so ist, können wir unsere Frauen nicht mit Hüten verwechseln und die Grenzen in unseren Köpfen einfach ausradieren. Sie bestehen zwischen Herkunft und Identität, zwischen Sprache und Kulturen, zwischen Wissen und Machen, zwischen Ländern und Seen, zwischen Freunden und Feinden.

Wir müssen Grenzen anerkennen, um sie aufzulösen. Wir müssen Grenzen anerkennen, um an ihnen zusammenzukommen. Wir müssen Grenzen ehren, weil sie die Vielfalt fördern. Und wir müssen Grenzen auslösen, wo sie nur Kummer und Leid bringen. Wir müssen Grenzen wandern lassen und sie überspringen.

Wir müssen uns über die Grenzen bewegen wie Schlittschuhläufer übers Eis. Wir müssen uns an Grenzen erinnern, um sie auch mal vergessen zu können. Wir müssen in unseren Grenzen für die Grenzen der anderen kämpfen. Und wir müssen unsere Grenzen umarmen, wir müssen sie öffnen und manchmal auch schließen. Denn Grenzen prägen unsere Identität, unser Selbst, wer wir sind, wer wir waren, wo wir herkommen, wer wir sein wollen.

Nur wenn wir am Boden unserer Grenzen bleiben, können wir es schätzen, gemeinsam fortzulaufen, können wir den Asphalt überwinden und uns im Himmel fliegend bei den Sternen treffen und träumen. Auf die fernen Lichter und die unsichtbaren Grenzen schauen und träumen, von einer Welt, die es noch nicht gibt.

















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Liebe gibt es nicht zum Nulltarif, Kapitel 9: Erfüllung

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Aus Kapitel 9 Erfüllung

Mittwoch Abend verschwand Sonja eine Weile im Schlafzimmer, dann rief sie Jannik. Als er die Tür öffnete, glaubte er, seinen Augen nicht zu trauen: 43 Kerzen brannten in kleinen Schälchen auf der Kommode, den Nachttischen und auf dem Boden um das Bett herum; Sonja trug ein leichtes Negligé, das nichts von ihrer Schönheit verhüllte. „Herzlich willkommen in unserer Liebe", sagte sie leise und begann, Jannik auszuziehen.

„Ich bin platt", konnte er nur sagen. Behutsam begannen sie, sich im weichen Licht der Kerzen zu lieben, wortlos, liebevoll, mit einem unermesslichen Reservoir an Zärtlichkeit. Jannik streichelte und küsste seine Geliebte, bis sie immer heftiger atmete und ihn schließlich zu sich zog. Er ließ sich Zeit und danach liebkosten sie sich noch lange. Sonja begann zu weinen, konnte aber nicht sagen, warum.

Glücklich lagen sie aneinander geschmiegt, bis es irgendwann Mitternacht schlug und Sonja ihrem Mann herzlich zum Geburtstag gratulierte. „Ich wünsche dir, und natürlich auch mir, noch viele solche schönen Stunden, wie du sie mir geschenkt hast", sagte sie mit weicher Stimme und Jannik erwiderte: „Du hast mir ein so wundervolles Geburtstagsgeschenk gemacht, wie ich es in meinem ganzen Leben noch nicht bekommen habe. Hab' Dank, meine liebe, liebe Frau." Da küsste sie ihn innig, dann löschte sie die Kerzen.

Jannik konnte noch nicht einschlafen. Sonja hatte ihm wirklich ein wundervolles Geschenk gemacht und er war ihr unendlich dankbar. Als er hörte, dass sie auch noch nicht schlief, hätte er ihr gerne seinen Dank deutlich gezeigt. Lust dazu hatte er nach der herrlichen Begegnung, doch durfte er das? Mit bangem Herzen begann er wieder, sie zärtlich zu streicheln und fühlte glücklich, wie sie ihm liebevoll antwortete. Immer erregter wurden die beiden, bis sie noch einmal in einer wilden Umarmung zueinander fanden. „Danke, dass du mich jetzt verführt hast", flüsterte Sonja danach. Noch lange liebkosten sie sich, bis sie einschliefen.

Es dämmerte, als Jannik Sonjas zarte Hände auf seinem Körper fühlte, doch er war schnell bereit, die Liebkosungen zu erwidern. Zum dritten Mal in dieser Nacht erlebten sie die innige Vereinigung, in der sie nicht mehr zwei Wesen waren, sondern nur ein einziges. Sie wurden erst wieder wach, als Melanie herein schaute. Als sie die Eltern dicht beieinander liegen sah, jauchzte sie begeistert und rief „Liebt ihr euch jetzt wieder richtig?" „Ja, ganz richtig", sagten die beiden wie aus einem Munde und das Mädchen schlüpfte zu ihnen ins Bett. „Ihr habt ja gar nichts an", stellte es erstaunt fest. „Ja", lachte Sonja, „richtige Liebe ist am schönsten, wenn man nichts anhat." „Das glaube ich auch", meinte das Mädchen und gratulierte dem Vater herzlich zum Geburtstag.

„Ich möchte dir noch etwas sagen", sagte Sonja leise. „Eigentlich müsste ich ein schlechtes Gewissen haben, dass ich dich mit Helmut Puttfarken so lange betrogen habe, während du mir nach dem Gesetz treu warst, aber es musste einfach sein, ich war ja zum ersten Mal im Bett glücklich. Vergibst du mir?" „Da gibt es nichts zu vergeben", gab Jannik lächelnd zurück, „denn ohne dieses Erleben hättest du doch gar nicht gewusst, was zwischen uns fehlt und mich nicht aus meiner Frigidität befreien können. Da müssen wir ihm direkt dankbar sein, dass er dich verführt hat." „Ja", antwortete Sonja, „es war schön und erregend mit ihm, aber doch sehr einseitig. Ich glaube, ich habe ihn nie richtig geliebt. Erst nach der letzten Nacht mit dir weiß ich, was wirkliche Liebe ist. Nach sechzehn Jahren sind wir endlich in unserer Gemeinschaft angekommen. Hab' Dank mein Lieber."

Jannik überwand sich zu einer Bitte: „Seit meinem Unfall habe ich Gott immer wieder gebeten, uns beide wieder zusammen kommen zu lassen. Und wo uns das jetzt gelungen ist, möchte ich mich bei ihm bedanken. Hast du Lust, Sonntag mit mir in die Kirche zu gehen?" Überrascht sah Sonja ihn an. „Ich habe mich immer gefragt, ob du mich trotz meiner Trennung noch ein bisschen liebst und war mir überhaupt nicht klar darüber. Jetzt höre ich aus deinen Worten, wie groß deine Liebe schon lange war und ich bin glücklich, dass ich dir entgegen gekommen bin. Auch ich fühlte doch die ganze Zeit etwas für dich, was sicherlich Liebe war, wenn ich es mir auch nicht gestattet habe, es so zu nennen. Gerne will ich morgen mit dir in die Kirche gehen, denn auch ich möchte mich bei Gott bedanken, dass wir wieder zueinander gefunden haben."

So ging die Familie Sonntag zum Gottesdienst, wo der junge Pastor über den 1 Korintherbrief Kapitel 13 predigte:
„Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig. Sie ereifert sich nicht, sie prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf. Sie handelt nicht ungehörig, sucht nicht ihren Vorteil, lässt sich nicht zum Zorn reizen, trägt das Böse nicht nach. Sie freut sich nicht über das Unrecht, sondern freut sich an der Wahrheit. Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand. Die Liebe hört niemals auf."

Als die Eltern diesen Text hörten, fassten sie sich über Melanie hinweg an den Händen und schauten sich in die Augen. Begeistert legte das Mädchen ihre Hände dazu. In der Predigt fragte der Pastor, welche Liebe Paulus wohl damit gemeint haben könne.

„Sicherlich hat er vor allem das Gebot Jesu gemeint: ‚Liebe deinen Nächsten wie dich selbst'. Unsere Nächsten sind außer den Gemeindemitgliedern, die Paulus wohl hauptsächlich vor Augen standen, auch die alten und hilflosen Menschen in unserer Umgebung, die Flüchtlinge aus Syrien und viele andere mehr. Auch die Mutterliebe ist etwas Wundervolles, ohne die kein Kind gedeihen kann. Wir wissen aber, dass Paulus von Frauen nicht so viel hielt, sie waren für ihn nur ein notwendiges Mittel, um Kinder zur Welt zu bringen, in der Gemeinde hatten sie keine Geltung.

Nur die Jungfrau Maria durfte die Sehnsucht nach Weiblichkeit erfüllen, war aber als Heilige Mutter Jesu natürlich unantastbar. Fünfzehnhundert Jahre lang hat die Kirche diese naturfeindliche Einstellung zur körperlichen Liebe gepflegt, bis Martin Luther den Frauen durch seine Hochzeit ihre unendliche Bedeutung zurückgegeben hat.
Dazu möchte ich eine andere Stimme aus der Bibel zitieren, das Hohelied Salomos 7 und 8, das die Schönheit der Frau und die Liebe zwischen Frau und Mann eindeutig beschreibt:

‚Deine Hüften sind wie Geschmeide, gefertigt von Künstlerhand.
Dein Schoß ist ein rundes Becken, dem kein Würzwein mangelt.
Dein Leib ist ein Weizenhügel, mit Lilien umstellt.
Deine Brüste sind wie zwei Rehkitze, die Zwillinge einer Gazelle.
Dein Hals ist ein Turm aus Elfenbein.
Deine Augen sind wie die Teiche zu Heschbon.
Deine Nase ist wie der Libanonturm, der gegen Damaskus schaut.
Dein Haupt gleicht oben dem Karmel; wie Purpur sind deine Haare.
Wie schön bist du und wie reizend, du Liebe voller Wonnen!
Denn Liebe ist stark wie der Tod und ihr Eifer fest wie die Hölle.
Ihre Glut ist feurig und eine Flamme des Herrn,
dass auch viele Wasser sie nicht mögen auslöschen noch die Ströme sie ertränken.
Wenn einer alles Gut in seinem Hause um die Liebe geben wollte, so gölte es alles nichts.'

Konservative Theologen behaupten, diese Worte seien eine Fälschung. Wir, die wir diese Liebe kennen, wissen, dass es die volle, wunderschöne Wahrheit ist." Beim Vaterunser fassten Sonja und Jannik sich wieder an den Händen und nach dem Segen küssten sie sich leicht. „Die Predigt passte doch genau auf uns beide", sagte Sonja leise, „danke, dass du mich eingeladen hast."

Die nächsten Tage verliefen ähnlich. Melanie war noch viel mit Mila zusammen. Als die Eltern Samstag wieder tanzen gingen, hatte Jannik sich daran gewöhnt, die Körper von Frauen zu fühlen, doch besonders freute er sich darauf, später Sonjas Körper ohne störende Kleidung dicht an seinem zu spüren. Am Donnerstag der folgenden Woche fuhren die drei zurück nach Hamburg, sie hatten eine wundervolle erfüllte Zeit miteinander gehabt. Diesmal fuhr Jannik den BMW.


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© Copyright 2014 Ernst-Günther Tietze Hamburg

Der Roman „Liebe gibt es nicht zum Nulltarif" beschreibt auf 144 Seiten die Entfremdung eines Paares durch die Arbeitswut des Mannes und die langsame Wiederannäherung. Er wird gedruckt bei epubli und kann im Internet und in jeder Buchhandlung bestellt werden:
Als Taschenbuch für 8,55 Euro mit ISBN-Nr. 978-3-8442-9029-5
Als e-Book für 5,49 Euro mit ISBN-Nr. 78-3-7375-0496-6
Das vorliegende Kapitel 9 umfasst im Buch 12 Seiten.






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Was den Westen trotz allem zusammenhält

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2014 wird vermutlich als ein Jahr der weltpolitischen Zäsuren, vielleicht als ein Epochenjahr in die Geschichte eingehen. Die Krise um die Ukraine zwingt den Westen, Abschied zu nehmen von der großen Hoffnung des Epochenjahres 1989, die Ideen der Menschenrechte, des Rechtsstaats und der Demokratie würden sich über kurz oder lang wenn auch nicht weltweit, so doch über das ganze Gebiet der damals noch existierenden Sowjetunion verbreiten.

I.


Die aggressive Haltung Russlands gegenüber der Ukraine ist aber nur eine der Herausforderungen, vor die sich der Westen im Jahr 2014 gestellt sah. Der islamistische Terror, wie ihn in besonders extremer Form Al Qaida, der Islamische Staat in Syrien und Irak oder die mörderische Politsekte Boko Haram in Nigeria ausüben, ist eine sehr viel radikalere Kampfansage an die westlichen Werte als alles, was von Putin und seinen Propagandisten zu lesen und zu hören ist.

Zwischen dem Putinismus und dem Islamismus gibt es außer ihrer Frontstellung gegen den Westen keine Gemeinsamkeiten. Sicher ist aber auch, dass ihre gegenwärtigen Offensiven eine gemeinsame Ursache haben: die freiwillige Abdankung der USA als „Weltpolizist", eine Rolle, in die sie, ursprünglich widerstrebend, nach dem Zweiten Weltkrieg hineingewachsen sind. Dieser Rückzug ist seinerseits der Ausdruck eines sehr viel allgemeineren Phänomens: der „postheroischen" Erschöpfung der westlichen Demokratien nach ihrem Sieg im Kalten Krieg.

Der transatlantische Westen war nie eine Einheit, aber zu keiner Zeit war er sich so einig wie in den viereinhalb Jahrzehnten des Ost-West-Konflikts, der bestimmenden Achse der Weltpolitik zwischen dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Auflösung der Sowjetunion im Dezember 1991. Der alte europäische und der neue nordamerikanische Westen waren existentiell aufeinander angewiesen.

Sie waren nicht nur wirtschaftlich und, durch die NATO, militärisch miteinander verbunden. Sie teilten auch gemeinsame Grundüberzeugungen in Sachen Rechtsstaat, Demokratie und Marktwirtschaft. Die „westliche Wertegemeinschaft" war mehr als eine rhetorische Beschwörungsformel.

Deutschlands Auflehnung gegen den Westen

Das war nicht immer so gewesen. Deutschland etwa war kulturell ein Land des Westens. Es hatte teilgehabt an den für das „lateinische Europa", das Europa der Westkirche, grundlegenden Gewaltenteilungen des Mittelalters, der ansatzweisen Trennung erst von geistlicher und weltlicher, dann von fürstlicher und ständischer Gewalt. Es hatte die Reformation hervorgebracht, ohne die es den modernen Westen nicht gäbe. Es hatte einen markanten Anteil an der europäischen Aufklärung.

Den politischen Konsequenzen der Aufklärung aber in Gestalt der unveräußerlichen Menschenrechte, der Volkssouveränität und der repräsentativen Demokratie, also des normativen Erbes des amerikanischen Unabhängigkeitskampfes von 1776 bis 1783 und der Französischen Revolution von 1789, hatten sich die politischen Eliten Deutschlands bis weit ins 20. Jahrhundert hinein verweigert. Der Höhepunkt der deutschen Auflehnung gegen den Westen war die Herrschaft des Nationalsozialismus. Erst nach der totalen Niederlage von 1945 konnte die westliche Demokratie in einem Teil Deutschlands, dem westlichen, Wurzeln schlagen.

Zwei Jahrhunderte der Kämpfe um die Werte der Aufklärung

Das normative Projekt des Westens, die Quintessenz der politischen Ideen von 1776 und 1789, brauchte zwei Jahrhunderte, um sich innerhalb des Okzidents durchzusetzen. Es ist keine Übertreibung zu behaupten, dass die Geschichte des Westens seit Ende des 18. Jahrhunderts zu einem guten Teil eine Geschichte von Kämpfen um die Aneignung oder Verwerfung dieses Projekts war.

Zu den „latecomers" des Westens gehören die Länder der iberischen Halbinsel, denn der Übergang von der Diktatur zur Demokratie erst Mitte der siebziger Jahres des letzten Jahrhunderts gelang. Noch länger musste Ostmitteleuropa, der 1945 durch die Beschlüsse von Jalta der sowjetischen Einflusssphäre zugeschlagene Teil des alten Westens, warten. Erst durch die friedlichen Revolutionen von 1989 öffnete sich für Polen, die baltischen Staaten, die damalige Tschechoslowakei und Ungarn das Tor zur Freiheit.

Zu keiner Zeit beschrieb das normative Projekt des Westens seine Wirklichkeit. Unter den Verfassern der ersten Menschenrechtserklärung, der Virginia Declaration of Rights vom Juni 1776, und der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung vom Juli desselben Jahres waren Sklavenbesitzer. Zu den Hervorbringungen des Westens gehören die kapitalistische Ausbeutung, Rassismus, Kolonialismus und Imperialismus.

Die Geschichte des Westens lässt sich zu einem erheblichen Teil mithin auch als Geschichte der Abweichungen von den hehren Versprechungen des späten 18. Jahrhunderts lesen. Auf diese Versprechungen konnten sich aber auch alle jene berufen, denen die Menschen- und Bürgerrechte ganz oder teilweise vorenthalten wurden: die indianischen Ureinwohner der USA, die schwarzen Sklaven, die Arbeiter, die Frauen, Menschen, die durch ihre sexuelle Orientierung von der jeweiligen „Norm" abwichen.

Das Projekt war klüger als seine Schöpfer. Es wurde zum Korrektiv der Praxis und verwandelte sich so in einen Prozess, der bis heute nicht abgeschlossen ist. Die Geschichte des Westens ist also auch eine Geschichte seiner permanenten Selbstkorrektur oder einer produktiven Selbstkritik.

II.


Im Jahr 1990 sprach der konservative amerikanische Kolumnist Charles Krauthammer von dem „unipolaren Moment" der Geschichte, der jetzt erreicht sei. Er meinte das geopolitische Ergebnis des Kalten Krieges: Die Vereinigten Staaten waren die einzige verbliebene globale Supermacht. Doch Amerika hatte einen hohen Preis für diesen Triumph zu bezahlen: seine gigantische Staatsverschuldung. Sie trug mit dazu bei, dass sich die USA in der Präsidentschaft Bill Clintons in ihrem weltpolitischen Engagement, wo immer möglich, zurückhielten.

Zur Zeit des Ost-West-Konflikts hatten militärische Interventionen in ihrem lateinamerikanischen „Hinterhof" meist noch mit dem Hinweis auf die drohende Gefahr der Unterwanderung durch den Sowjetkommunismus, der Warnung vor einem „zweiten Kuba", begründen können.

Seit 1989/90 zog dieses Argument weder in Lateinamerika noch in Afrika oder Asien. Europa, das sich nicht mehr vom „Osten" bedroht fühlte, entzog sich seit 1990 zunehmend allem, was nach amerikanischer Bevormundung aussah, und entwickelte sich in Form der Europäischen Union zu einem eigenen wirtschaftlichen Machtfaktor. Die Hegemonie der USA war schon in den neunziger Jahren eine sehr relative.

Die Terroranschläge vom 11. September 2001 demonstrierten aller Welt, wie verletzlich die Vereinigten Staaten auf ihrem eigenen Territorium waren. Die Antwort des Präsidenten George W. Bush war die nach ihm benannte Doktrin vom September 2002, die den Anspruch der USA bekräftigte, präventiv (oder, wie es jetzt hieß, „präemptiv") und ohne Rücksicht auf das Völkerrecht nicht nur gegen mutmaßliche Terroristen, sondern auch gegen konkurrierende Mächte vorzugehen, die sich anschickten, die globale Führungsrolle Amerikas in Frage zu stellen.

Der völkerrechtswidrige Irakkrieg von 2003 war ein Akt der Hybris mit verheerenden Wirkungen in der arabischen, ja der gesamten muslimischen Welt. Fatal waren aber später auch die Folgen des überstürzten Abzugs der amerikanischen Truppen aus dem Irak Ende 2011 unter Bushs Nachfolger Obama und die unter seiner Ägide erfolgte faktische Selbstmarginalisierung der USA im israelisch-palästinensischen Konflikt. Zur Zeit erlebt die Welt eine Selbstkorrektur der Washingtoner Nahostpolitik und zwar im Sinne eines verstärkten Engagements. Der Ausgang des Kurswechsels ist offen.

Trennung von Religion und Staat

Sucht man nach dem „letzten Grund" der antiwestlichen Frontstellung der radikalen Islamisten, findet man ihn im Bereich der politischen Theologie. Eine der „Urworte" des Westens (und zwar des Christentums) ist der Satz von Jesus: „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott was Gottes ist." Die Trennung der Sphären von Gott und Kaiser schloss eine Absage an jede Art von Theokratie oder Priesterherrschaft ein.

Die Ausdifferenzierung von göttlicher und irdischer Herrschaft bedeutet eine Begrenzung und Bestätigung der letzteren: eine Begrenzung, da ihr keine Verfügung über den Bereich des Religiösen zugestanden wird, eine Bestätigung, da ihr Eigenständigkeit zukommt. Das war noch nicht die Trennung von geistlicher und weltlicher Gewalt. Aber die dialektische Antwort, die Jesus auf eine Fangfrage von Abgesandten der Pharisäer gab, schloss die kategorische Unterscheidung zwischen göttlichen und weltlichen Gesetzen ein. Damit verkündete er ein Prinzip, in dessen Logik die Säkularisierung der Welt und die Emanzipation des Menschen lagen.

Eine vergleichbare Ausdifferenzierung von göttlichen und weltlichen Gesetzen kennt der Koran nicht: ein Sachverhalt, auf dessen grundlegende Bedeutung schon Montesquieu 1748 in seinem „Geist der Gesetze" hingewiesen hat. Auf dieses prägende Moment des Islam lässt sich in letzter Instanz die Feindschaft radikaler Muslime gegenüber dem säkularen Westen und den säkularen Kräften in islamischen Gesellschaften zurückführen. An ebendieser fundamentalistischen Abwehrhaltung des politischen Islamismus und der daraus resultierenden Kompromissunfähigkeit sind auch die meisten Rebellionen des „arabischen Frühlings" von 2011/12 gescheitert.

Die frühe institutionelle Trennung von geistlicher und weltlicher Gewalt ist eine historische Besonderheit des Okzidents. Im Bereich der byzantinischen und der späteren Ostkirche blieb die geistliche Gewalt der westlichen untergeordnet, und wenn es eine letzte Ursache dafür gibt, dass sich das orthodoxe Europa anders entwickelt hat als das Europa der Westkirche, liegt sie hier.

Im lateinischen Europa wurde die Trennung der Sphären von Papst und Kaiser (oder König) im Investiturstreit des 11. und 12. Jahrhunderts zur Keimzelle eines Prozesses fortschreitender Gewaltenteilungen bis zur modernen Trennung von gesetzgebender, vollziehender und rechtsprechender Gewalt - eines Prozesses, ohne den sich die westliche Tradition von Individualismus, Pluralismus und politischer Freiheit nicht hätte herausbilden können.

Das orthodoxe Europa kennt diese Tradition nicht. Was immer Putin persönlich glaubt oder nicht glaubt, sein Pakt mit der orthodoxen Kirche bedeutet eine Abstützung seiner Herrschaft auf eine Kraft, die an eine heilsgeschichtliche Sendung Russlands glaubt: seinen Auftrag, dem Abfall vom rechten Glauben, also auch dem westlichen Rationalismus und Individualismus und allen Arten von „Dekadenz", entgegenzutreten.

Putin hat keine eigene Ideologie entwickelt

Ein neuer Kalter Krieg ist der Konflikt um die Ukraine schon deswegen nicht, weil der „eurasisch", also neoimperial und nationalistisch ausgeprägte Putinismus, anders als der Sowjetkommunismus über Autoritarismus, Homophobie und Antifeminismus hinaus bisher keine ausgefeilte Ideologie entwickelt hat. Einen neuen Ost-West-Konflikt aber hat die Entwicklung, die mit der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim begann, durchaus hervorgebracht.

Der lachende Dritte ist eine andere antiwestliche Macht: die Volksrepublik China. Gegenüber einem Russland, das die Rückständigkeit seiner Wirtschaft und seiner Unterlegenheitsgefühle gegenüber dem Westen durch einen aggressiven Nationalismus zu kompensieren versucht, sitzt der starke von Moskau umworbene Handelspartner Peking am längeren Hebel. Im Verhältnis zu den USA ist das noch nicht der Fall. Aber seit 2009 ist nicht mehr Japan, sondern China die größte Gläubigernation der Vereinigten Staaten.

Die wechselseitige finanzielle und wirtschaftliche Abhängigkeit ist so stark, dass man sich unwillkürlich fragt, wie konfliktfähig beide Länder in ihren bilateralen Beziehungen noch sind. Angesichts der Eskalation des chinesisch-japanischen Streits um die Senkaku- oder Diaoyu-Inseln im Ostchinesischen Meer könnte das rasch zu einer brisanten Frage werden.

III.


Der „unipolare Moment" gehört spätestens seit der zweiten Amtszeit von George W. Bush und wesentlich infolge seiner weltweit polarisierend wirkenden Politik des „imperial overstretch" der Vergangenheit an. Die Welt der Gegenwart ist wieder multipolar oder, wie der amerikanische Politikwissenschaftler Richard N. Haass meint, apolar.

So diffus, ja anarchisch wie heute wirkte die Welt seit den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts nicht mehr. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen wird durch das Vetorecht seiner fünf ständigen Mitglieder, besonders Russlands und Chinas, immer häufiger blockiert. Neben diesen beiden, auf unterschiedliche Weise autoritär regierten Schwellenländern gehören auch zwei Demokratien, Indien und Brasilien, zu den neuen „global players". Der westlichen Welt rechnen sich beide nicht zu. Japan wendet sich unter der Regierung Abe zunehmend von der politischen Kultur des Westens ab und einem militanten Nationalismus zu - darin der inneren Entwicklung eines anderen Verbündeten der USA, der Türkei, vergleichbar.

Die Vereinigten Staaten sind nach wie vor die stärkste unter den großen Mächten, doch sehr viel weniger dominant als vor einem Vierteljahrhundert. Das von Obamas Außenministerin Hillary Clinton im November 2009 proklamierte „pazifische Jahrhundert Amerikas" hat noch keine klaren Konturen angenommen.

Substantielle politische Übereinstimmungen gibt es im pazifischen Raum nach wie vor nur zwischen den USA und zwei anderen englisch-sprachigen Demokratien, Australien und Neuseeland. Die weltweit größte Zone eines normativen Grundkonsenses bildet weiterhin der Nordatlantik. Zwischen den USA und der Europäischen Union bestehen zwar große Meinungsverschiedenheiten - über die Todesstrafe etwa, das staatliche Gewaltmonopol, das Verhältnis von Religion und Politik, die soziale Verantwortung des Staates und, angesichts des NSA-Skandals besonders aktuell, über das Verhältnis von individueller Freiheit und nationaler Sicherheit. Doch wann immer Europäer und Amerikaner sich über Grundsätzliches streiten, handelt es sich um einen Disput über die unterschiedliche Auslegung gemeinsamer Werte. Unter dem Strich überwiegt das Verbindende das Trennende.

USA als unbestrittene Vormacht des Westens

Was das Trennende angeht, ist die schiere Disparität der Macht wichtiger als alles Andere. Die USA sind die unbestrittene Vormacht des Westens und ein klassischer, vollsouveräner Nationalstaat. Die Mitgliedstaaten der Europäischen Union sind postklassische Nationalstaaten, die Teile ihrer Hoheitsrechte gemeinsam ausüben oder auf supranationale Einrichtungen übertragen haben.

Nur so konnten sie ihre relative Unabhängigkeit und Handlungsfähigkeit sichern. Ihrem Ziel, ihr Gewicht gemeinsam in die Waagschale zu werfen, ist die EU aber nicht wesentlich näher gekommen. Militärisch hängt die Gemeinschaft noch immer von den USA ab, hinsichtlich der geheimdienstlichen Terrorabwehr ebenso. Die Außen- und Sicherheitspolitik gehört zu den „nichtvergemeinschafteten" Politikbereichen: Entscheidungen bedürfen der Zustimmung aller 28 Mitgliedstaaten.

Vor diesem Hintergrund ist es bemerkenswert, dass die EU sich in der Ukrainekrise immer wieder zu gemeinsamen Antworten durchgerungen hat. Dasselbe gilt für das Atlantische Bündnis, das sich seit Jahren in einer Sinnkrise befand. Beide Organisationen wollte Putin durch eine Mischung von Druck und Lockung spalten. Bewirkt hat er das Gegenteil.

Seine aggressive Politik hat der EU und der NATO die Notwendigkeit ihres Zusammenhalts drastischer vor Augen geführt, als es Appelle westlicher Staats- und Regierungschefs vermocht hätten. Auf einem anderen Blatt steht die Frage, wie ernst es die europäischen Verbündeten der USA mit dem Versprechen meinen, das sie auf dem NATO-Gipfel in Wales Anfang September (wieder einmal) abgegeben haben: Sie würden sich künftig stärker für die gemeinsame Sicherheit des Westens engagieren.

Deutschlands "Politik der Diagonale"

Deutschland hat die jüngsten Beschlüsse der Europäischen Union und der westlichen Allianz mitgetragen und mitgestaltet. Mit seiner „mittleren Linie", einer Verbindung von Härte und Elastizität gegenüber Russland, hat es eine „Politik der Diagonale" betrieben und damit zur Konsensfindung in EU und NATO beigetragen.

Berlin hat offenbar aus dem Debakel vom März 2011, der deutschen Selbstisolierung von den wichtigsten Verbündeten bei der Abstimmung über eine humanitäre Intervention im libyschen Bürgerkrieg im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, gelernt. Die vielbeschworene Formel von der „Kultur der militärischen Zurückhaltung" wird nicht mehr benutzt, um damit eine mehr oder minder pazifistische Sonderrolle Deutschlands zu begründen.

Doch die deutsche Vergangenheit wirkt nach. Das gilt nicht nur für das katastrophalste Kapitel der deutschen Geschichte, die Jahre von 1933 bis 1945, sondern auch für die Jahrzehnte der beschränkten Souveränität vor 1990, in denen die oberste Verantwortung bei den Alliierten lag.

In der deutschen Gesellschaft ist die Neigung, sich aus internationalen Konflikten herauszuhalten, sehr viel weiter verbreitet als in der „politischen Klasse". Bei den drei Landtagswahlen vom September in Sachsen, Thüringen und Brandenburg kamen die beiden Parteien, die besonders viel Verständnis für die russische Politik in der Ukrainekrise aufbringen und für eine abwiegelnde Politik Deutschlands plädieren - die Partei Die Linke und die Alternative für Deutschland - zusammen im Durchschnitt auf ein knappes Drittel der Stimmen.

In den alten Bundesländern würden die Stimmanteile dieser beiden Parteien zur Zeit sicher deutlich niedriger ausfallen, aber zumindest die AfD dürfte auch hier mit erheblichen Stimmenzuwächsen rechnen. Und es sind ja keineswegs nur dezidiert linke oder rechte Parteien, die sich in „Putinophilie" üben. Ähnliches kann man vereinzelt auch aus den beiden großen Parteien und in zahllosen Talkshows hören. Von den Sicherheitsinteressen Russlands ist dabei viel, von denen Polens und der baltischen Staaten kaum die Rede.

Würde sich diese Tendenz in der offiziellen Politik niederschlagen, wäre der Bestand der Europäischen Union und der NATO und damit die Westbindung Deutschlands in Gefahr. Ein Vierteljahrhundert nach dem Mauerfall sind in Deutschland Überzeugungen ins Wanken geraten, die bis vor Kurzem noch als unumstößlich galten. Das liegt auch an einem fast schon diskursfreien Regierungsstil: Offizielle Versuche, die Grundprinzipien der deutschen Außenpolitik und die sich daraus ergebenden Notwendigkeiten darzulegen und zu begründen, hat es in den letzten Jahren kaum gegeben.

Die USA sind zur Zeit dabei, wieder mehr militärische Verantwortung im Nahen Osten zu übernehmen. Von einer umfassenden politischen Strategie im Kampf gegen den islamistischen Terror ist aber bisher nichts zu erkennen. Eben deshalb ist es wichtig, dass sich die Europäer in die laufenden Entscheidungsprozesse einschalten und sie im gemeinsamen Interesse des Westens beeinflussen. Auch Deutschland darf dabei nicht abseits stehen.

Der Westen hat längst aufgehört, die Welt zu beherrschen. Er hat sich innere Zerwürfnisse geleistet, an denen nicht immer nur die USA schuld waren. Die Krisen des Jahres 2014 könnten dazu beitragen, dass die westlichen Demokratien wieder erkennen, was sie im Innersten zusammenhält: ihre gemeinsamen Werte. Diese haben, wie ein Blick auf die Menschenrechtsbewegungen vieler Länder, darunter auch Chinas, zeigt, ihre weltweite Anziehungskraft nicht verloren.

Ein Westen, der sich an die eigenen Werte hält und seine Verstöße dagegen selbstkritisch aufarbeitet, hat gute Gründe, sein normatives Licht nicht unter den Scheffel zu stellen.




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Video: Putins perfide Propaganda in fünf Zitaten

Große Träume und innere Räume. Was wir von Bertrand Piccard lernen können

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„Ich verbinde den Tod mit Neugier, ich bin interessiert, was geschieht, wenn der Tod einen erreicht", sagte Bertrand Piccard vor einigen Jahren. Dabei bleibt er doch immer in der Mitte zweier Welten. Seine Entscheidung für die Grenze ist sein einziger Halt in einer haltlosen Welt.

Am 1. März möchte er von Abu Dhabi aus zur ersten Weltumrundung mit einem Solarflugzeug aufbrechen. Über Indien, China, die USA und Nordafrika soll es in zwölf Etappen zurück auf die Arabische Halbinsel gehen. Dabei wird er an die äußersten Grenzen seiner Leistungsfähigkeit gehen und fünf Tage und Nächte ohne Druckkabine und Heizung in eisiger Höhe über dem offenen Meer verbringen.

Mit dieser Reise möchte er auf die ungeahnten Möglichkeiten erneuerbarer Energien aufmerksam machen. Sein Flugzeug sei dafür „das beste Vehikel, weil es spektakulär und spannend ist" (DIE ZEIT, 12.02.2015). Auf der Oberseite der Tragflächen erzeugen 17000 Solarzellen die Antriebsenergie der „Solar Impulse".

Auch wenn Experten kritisieren, dass seine sympathische Aktion wenig mit der Zukunft der Luftfahrt zu tun hat und sich die Industrie „längst von der Idee eines Solarantriebs verabschiedet" hat, so führt die mediale Aufmerksamkeit dazu, sich wieder mehr mit ihm zu beschäftigen, denn er ist ein Nachhaltigkeitsbotschafter, der die Menschen im besten Wortsinn auf einer „höheren" Ebene erreicht, weil er die Tiefen des menschlichen Bewusstseins und des Lebens kennt. Und selbst ausgelotet hat.

Seinen stetigen Drang nach dem Austesten der eigenen Grenzen führt Bertrand Piccard, der seinen Weltrekord 1999 mit der ersten Nonstop-Erdumrundung im Ballon feierte, auf den unbewussten Versuch zurück, unerträgliche innere Spannungen außerhalb des eigenen Selbst zu lösen.

Von ihm lässt sich lernen, dass wir ohne Traum, „ohne Inspiration, ohne Schwung, ohne Abstand zu den Problemen" im Sumpf des Lebens stecken bleiben würden. „Dieses Abenteuer wird es uns erlauben, unsere Rolle als Bindeglied zwischen Himmel und Erde besser zu spielen", sagte er im Januar 1997, bevor nach drei Jahren Vorbereitungszeit der Breitling Orbiter in Château d'Oex startete.

Höhen und Tiefen

Bertrand Piccard, geboren am 1. März 1958 in Lausanne, entstammt einer berühmten Grenzgängerdynastie, die in der Geschichte ihresgleichen sucht und auch in den Medien ihre Spuren hinterlassen hat: Sein Großvater, der Physiker Auguste, ist das Vorbild für Professor Bienlein in „Tim und Struppi". Ein Held der Science fiction-Serie „Star Trek" heißt Jean-Luc Piccard.

Auguste Piccard baute er eine druckfeste Gondel und einen Ballon, um damit bis in die Stratosphäre aufzusteigen, wo die Weltraumstrahlung weniger stark von der Atmosphäre absorbiert wird als in tieferen Schichten. Später wandte er sich der Tiefseeforschung zu und baute 1947 sein erstes U-Boot, mit dem er mehrere Male Tauchfahrten unternahm.

Auguste Piccards Sohn Jacques war als Mitarbeiter an der Konstruktion und am Bau dieses Tiefseetauchgeräts beteiligt. Mit dem Bathyscape stieg er in den tiefsten Ozeangraben hinab und konstruierte das erste Touristenunterseeboot der Welt (den Mesoscaphe). 1960 stieg er zusammen mit dem amerikanischen Marineleutnant Don Walsh mit der „Trieste" in die tiefste Tiefe des Globus (10.914 Meter), auf den Grund der „Challangertiefe". Er erforschte 1969 den Golfstrom auf 3000 km bei einem Tauch-Drift-Versuch während eines Monats.

1968 zogen die Piccards für zwei Jahre nach West Palm Beach in Florida. In Cape Canaveral schloss die Familie Freundschaft mit einigen Astronauten. Im Alter von zehn bis zwölf Jahren erlebte Bertrand alle Apollo-Starts von Apollo 7 bis Apollo 12.

Während dieser Zeit lernte er auch, dass die gesamte Wissenschaft des 20. Jahrhunderts nicht imstande war, den Krebs Wernher von Brauns zu heilen: „Warum diese Flucht nach vorne in die Naturwissenschaft und in die Außenwelt, wenn ihm doch seine eigene Innenwelt verborgener bleibt als die Rückseite des Mondes?"

Die Flügel der Zeit

Was blieb, war der Reiz, Grenzen zu überwinden und selbst an atemberaubenden Unternehmungen teilzunehmen. Das Fliegen war eine natürliche Folge dieses Wunsches. Mit 16 Jahren lebte er wieder in Lausanne und vergegenwärtigte sich seine Erlebnisse mit der Apollo-Crew. Er hatte das Gefühl, dass der schönste Teil seines Lebens bereits vorüber sei. In diesem Moment sah er vom Fenster einer Teestube plötzlich eine Art „starren Fallschirm" über den Alpengipfeln schweben. Piccard lief zur Landestelle und erfuhr, dass es ein Hängegleiter war.

Seit dieser Zeit liebt er die Gefahr in der Luft, weil sie zu absoluter Konzentration und Wachsamkeit zwingt. Seinen ersten Looping überlebte er im Hängegleiter: "Im Kunstflug gibt es keine Lehrzeit: Will man damit anfangen, hat man nur seine Intuition und die direkte Erfahrung. Eine Figur ist entweder richtig oder falsch, und der Spielraum dazwischen ist oft minimal. Wollte ich es probieren, musste ich einfach loslegen."

Als Pubertierender wollte er wagemutig bis an die menschlichen und technischen Grenzen vorstoßen, um seine Freiheit zu vergrößern. Dabei vermittelten ihm die Kunstflüge das Gefühl und den unbedingten Willen zur Grenzüberschreitung. Piccard wurde vom Fliegen als einer „gelebten Verbindung mit der Natur" abhängig.

Grenzüberschreitungen

Mit 18 Jahren wollte Piccard gemeinsam mit einem Freund einen Amateurfilm mit dem Titel „Im freien Flug vom ersten in den siebenten Himmel" drehen. Der „Held' wollte seinem Alltagsleben mit der ständigen Wiederkehr des Gleichen entfliehen und alle Begrenzungen überwinden. Während dieser Zeit interessierte er sich auch für Drogensüchtige, die nach ihren starken Visionen nicht „wieder herunterkommen" wollten.

Auch die so genannten „Verrückten" hatten es ihm angetan. Der Protagonist seines Drehbuchs stürzte sich nacheinander in verschiedene Extremsportarten. Am Ende blieb er ein Sklave dieses „künstlichen Paradieses" - ihm wurde bewusst, dass die Flucht vor dem Leben nur in eine Sackgasse führen konnte.

Auf der Suche nach dem ultimativen Flugerlebnis fokussierte Piccard sein Interesse auf den „inneren Raum". In ihm wuchs der Wunsch, seine psychologischen Kenntnisse zu vertiefen - da lag ein Studium der Medizin und Psychiatrie sehr nahe. Das Universitätsstudium an der Universität Lausanne unterbrach er allerdings für drei Jahre, um zu reisen und andere Freiflugfahrzeuge kennen zu lernen, darunter Motordrachen und Ultraleichtflugzeuge.

Als Europameister im Kunstflug und Inhaber des Höhenweltrekords nahm Piccard 1983 an der ersten Tour de France für Ultraleichtflugzeuge teil und überquerte als erster die Alpen im Ultraleichtflugzeug in Richtung Schweiz-Italien. Es folgte die Gründung von „Piccard Aviation", eine Firma für Ultraleichtflugzeuge. Doch immer wieder wurde er vom „inner space" ergriffen - jener „Kraft, die in unserem Inneren ist, unser Leben leitet und ihm einen Sinn verleiht".

Innen beginnen

Während sich Bertrands Vater Jacques immer auf seine Pläne und Rechnungen verließ, vertraute seine Mutter immer auf Gott. Sie beeinflusste seit frühester Kindheit seine Interessen. Die Tochter eines protestantischen Pfarrers beschäftigte sich mit Musik, Psychologie, orientalischer Religion und Philosophie.

Mit der Offenheit ihres Geistes und ihrer Toleranz ging er seinen eigenen Weg jenseits dogmatischer Regeln. Als sie starb, hatte er das Gefühl, nichts mehr zu verstehen und nichts mehr zu haben, was ihn wirklich trösten konnte. Doch irgendwann empfand er plötzlich eine innere Ruhe, die ihm den Zugang zu den Stärken seiner Seele öffnete, von deren Vorhandensein er vorher nichts gewusst hatte.

Als Psychiater beschäftigte er sich später deshalb auch nicht nur mit der Schul-, sondern auch mit chinesischer und energetischer Medizin, mit Hypnose, Akupunktur und Ayurveda. Er wurde Ausbilder und Supervisor bei der Schweizerischen Ärztegesellschaft für Hypnose. Nach seiner Tätigkeit als Chefarzt in einer Abteilung am Universitätsspital eröffnete er in Lausanne eine eigene Praxis für Psychotherapie.

Piccard kehrte an die Universität zurück, schloss sein Studium ab und arbeitete acht Jahre in der psychiatrischen und psychotherapeutischen Praxis. Seine Doktorarbeit „Die Pädagogik des Schicksalsschlags" wurde von der medizinischen Fakultät der Universität Lausanne prämiert: Zusammen mit der Stiftung Ling in Lausanne führte er eine Untersuchung über die aufbauende Wirkung durch, die Krankheit, Unfall und Unglück auf die menschliche Persönlichkeit haben könnten.

Die Dinge des Lebens, das fühlte er auch in sich selbst, standen in einem logischen Zusammenhang mit dem Schicksal. Das, was nicht beeinflusst und geändert werden kann, das Unabwendbare, kann eher akzeptiert werden, wenn es als Teil eines zugrunde liegenden Plans erscheint.

Die menschliche Aufgabe besteht für Piccard darin, die Bedeutung des menschlichen Schicksals zu erfassen, anstatt uns über das, was uns zustößt, zu beklagen: "Wer sich weigert, anzunehmen, was das Leben ihm bringt, leidet. Wer dagegen sein Schicksal annimmt, leidet weniger." Allerdings müssen sehr viele Steine vom Schicksal behauen werden, damit sie sich zum Puzzle einer Existenz zusammenfügen und die Einheit in der Vielfalt des Lebens erkannt wird.

Die Möglichkeiten erneuerbarer Energien haben für ihn auch mit inneren Ressourcen zu tun. Seine Weltumrundung im März ist dafür zugleich ein schönes Symbol.




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sonne, mond, planeten, milchstraße)

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Der größte Crash des Universums in der NASA-Zeitlupe



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Berufsquellen im Internet - Finanz-Informationen im Web beziehen

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Der große Nutzen des Internet im Kontext der Arbeitsplatzsuche ist allgemein bekannt, die Portale vereinfachen die Kontaktaufnahme deutlich. Doch für Berufstätige ist das WWW längst zur einer wichtigsten Bezugsquelle geworben.

Nicht zuletzt für den Finanzsektor ist das Web eine unverzichtbarer Quell für News. Branchengeflüster, neue Produkte und wichtige Nachrichten von der Börse und anderen Handelsplätzen - die Möglichkeiten sind schier grenzenlos.

Umso wichtiger ist es aus diesem Grund, die besten Berufsquellen im Internet zu finden, um auf verlässliche Informationen zu stoßen und nicht nur Gerüchten aufzusitzen, die sich im Ernstfall schon kurze Zeit als unzutreffend erweisen. Tatsächlich ist es in kaum einen Bereich so wichtig, ständig up to date zu sein, wie auf dem Finanzsektor.

Denn hier können vermeintlich irrelevante Meldungen gravierende Auswirkungen haben. Und die müssen Analysten, Finanzberater und Dienstleister zu bewerten wissen.

Schnelle Datenabfrage als Investitions-Vorzug

Wer den Terminus „Berufsquelle" einmal in eine gängige Suchmaschine eingibt, wird rasch erkennen, wie missverständlich der Begriff tatsächlich ist. Zu unterscheiden ist in diesem Rahmen zwischen Aus- und Weiterbildungsangeboten oder Informationen zu bestimmten Berufen und den Ausbildungsinhalten auf der einen Seite und relevante Quellen für Berufstätige, die mitten im Job stehen und regelmäßig wichtige Daten benötigen.

In der bereits erwähnten Branche für Anlageberatung und Finanzdienstleistungen allgemein ist Zeit im wahrsten Sinne des Wortes bares Geld - auch und gerade hinsichtlich der Kundenbindung. Anleger, die sich schlecht beraten fühlen, werden zügig einen Anbieterwechsel vornehmen, um sich dauerhaft die bestmögliche Beratungsqualität zu sichern.

Das Internet hat sich zunehmend zur wichtigsten Bezugsquelle für Berufstätige innerhalb der Branche entwickelt. Insbesondere die rasche Datenbeschaffung ist dabei als elementarer Vorzug zu bewerten - wenn der Gehalt der abgerufenen Informationen stimmt.

Auch Profis vertrauen auf Berufsquellen im WWW

Was in der Theorie stimmt, wird in der Praxis bestätigt. Die Aussagen der Profis zu den genutzten Quellen können für die Anleger selbst nur hilfreich sein.

Finanzportale, auf die sich Finanz-Spezialisten verlassen, zeichnen sind zwangsläufig durch Aktualität und informative Sicherheit aus. Schließlich verstehen die professionellen Besucher ihrerseits etwas von der Materie, weshalb der Informationsgehalt auf den Portalen entsprechend hoch ausfallen muss. Welche Portale die Experten konsultieren und frequentieren, entscheidet in vielen Fällen vor allem der berufliche Schwerpunkt. Versicherungsmakler beispielsweise steuern andere Fachportal an als Banken oder freie Anlageberater, die vor allem im Bereich der klassischen Geldanlagen tätig sind.

Nachrichtenportale bieten automatische Informationsdienste

Ein wichtiges Kriterium für Privatanleger, die nach Wissenswertem zu Geldanlagen, Versicherungsthemen und anderen Branchennews suchen, ist eine möglichst unentgeltliche Bereitstellung der benötigten Fakten.

Mitgliedsbeiträge würden am Ende vor allem mit einem Minus bei den Erträgen einhergehen. Und manches Portal erhebt von Usern für den Zugang, den Newsletter-Versand und andere Extras durchaus ordentliche Gebühren. Und zwar ohne, dass Nutzer im Gegenzug eine Qualitätsgarantie erhalten für die allmonatliche Nutzungspauschale. Die Analyse von Experten in den Fachportalen ist für normale Anleger und Profis auch deshalb so bedeutend, weil sich kaum jemand mit allen Bereichen gleichermaßen gut auskennt. Und die Auswertungen in der Tageszeitung und Print-Magazinen gehen oft nicht ausreichend in die Tiefe.

Zudem spielt einmal mehr der Faktor Zeit eine Rolle. Gute Gelegenheiten an den Märkten verlangen nach kurzen Reaktionszeiten, andernfalls sind die Chancen bereits verstrichen, bevor Anleger aktiv werden. Normale Tageszeitungen können diese Anforderungen (von ihren Online-Portalen einmal abgesehen) nicht erfüllen.

Anlegerfreundliche Kommunikations-Möglichkeiten sind vorteilhaft

Was auf den ersten Blick gerade im finanziellen Zusammenhang überraschend klingen mag: Bei der Informationsbeschaffung nutzen viele Menschen durchaus soziale Medien - vor allem Facebook, wie focus.de schon im Jahr 2013 erkannt hat. Und diese Aussage trifft längst nicht mehr nur auf die junge Zielgruppe zu. Der Finanzsektor nimmt diesbezüglich nachweislich keine Ausnahmestellung ein. Broker, Banken, Versicherungen und andere Dienstleister der Branche haben längst die Chancen erkannt, die mit den bekannten „Social Media"-Diensten verbunden sind. Zugleich schaffen die Medien Transparenz bezüglich der aktuellen Konditionen. Die Profile dienen Verbrauchern zudem vielfach als Gelegenheit zur Kontaktaufnahme und zum Austausch mit anderen Anlegern. In der erwähnten HBS Medienstudie zeigten sich vor allem Sparkassen- und Genossenschaftsbanken vom Finanzportal OnVista überzeugt. Mehr als jeder zweite Befragte gab an, das Portal als Haupt-Informationsquelle im WWW zu verwenden.

Anleger müssen zur Risikoeinschätzung Fachbegriffe kennen

Mit 58 Prozent lag der Wert bei Anlageberatern, die im Dienst von Privatbanken stehen, nochmals deutlich darüber. In der Versicherungsbranche ergab die Umfrage mit fast 1.000 Teilnehmern eine Anteil von 42 Prozent. Geringer ist die Nachfrage nach den Portal-Informationen bei den freien Dienstleistern. Natürlich interessieren sich längst nicht nur Profis wie die tagesaktuellen News aus der Finanzwelt und dem Börsenumfeld. So erläutert das Manager-Magazin in einem aktuellen Beitrag, in welcher Weise Privatinvestoren vom Expertenwissen im Zuge der Investment-Analyse profitieren können. Die Ansätze und Lehren unterscheiden sich teils dramatisch. Grundvoraussetzung für den Erfolg ist zwangsläufig ein Verständnis für die Materie. Anleger müssen zumindest ein gewisses Fachwissen mitbringen, um den Inhalt der Präsentationen überblicken zu können. Ist dies nicht gegeben, kann der „Branchen-Slang" eher Verwirrung stiften, statt bei der Auswahl der geeigneten Anlageklassen und Finanzprodukte behilflich zu sein.

Investitionen ohne Risiko gibt es nicht am Markt

Und schlimmer noch: Wer sich aus Mangel an Erfahrungen blindlings auf Empfehlungen von Insidern verlässt, unterschätzt angesichts der Rendite-Chancen im Ernstfall die Risiken, die letztlich jede Investition an der Börse oder außerbörslichen Handelsplätzen bergen. Je höher die potentiellen Renditen nach Informationen der jeweiligen Anbieter ausfallen, desto höher sind die Verlustrisiken für Anleger einzuschätzen. Gewinne ohne Risiko gibt es am Kapital- und Anlagemarkt nun einmal nicht. Zumindest diese goldene Regel sollte sich jeder Anleger immer wieder vor Augen führen, um die eigenen Ziele nicht zu hoch anzusetzen. Wer eine genaue Vorstellung vom persönlichen Risiko- und Kapitalmanagement hat, kann die Internet-Berufsquellen bedarfsgerecht und praxisnah als seriöse Hilfestellung nutzen und dabei auf objektive Informationen vertrauen.




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Liebe Frauen, pfeift darauf, was angeblich "weiblich' ist

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Dieser Tage erlebte die Frauenbewegung einen neuen Atombombenanschlag auf ihre Grundpfeiler, denn der Film „Traumfrauen" erhält Einzug in die deutschen Kinosäle. Leider könnte Anika Decker, die mit diesem Film ihr Regiedebüt begeht und deren Pseudo-Feminismus wir bereits aus Filmen wie „Keinohrhasen" und „Zweiohrküken" kennen, uns Frauen nicht besser zeigen, wie sehr wir uns selbst torpedieren.

Gleich zu Beginn möchte ich vorwegnehmen, dass ich mich nicht als Hardcore-Feministin bezeichne. Ich erstrebe nicht die Matriarchalisierung des Abendlandes. Ich denke nicht, dass Frauen sich Haare an allen nur irgend möglichen Körperstellen inklusive der Zähne wachsen lassen sollten, um allen zu zeigen, wo es lang geht.

Und genauso wenig halte ich etwas davon, meinen Doktorvater als Herr ProfessorIn anzusprechen. Für mich bedeuten Frauenrechte die Gleichstellung von Mann und Frau, nicht die Vormachtstellung von XX über XY. Es ist für mich eine Bewegung, die dafür kämpft, dass der Mensch die wichtigste Rolle spielen sollte, nicht sein Geschlecht.

Aber „Traumfrauen" suggeriert uns, dass alles, was wir zum Glücklichsein benötigen, ein vielseitiger Kleiderschrank und ein Mann ist, der uns am Ende rettet. Dabei könnten die Charaktere kaum naiver und oberflächlicher dargestellt werden. Man möge sich fragen, warum eine Frau selbst eine Geschichte mit solchen Charakteren erzählen möchte. Und genau hier liegt das Problem der Frauenbewegung: Wir möchten Gleichberechtigung, wir möchten Rechte, wir möchten ernst genommen werden.

Aber wir kultivieren - insbesondere in den Medien - ein Bild von uns, das selten über die Ladies Night mit Prosecco, Shoppen und Mutterschafts-Sehnsucht hinausgeht. Und obwohl wir genau solche Klischees nicht wollen, füttern wir die Stereotypen nur noch weiter - weil es bequem ist und wir uns ja dann so „richtig weiblich" fühlen.

Frauenrechte beginnen nicht in der Politik, sie beginnen nicht in der Chefetage oder oben ohne auf dem Majdan, sie beginnen in uns selbst. Wir sollten uns erlauben, über die geschlechterspezifischen Klischees hinaus Farbe für uns selbst zu bekennen. Eine Frau ist mehr als die kreischende Zalando-Konsumentin, die nur Schuhe im Kopf hat und Dirty Dancing mittanzen kann.

Wir sollten nicht mehr an unserer eigenen Stärke oder unserem Können zweifeln, selbst wenn wir uns durch die stürmischen Gewässer der Männerdomänen schlagen. Wir sollten uns trauen, stark zu sein, und vielleicht auch manchmal ein bisschen männlich. Wir müssen nicht Prosecco trinken, wir trinken Whiskey. Wir können uns gern schmutzig machen, ohne Angst vor abgebrochenen Fingernägeln zu haben.

Wir bohren unser Regal selbst an die Wand - mit unserer eigenen Bohrmaschine. Wir wissen, dass wenn Indiana Jones gerade die Thuggee bekämpft, die Frau an seiner Seite nicht rumkreischt, sondern gefälligst die Klappe zu halten hat. Oder sich Hut und Lasso am besten gleich selbst schnappt. Wir sollten uns zutrauen, dass wir vom Einparken bis zur intellektuellen Diskussion alles können und uns nicht dahinter verstecken, dass wir angeblich von der Venus kommen und dass frau das ja alles gar nicht muss. Oder darf.

Viele Frauen befürchten, an Weiblichkeit einzubüßen, sobald sie sich aus der typischen Damenrolle hinausbewegen. Eine im Jahre 2013 auf den Philippinen ausgestrahlte Werbung von Pantene - und die damit verbundene Kampagne #WhipIt - beschrieb die Befürchtungen gut, die Frauen haben, sobald sie sich für sich und ihre Karriere einsetzen. Die Angst, schnell als herrisch, egoistisch und aggressiv zu gelten, besteht nicht nur für Frauen in diesem Kulturkreis. Deshalb scheinen sich viele lieber in der Komfortzone zu bewegen, die die Gesellschaft - insbesondere Frauen selbst - ihnen gibt und für okay befindet: Beauty, Mode, Sexualität.

Unbestritten haben Serien wie „Sex and the City" zumindest dazu geführt, das Thema Sex bei Frauen zu liberalisieren. Dass diese Serie das sonstige Bild von Frauen niederbrennt wie ein Polyester-BH, sei hier außen vor gelassen. Wir werden nicht mehr (nur) als „Objekt der Begierde" bagatellisiert, sondern scheinen uns zumindest im Boudoir das sexuelle Remis erkämpft zu haben.

Und das wird von Filmen wie „Traumfrauen" auch thematisiert, bewirkt dort aber leider genau das Gegenteil. Denn es ist auch falsch zu glauben wir würden Stärke beweisen, wenn wir die Männer genauso als Wegwerf-Artikel betrachten, wie wir es ihnen unterstellten. Denn so verkaufen wir uns unter Wert, wieder einmal.

Und geht es um die berufliche und persönliche Entwicklung, legen wir all das Gelernte erst recht beiseite. Wir entschuldigen uns gern damit, wir wollten kein Mannsweib sein und seien doch zu sozial, um Konflikte progressiv anzugehen oder eine entschlossene Forderung zu stellen. Und verwechseln dabei angebliche Bescheidenheit gern mit mangelnden Cojones für die eigene Sache.

Unumstritten gibt es viele Nationen, in denen Frauen gar nicht erst die Möglichkeit haben, sich selbst zu verwirklichen. Hier ist zweifellos die Baustelle der Frauenrechte deutlich größer, um für Frauen überhaupt die Möglichkeiten zu schaffen, in Unternehmen, in der Politik oder auch an Universitäten eine Karriere zu starten. Insbesondere die Kampagne HeForShe der UN Women setzt sich dafür ein, dass auf globaler Ebene Frauen die gleichen Rechte ermöglicht werden wie Männern - mit Hilfe von Männern. Und das ist auch gut so.

Aber es ist falsch zu glauben, dass Männer generell für uns die Kämpfe austragen müssen, und genauso wenig Alice Schwarzer oder die Femen-Bewegung. Stattdessen sollten wir darauf pfeifen, was "weiblich" ist, und uns den Dingen widmen, die uns wirklich wichtig und die wir wirklich sind.

Denn eine Frau zu sein geht über gutes Aussehen, sexuelle Selbstbestimmung oder den Mädelsabend hinaus. Es geht darum, aus unserem innersten Selbst, mehr sein zu wollen und zu können als ein hübsches Mädchen. Denn wir können alles sein - unser eigener Retter und unsere eigene Traumfrau.




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Auch auf HuffingtonPost.de: Ägypten:
Blonde Studentin auf Universitätsgelände in Kairo belästigt

20 fiese Dinge, die ich meinen Kindern antue, für die ich mich aber überhaupt nicht schuldig fühle

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Die folgende Liste ist durch meine Frau, mich und ein paar andere Mitschuldige entstanden, deren Namen ich bis zu meinem Tod verteidigen werde. Diejenigen wissen, dass sie gemeint sind und fühlen sich ebenfalls nicht schuldig.

1. Ich versuche schon seit einer Weile, die billige Erdnussbutter leer zu kriegen. Wenn wir uns ein Sandwich machen, bekommen die Kinder die Billige. Ich krieg die Gute. Ich bin wählerisch... und egoistisch.

2. Wenn das Brot zu Ende geht, geben wir den Kindern immer das Endstück. Sie denken, es ist das "besondere" Stück.

3. Ich esse die Füllung aus den Oreos und gebe meinem Sohn den ekligen Keks-Teil.

4. Wenn die Kinder vor dem zu Bett gehen noch etwas essen wollen, sage ich ihnen, dass sie davon Alpträume bekommen. In der Minute, in der sie eingeschlafen sind, mache ich mir ein zweites Abendessen. Aus Eiscreme. Ich schlafe wie ein Stein.

5. Wir nehmen Batterien aus den nervigen Spielzeugen und sagen den Kindern, dass sie kaputt sind. Wenn wir die Batterien wieder reintun, führen wir uns auf wie spielzeugreparierende Götter. Liebet uns, die wir euer Spielzeug repariert haben.

6. Wenn jemand meinen Kindern Saft gib, verdünne ich ihn heimlich solange mit Wasser, bis das einzig saftige an dem Ganzen die Farbe ist. Sollten meine Kinder jemals echten Saft probieren, platzt ihnen wahrscheinlich der Kopf.

7. Ich klaue das Lieblingsspielzeug meines Sohnes, damit er sich mit mir beschäftigen muss.

8. Ich esse all die guten Halloween-Süßigkeiten. Meine Kinder wissen nicht, dass es Reese's Peanut Butter Cups gibt.

9. Wenn meine Tochter schläft, starre ich sie so lange an, dass es schon nicht mehr normal ist.

10.Ich habe ein spezielles Signal, das meiner Frau bedeutet, das WLAN-Modem auszustöpseln. Dann tue ich so, als ob ich sehr, sehr traurig bin, weil wir nicht Winnie Pooh auf Netflix, oder zum dritten Mal an diesem Tag schauen können.

11. Ich habe meinen Kindern nie beigebracht, die Uhrzeit zu lesen, nur damit ich sie im Winter um sechs ins Bett schicken kann. Ich hoffe, das klappt bis sie Teenager sind.

12 Ich sage meiner Tochter nicht, dass sie den Buchstaben J immer falsch herum schreibt, weil ich nicht will, dass sie aufhört, es zu tun. Nie.

13. Ich sage meinen Kindern, dass es den Weihnachtsmann gibt. Nicht weil ich will, dass sie an Magie glauben, oder weil ich es mag, sie zu beschenken, sondern weil ich es praktisch finde, dass es ein mystisches Wesen gibt, dessen beliebiges Urteil über Richtig und Falsch es mir erlaubt, das Verhalten meiner Kinder zu steuern.

14. Mein Jüngster besteht darauf, dass er nur Hähnchen mag. Aber eigentlich mag er alles. Hamburger sind "braunes Hähnchen", Salat ist "grünes Hähnchen", Möhren sind "Möhren Hähnchen". In unserem Haus gibt es jeden Abend "Hähnchen".

15 Wenn ich sauer auf meine Tochter bin, pupse ich, wenn ich aus ihrem Zimmer gehe.

16. Manchmal singe ich die letzte Strophe des Gute-Nacht-Liedes absichtlich falsch und sage, das es so nicht zählt. Nur damit ich noch ein Lied mit ihr singen kann.

17. Ich bin mit einem Textmarker in der Hand eingeschlafen und habe die ganze Microfaser-Couch beschmiert. Ich sage jedem, dass es meine dreijährige Tochter war.

18. Manchmal, wenn ich mit meinem Sohn spiele, tue ich so, als ob meine ausgedachte Figur ein Nickerchen macht. Batman macht viele Nickerchen in unserem Haus.

19. Als unser Kind noch klein war, haben wir geklatscht und ihn bejubelt, wenn er hingefallen ist. Wir dachten, wenn wir geschockt zu ihm hinlaufen, fängt er an zu weinen. Aber wir haben gejubelt und er ist wieder aufgestanden, stolz auf die Show, die er abgeliefert hat. Jetzt hat er vor nichts Angst. Und wir haben ein Monster erschaffen.

20. Ich liebe meine Kinder zu sehr. Viel zu sehr. Die Art von Liebe, die weh tut. Die Art von Liebe, die wie ein offener Nerv frei liegt. Ich bin zu 100 Prozent verletzlich.

Meine Kinder könnten mich zerstören, und manchmal tue ich so, als ob ich angepisster wäre als ich es bin, damit sie nicht die Wahrheit herausfinden. Die Wahrheit ist, dass sie gewinnen. Auch wenn sie nicht wissen, dass sie gewinnen. Und die Wahrheit ist, dass es mir merkwürdigerweise gar nichts ausmacht.

Ok, ihr seid dran. Wofür fühlt ihr euch nicht schuldig?

Eine frühere Version dieses Textes ist auf John Kinnear's Blog "Ask your Dad" erschienen.

Dieser Blog ist ursprünglich bei der Huffington Post USA erschienen und wurde von Kathrin Witsch aus dem Englischen übersetzt.

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Video:
Video: Nach diesem Video denkt ihr vielleicht anders über andere Mamas auf dem Spielplatz








Gibt es Religionsfreiheit für Muslime in Deutschland?

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Die rechtliche Situation des Islam in Deutschland ist unbefriedigend. Die christlichen Kirchen wie auch die jüdische Religionsgemeinschaft sind als Körperschaften des Öffentlichen Rechts in Deutschland anerkannt. Sogar die relativ kleine religiöse Gruppierung der Yeziden ist als Religionsgemeinschaft anerkannt.


Aufgrund dieses Status genießen sie eine Reihe von Rechten aber auch Pflichten, die ihnen mehr Partizipation und damit auch die Ausübung ihrer verfassungsrechtlich verbrieften Religionsfreiheit in der deutschen Gesellschaft garantieren. Verfassungsrechtlich verlangt das Grundgesetz, dass auch die kollektive Religionsfreiheit für die Muslime verwirklicht wird.

Die Religionsfreiheit für Muslime in Deutschland existiert rechtlich überhaupt nicht. Muslime haben allenfalls eine Versammlungs-und religiöse Vereinigungsfreiheit, die sie in Vereinen ausüben.


Muslime stören sich an dieser einseitigen Diskriminierung und verfolgen das Ziel der Anerkennung ihrer Religion als „Religionsgemeinschaft" oder „Körperschaft des öffentlichen Rechts" (KdöR).

Das Ziel, den Islam in Deutschland mit anderen Religionsgemeinschaften rechtlich gleichzustellen, folgt letztlich auch aus dem Grundgesetz. Für den Staat bringt dieser rechtliche Zustand den Vorteil, dass diese Religionen in Deutschland über eine Repräsentationsstruktur verfügen, die eine Kooperation und den Dialog mit ihren Vertretern ermöglicht. Außerdem würde eine rechtliche Verbesserung die gesellschaftliche Teilhabe der Muslime am gesellschaftlichen Leben in Deutschland enorm fördern und wäre damit ein wichtiger Beitrag zu ihrer Inklusion.

Muslimen wird des Öfteren vorgeworfen, sie seien weder willig sich zu „integrieren", noch seien sie „integrierbar" in „die" deutsche Gesellschaft. Was aber, wenn die „deutsche" Gesellschaft, und das von höchster Instanz, einen Keil zwischen die Integrationsbereitschaft und die Muslime schiebt? Bund und Länder können sich einer Anerkennung muslimischer Religionsgemeinschaften nicht verweigern. Wenn die entsprechenden Voraussetzungen erfüllt sind, die an eine Anerkennung als Religionsgemeinschaft oder an eine Körperschaft des öffentlichen Rechts geknüpft sind, muss der Islam auch rechtlich anerkannt werden.

Wenn Muslime in Deutschland fordern, den Islam als Religionsgemeinschaft anzuerkennen, verlangen sie keine extra Wurst. Es ist nur eine Frage der Gerechtigkeit und das Recht der Muslime, sowas zu fordern. Der Staat muss sich nach den Worten des Bundesverfassungsgerichts als „Heimstatt aller Bürger" verstehen, unabhängig von ihrem religiösen oder weltanschaulichen Bekenntnis. Der Staat darf sich daher nicht mit einem bestimmten religiösen oder weltanschaulichen Bekenntnis identifizieren, sondern muss allen Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften neutral und tolerant gegenüberstehen. Also auch dem Islam und den Muslimen.

Die fehlende rechtliche Anerkennung des Islam in Deutschland verletzt die Religionsfreiheit der in Deutschland lebenden Muslime und ihren Anspruch auf Gleichberechtigung in der Religionsausübung.


Das Bundesverfassungsgericht hat in unzähligen Entscheidungen bekräftigt, dass der Staat verpflichtet ist, selbst Raum für die aktive Betätigung der Glaubensüberzeugung zu sichern. Das Grundgesetz sichert die Religionsfreiheit in Artikel 4 des Grundgesetzes. Geschützt wird nicht nur die individuelle Glaubensfreiheit, sondern auch der Status von Religionsgemeinschaften an sich. Der Menschenrechtler Heiner Bielefeldt sagte:

„Wie alle Menschenrechte verlangt die Religionsfreiheit Gleichberechtigung."


Einige verwechseln das Neutralitätsgebot des Staates mit dem Laizismus. Zwar herrscht in Deutschland der Grundsatz religiöser Neutralität des Staates. Er ist aber nicht mit einem strikten Laizismus zu verwechseln, wie er etwa in Frankreich herrscht. Vielmehr ist neben der Glaubensfreiheit des Einzelnen (Artikel 4 Grundgesetz) auch die Kooperation mit Religionsgemeinschaften und in Grenzen auch deren Förderung verfassungsrechtlich verankert. Der Staat hat für die Förderung des religiösen Lebens günstige Bedingungen zu schaffen, damit die Bürger auch wirklich in der Lage sind, ihre religiösen Rechte auszuüben und die religiösen Pflichten zu erfüllen.

Falls eine Ausgrenzung des Religiösen aus dem öffentlichen Raum von Staats wegen vorangetrieben wird, verstößt dies zugleich gegen die Religionsfreiheit nach dem Grundgesetz; denn die Religionsfreiheit umfasst immer auch das öffentliche Bekenntnis bzw. das öffentliche Wirken der Religionsgemeinschaften. Günstige Bedingungen für die Förderung des religiösen Lebens, damit muslimische Bürger auch wirklich in der Lage sind, ihre religiösen Rechte und Pflichten auszuüben, fehlen in Deutschland. Insofern ist eine wichtige Komponente der Religionsfreiheit, den Religionsgemeinschaften auch die Betätigung in der gesellschaftlichen Öffentlichkeit zu eröffnen, nicht erfüllt.

Die Inklusion des Islams in das religionsverfassungsrechtliche System Deutschlands ist eine politische Prüfung für die Wertschätzung und Anerkennung, die anderen Religionen entgegengebracht wird. An dieser Prüfung entscheidet sich, ob Bund und Länder in die deutsche Verfassung integrierbar sind oder nicht. Im Unterschied zum Vereinsstatus ist der Körperschaftsstatus für die Religionsgemeinschaften vor allem wegen des Rechts zur Erhebung von Steuern interessant. Auch die Dienstherrenfähigkeit, also die Befugnis, Beamte zu haben und somit Dienstverhältnisse öffentlich-rechtlicher Natur zu begründen, die nicht dem Arbeitsrecht und dem Sozialversicherungsrecht unterliegen. Somit wäre das Problem mit der Lehrerin mit Kopftuch auch gelöst. Muslimas lehren dann einfach an (islamischen) Schulen mit Kopftuch. Der Direktor der Schule wäre vielleicht sogar selbst ein Muslim und die Muslima mit Kopftuch würde genauso als Beamtin gelten, wie jede andere Lehrerin auch. Mit dem Körperschaftsstatus würden islamische Glaubensgemeinschaften eine Vielzahl von Sonderrechten wie steuerliche Begünstigungen und Gebührenbefreiungen erhalten.

Oder sie würden eine Vorrangstellung im Bereich der Sozialhilfe und Wohlfahrtspflege, Entsenderechte in Rundfunkräte und in die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften besitzen. Wenn muslimische Vertreter beispielsweise im Rundfunkrat der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten sitzen, müsste eine Falschaussage oder eine Diskriminierung gegenüber den Muslimen und dem Islam zuerst an den Muslimen im Rundfunkrat vorbei. Dies wäre eine Verbesserung des öffentlichen Bildes der islamischen Religion. Da zurzeit kein Muslim in irgendeinem Rundfunkrat sitzt, der auch tatsächlich die Muslime vertritt, kann über den Islam und die Muslime ungehindert alles berichtet werden, sei es korrekt oder nicht.

Konsequenz wäre im Übrigen auch eine Partizipation der Muslime im Programm des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks: Es könnte dann analog zum Wort zum Sonntag für Muslime künftig z.B. auch ein Wort zum Freitag geben. Auch ließen sich Regelungen über Gebetsmöglichkeiten in Krankenhäusern und zu religiöser, seelsorgerischer Betreuung von Gefängnisinsassen entwickeln. Jedenfalls gehen mit der Verleihung des Körperschaftsstatus erheblicher Prestigegewinn und Zuwachs an gesellschaftlichem Einfluss einher.

Muslime müssen von der Politik als Teil der Gesellschaft akzeptiert werden.


Langfristig gehört zur Inklusion auch, dass der Islam als Religionsgemeinschaft mit allen Rechten und Pflichten anerkannt wird. Zur Inklusion bedarf es auch an mehr Beteiligungsmöglichkeiten für muslimische Bürger.

Bei einer einseitigen Diskriminierung einer Religionsgemeinschaft darf man sich nicht wundern, wenn Einzelne sich ausgegrenzt fühlen. Kritiker verweisen gerne auf die Religionsfreiheit anderer Religionen in muslimisch geprägten Gesellschaften, dem können wir entgegnen, dass wir nur für das verantwortlich sind, worauf wir einen (direkten) Einfluss haben.

Kritiker schimpfen gerne auf Verletzung der Religionsfreiheit in muslimischen Gesellschaften, um die Verletzung der Religionsfreiheit der Muslime hier in Deutschland zu legitimieren.


Fakt ist: Es gibt für Muslime in Deutschland keine Religionsfreiheit; lediglich eine Vereins- und Versammlungsfreiheit, weil der Islam in Deutschland nicht als „Religion" als solche anerkannt ist, sondern lediglich als e.V.




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90 Prozent der Führungskräfte wissen nicht, was Performance Marketing bedeutet. Sie?

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Der Begriff „Performance Marketing" ist eine recht neue Terminologie unter den Fach- und Führungskräften des Online Marketing. Man begegnet ihm immer häufiger auf dem Pfad durch den, für viele, so undurchsichtigen Dschungel moderner und verwirrender Begriffe, nebst SEO, SEA oder Display Advertisement.

Man muss schon einen fortgeschrittenen Kenntnisstand im Online Marketing vorweisen, um bei „Display Advertisement" nicht die Assoziation mit seinem Smart-Phone oder heimischen Fernseher mit 42 Zoll Display aufkommen zu lassen.

Performance im Marketing - Eine Definition

Performance Marketing ist die operative Umsetzung von strategisch geplanten Marketingvorgehen bzw. Kampagnen in digitalen Kommunikationskanälen, mit dem Zweck permanenter und kennzahlengestützter Optimierung (Controlling) der Leistung auf allen Ebenen, mit dem Ziel der effizienten Verwendung der eingesetzten Mittel zur höchst möglichen Maximierung des dadurch generierten Umsatzes (Return of Investment).

Die Makroanalyse

Wie der Name bereits sagt, geht es um Leistung. Genauer gesagt um Leistungsmessung im Marketing. Eine Messbarkeit hat sich über den Einsatz von Marketing- und Verkaufsinstrumenten in den digitalen Medien etabliert. So wie die Affinität der Nutzer steigt, sich in den digitalen Welten wie Facebook, Webshops, Nachrichtenseiten und weiteren Internetangeboten aufzuhalten, so steigen auch die Möglichkeiten, das Verhalten und den Bedarf einer Zielgruppe zu analysieren und Werbung bzw. Botschaften zur Motivation einer Handlung (z.B. Kauf) zu platzieren.

Man nennt diese Plattformen digitale Kommunikationskanäle und der „Otto-Normal-Konsument" kann in transparente, digitale Milieus klassifiziert werden. Dadurch entstehen eine Vielzahl von Kennzahlen und Metriken, die sonst und nur zum Teil aus der Finanzwirtschaft bekannt sind.

Die Mikroanalyse

An sich, so könnte man meinen, sollte dieses genannte effiziente Vorgehen doch selbstverständlich sein. Ist es jedoch leider nicht. Aufgrund der Komplexität der einzelnen Fachbereiche und die Ausrichtung der klassischen Studiengänge des Marketings und des Managements, ist es nahezu unmöglich, alle Teilbereiche des digitalen Marketings in granulare Teilchen zu analysieren und vor allem das notwendige Wissen bereit zu stellen, um die erforderlichen und teilweise sehr kleinen, auf dem ersten Blick indifferenten Stellschräubchen zur Effizienzsteigerung in Bewegung zu setzen.

Kurse des Online-Marketings befassen sich meist mit einzelnen Teilbereichen, nicht aber mit der interdisziplinären Methode des Performance Marketings.

Der Kompetenz-Mix - Essenziell für ein effektives Online Marketing

Von welchen Skills sprechen wir also? Wichtig ist ein grundlegendes Verständnis der gängigen Online Marketing Instrumente, wie z.B. Google Adwords, Facebook Werbung und auch Suchmaschinenoptimierung. Für jeden Bereich gibt es Spezialisten. Zu Recht, denn die Prämissen für Erfolg in genannten Sparten ändern sich höchst rasant und sind an sich komplex.

Zum praktischen Online Marketing Wissen müssen wir noch verkaufspsychologische- und werbepsychologische Instrumente ergänzen. Denn die immer wieder kehrende Fragestellung lautet: „Wann verkauft sich ein Werbemedium am besten?".

Je mehr interdisziplinäre Kompetenzen im Online Marketing Mix vorhanden sind, umso eher kann man, unter der Annahme, dass eine permanente Leistungskontrolle stattfindet, von Performance Marketing sprechen.

Performance Marketing am Beispiel „Happy-Bello" - Instrumente und Kennzahlen

Nehmen wir einmal den fiktiven Webshop Happy-Bello. Happy Bello verkauft Hundehalsbänder. Für die Online Werbung verwenden wir das Textanzeigenportal Google Adwords.

a. Die Analyse: In AdWords lassen sich Kampagnen in einem Pre-Test planen, so erhalten wir Aussagen über die geschätzten Auswirkungen der Kosten, Klickpreise, Klicks, Konkurrenzsituation, Impressionen und sogar Verkäufe und die voraussichtliche Affinität der Verwendung mobiler Endgeräte. Anhand dieser Erkenntnisse können wir eine Kampagne erstellen.

b. Kampagnenerstellung: Wir richten die Kampagne auf eine Region aus, definieren Keywords (und diese strategisch sinnvoll, evtl. beeinflusst durch hohe Konkurrenz Situation, nur im Long Tail). Das bedeutet: "Wir werben nur für blaue Hundehalsbänder mit Edelsteinen."

c. Der Bogen von Zielseite zur Textanzeige - jetzt beginnt die eigentliche Komplexität: Eine Erläuterung der nun folgenden Kennzahlen würde den Rahmen sprengen. Sie seien jedoch im Einzelnen genannt: Der Text einer Textanzeige wirkt sich direkt auf das Klickverhalten, den Qualitätsfaktor und somit auf die Anzeigenposition und Kampagnenleistung aus.

Ebenso verkaufspsychologische Aspekte spielen hier eine Rolle. Weiterhin wird die Leistung der Kampagne beeinflusst durch den Inhalt und Darstellung der Zielseite auf den Ebenen Text, Keywords, URL und Relevanz -diese Themen findet man eigentlich in der Suchmaschinenoptimierung.

Auf der Zielseite spielt die sog. Conversion Optimierung eine wichtige Rolle. Sie ist die hohe Kunst, den Benutzer mit psychologischen Faktoren zu einer Handlung (Klick, Kauf, Daten eintragen) anzuregen. Weiterhin gewinnt eine Kampagne an Leistung, wenn diese korrekt und nach Google Richtlinien mit Einsatz der Zusatzoptionen wie: Werbezeitenplanung, Preisanpassung bei Klickgeboten bei mobilen oder Desktopgeräten, Ausschluss von Keywords und z.B. Gebotsanpassung je nach Region bedient wird. Hier reden wir von den allgemeinen Basics im Bereich Search Engine Advertisement.

d. Für ein permanentes Controlling betrachten wir u. A. die Kennzahlen: Anzeigenposition, Kosten pro Klick auf eine von uns geschaltete Anzeige (CPC), Klickrate (Verhältnis von Anzeigenschaltungen zu Klicks (CTR)), Anzeigen-Einblendungen (Impressionen) und im besten Falle die Kosten pro Verkauf eines mit Edelsteinen besetzten blauen Hundehalsbandes (CPO). Hier greifen wir auf analytisches und betriebswirtschaftliches Wissen zurück.

e. Eine weitere Konstante ist auch die Vergleichbarkeit mit weiteren Marktteilnehmern. So bietet AdWords eine direkte Vergleichsoption mit weiteren AdWords Kunden, die mit den gleichen Keywords werben wie mit unserem Hundehalsband-Shop Happy- Bello.

Dieser Analyse-Mix wird nun fortwährend durchgeführt und bildet die Grundlage für eine sehr große Anzahl an Anpassungsmöglichkeiten in Werbemedien, Kampagneneinstellungen und den Zielseiten.

Was bedeutet das nun konkret?

Viele Marktteilnehmer unterliegen dem Irrtum, so eine AdWords Kampagne sei doch schnell angelegt und „bringt dann Umsatz". Das mag bei geringer Konkurrenz und ausreichend Budget vielleicht stimmen. Doch immer wieder erlebe ich in der Praxis ein Szenario, welches mich erschaudern lässt. Viele Agenturen verlangen für ein reines Setup horrende Gebühren, die eigentliche Performance und die Optimierung einer Wirtschaftlichkeit bleibt jedoch vollkommen aus.

Ein Optimierungsprozess in AdWords kostet natürlich auch ein gewisses Entgelt für die Leistung. Die Effekte jedoch sind deutlich in den geringeren Werbekosten und gesteigerten Verkaufszahlen messbar. In Kennzahlen ausgedrückt, bedeutet das z.B. geringere Kosten pro Klick, eine höhere Anzeigenposition bei Google, eine gesteigerte Reichweite des Werbemediums oder mehr Käufe im Shop, bei gleichbleibender oder gesteigerter Besucherzahl und deutlich bessere Sichtbarkeit bzw. Auffindbarkeit gegenüber der Konkurrenz.

Die Zielmatrix im Performance Marketing

Losgelöst vom oben genannten Beispiel können im Performance Marketing verschiedene Ziele mit unterschiedlichen Instrumenten und Vorgehen erreicht werden. Darunter zählen: Steigerung der Markenbekanntheit (Branding), dies gilt insbesondere für Werbemaßnahmen mit Bildanzeigen und dem Einsatz von Bewegtbild.

Kommunikation und Interaktion mit der Zielgruppe, dabei Transport von Emotion, Monitoring der Kundenstimmen, sowie Konfliktschlichtung bei z.B. Negativ-Äußerungen zur Schadensbegrenzung. Auch hier gibt es eigene Metriken und Tools zur Unterstützung. Weiterhin können Leads (Zielkontakte) generiert werden oder der Verkauf (Umsatzerhöhung) direkt erfolgen.

Einschub: Hier sehen wir wieder eine starke Korrelation von der Erhöhung der Markenbekanntheit, welche durch Reichweiten und Anzeigenhäufigkeit gemessen wird. Je häufiger ein Produkt / eine Marke dem Konsumenten „vorgeführt" wird, um so vertrauter wird dieses Angebot / die Marke. Dieses Vertrauen, ohne Skalierung, ist eine wichtige Prämisse für die Affinität eines Benutzers zum finalen Kauf des Produktes oder dem Angebot der Marke.

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Störfaktoren im Performance Marketing

Wie bereits einleitend erläutert, ist ein interdisziplinärer Erfahrungsschatz von großer Bedeutung im Performance Marketing. Das folgende Beispiel möchte dies von einer anderen Ebene verdeutlichen. Einer meiner Kunden, ein Spielzeug Shop, klagte über häufige Abbrüche des Bestellprozesses gerade bei den letzten Schritten des Weges zur Kasse und beim Kaufabschluss (Checkput-Prozess).

Viele der klassischen Optimierungsmaßnahmen schlugen fehl (Erhöhung des Vertrauensfaktors, Farbpsychologie, Umgestaltungen). Ein Tracking sowie eine weitere Analyse der Benutzer brachten keine Erkenntnis. Nimmt man aber den Fachbereich der Servertechnologie mit in den Analyseprozess, wurde klar, wo das Problem lag. Der Shop wurde auf einem Server gehostet, der nur zu unregelmäßigen Zeiten an seine Belastungsgrenze gestoßen ist und nicht für das Shopsystem (in diesem Falle Magento) optimiert war.

Diese Überlastung führte zum Abbruch von Scripten beim Bezahlprozess. So hatten wir in den Tests keine Unregelmäßigkeiten feststellen können, die User in den Intervallen der Spitzenauslastung konnten jedoch den Kauf nicht abschließen. Das ist verlorener Umsatz. Auch das hindert die Performance und zählt zum Performance Marketing.

Ausblick

Mit den immer weiter wachsenden digitalen Angeboten wachsen auch die Möglichkeiten der Analyse und Verhaltensmessung der Benutzer. Die Technologie schreitet rasant voran, ebenso die Datenaggregation unter dem Buzzword „Big Data". Die großen Suchmaschinen haben großes Interesse an der Erhebung und Bereitstellung der Daten, genauso wie einzelne kleinere Vertreter, wie z.B. Apps auf mobilen Geräten.

Sehen Sie sich einmal genau an, welche Daten Sie vor der Installation einer App tatsächlich freigeben. Je mehr Daten verfügbar sind, umso besser die Analysemöglichkeiten, umso mehr Methoden zur Optimierung können entwickelt werden.

Selbst klassische Printprodukte lassen sich heute in Teilen ebenso mit digitalen Trackingmechanismen ausstatten. So liegt der Gewinn zukünftig nicht nur im Einkauf, sondern wesentlich in der permanenten Analyse und Optimierung der digitalen Wertschöpfungsprozesse.




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Kapitalismus, Industrialismus und Freiheit (Teil 1 von 3)

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Mit der Industrialisierung waren einstmals sehr große Hoffnungen und Versprechungen verbunden. Die harten Knochenarbeiten und nervtötenden Routinearbeiten sollten schrittweise von leblosen Maschinen übernommen werden, sodass der Mensch und jeder Mensch freigestellt würde für immer Schöneres und Besseres.

Nun sind in den Industrienationen die schlimmsten Drecks- und Muskelarbeiten tatsächlich beinahe verschwunden, aber die Menschen arbeiten immer noch nicht weniger, sondern eher mehr als zu Zeiten der Ochsen und der Pferde.

Die Produktivität der Arbeit ist durch maschinelle Rationalisierung so gesteigert worden, dass die Erwirtschaftung des Lebensnotwendigen nun immer weniger durchschnittliche Arbeitszeit erfordert. Aber statt die durchschnittliche Arbeitszeit daraufhin schrittweise zu drosseln, um endlich mehr leben als schuften zu können, wird sie eher erhöht und mit mehr Arbeit vollgepackt, um sich im Überfluss noch mehr Überflüssiges kaufen zu können.

Je mehr und bessere Maschinen entwickelt werden, umso stärker wird gleichzeitig die menschliche Arbeitskraft beansprucht, um ihre Kaufkraft zu steigern. Besser als das Leben ist nur ein besseres Leben, und als besser gilt nun ein Leben, das sich immer mehr und Besseres leisten kann, je mehr es leistet.

Als der antike Sokrates auf einen Markt ging, soll er angesichts der Warenfülle gesagt haben: „Wie vieles gibt es doch, was ich nicht brauche." (Und wofür er also nicht schuften musste.) Der Weise von heute sagt: „Man tut seinen Job, den man hasst, um sich Dinge kaufen zu können, die man nicht braucht." Oder die man nicht brauchen sollte, wenn man zu leben verstünde.

Wer den lieben langen Tag, den Gott werden lässt, für Lebensmittel hart arbeitet, hat keine Zeit und Kraft mehr zum Leben selber. Die Mittel und Wege haben die Zwecke und Ziele aufgefressen. Mit weniger Geld und mehr Zeit könnte man recht gut leben, mit mehr Geld aber nur weiterschuften für noch mehr Geld - und das aus purer Angst vor Hungertod, Inflation und Pennerdasein.

Aber wer mit viel mehr Freizeit nicht viel mehr anzufangen wüsste, der schlägt seine Zeit doch viel lieber mit Schuften tot als mit Billig-Bier vor Online-Pornos oder mit guten E-Büchern auf Lese-Sofas. Geld arbeitet produktiver als Menschen: Erträge aus Vermögen überflügeln Erträge aus Erwerbsarbeit.

Das Schuften für Reichtümer wurde inzwischen ein hochgeistiges Armutszeugnis, aber man braucht schon einen materialistischen Idealismus, um sich tagtäglich dem Wertgesetz des von Menschen geschaffenen Kapitalgroßautomaten zu unterwerfen, statt mit bescheideneren Mitteln sein kurzes Leben zu genießen. Wem Zeit nicht mehr ist als Geld, schlägt sie am besten lebenslänglich mit Überstunden tot.

Wenn viel Freiheit mit viel, viel Freizeit beginnt, dann endet sie in Büros und Fabriken. Aber „wir verwirklichen uns selbst" am Arbeitsplatz fern der Sonne, heißt es heute. Statt ganz neue Bedürfnisse nach immer anspruchsvollerem Leben zu entwickeln, lässt man sich zunehmend einwickeln von immer denselben Bedürfnissen nach immer alberneren Hochindustrieprodukten und kindischeren Prestigesymbolen, nach ressourcenvergeudenden Krach-Autos und überwachten Daten-Highways.

Wer selbst in der Jugend kein Idealist war, sondern schon als Realist und Pragmatiker geboren wurde, wird seinen Brotberuf ja vor allem danach aussuchen, wie viel Wohlstand er verspricht und wie viel soziales Prestige er voraussichtlich abwerfen wird. Zu oft wird heute nicht Lehrer, wer eine pädagogische Ader hat, sondern wer Beamter werden will und für weniger Arbeitsstunden mehr Geld und Sozialprivilegien bekommt und inzwischen sogar noch zusätzlich ungestraft „bummelstreiken" darf.

Man wird nicht Jurist, weil man schon als Jugendlicher den Erniedrigten und Beleidigten zu ihrem guten Recht verhelfen will, sondern weil das ein gut dotierter Akademikerposten ist mit erklecklicher Nobelplatzierung im Sozial-Ranking. Das Akademikerkind studiert nicht häufig aus unbezähmbarem Interesse an den studierten Fächern.

Man wird zu oft nicht Arzt, weil man erst einmal die unwiderstehliche Neigung und Eignung zum Helfen und zum Heilen hat, sondern weil schon Eltern und Großeltern Hochschulen absolviert haben und man an deren Lebensstandard inzwischen suchtgewöhnt ist.

Man sieht einen Fortschritt darin, seit Luther nicht mehr der Meinung zu sein, dass Arbeit schändet, sondern der Überzeugung zu sein, dass selbst Industriearbeit adelt, wenn sie die Familie mehr als nur ernährt. Die Antike hielt sich Sklaven, weil sie der wohlbegründeten Ansicht war, dass Arbeit schändet.

Die Antike irrte nicht, weil Arbeit in Wirklichkeit adelt, sondern weil Sklavenhalterei eine uralte Schande der Menschheit ist. Sobald aber menschliche Arbeitssklaven durch seelenlose Maschinen mal ersetzbar waren, sollte Arbeit wieder schänden und das sein, was sie für Menschen seit allem Anbeginn der Zeiten gewesen ist, ein Fluch, vor allem Arbeit für Dinge, die über die alltägliche Notdurft und über „Gottes Luxus" weit hinausgehen.

Für Essen und Trinken, für ein Dach über dem Kopf und für bescheidenen Komfort wie Waschmaschinen und Kühlschränke müsste niemand auf der Welt beim derzeitigen hochindustriellen Arbeitsproduktivitätsstand mehr als eine einzige Stunde täglich arbeiten müssen.

Wer mehr arbeitet, tut das für seinen Luxus - oder eben für den Luxus seiner Ausbeuter. Wer mehr schuften will, um sich lächerlichen Tand wie Eigenheime und Nobelrestauranttrips, Smartphones und Swimmingpools, Luft verpestende Mord-PKW und spritfressende Flugzeugreisen leisten zu können, soll das tun dürfen, soweit er anderen damit nicht das Leben schwerer macht: Und das dürfte schwerfallen. Kurz: Ist das Leben lang genug, um es mit stupidem Sex und Sport, Reisen und Basteln, Surfen und Autofahren, Wellness und Fernsehen, Joggen und Yoga zu verspielen?

Wer den Sinn seines Lebens darin findet, sich einen Posten in der arbeitsteiligen Hochleistungsgesellschaft zu suchen, hat sich kaum oft genug gefragt, ob er ein besonders sinnvolles Leben gewählt hat. Der Sinn eines Lebens als Autotechniker, Consultant, Kaufmann, Händler, Coach, Medienexperte, Werbegraphiker, Kulturbetriebsnudel etc. etc. besteht darin, seine Kohle zu scheffeln, nicht in der Tätigkeit selbst, die meist völlig sinnfrei ist und deren Nutzen eher in ihrem Schaden liegt, also darin, Kapital irgendwo zu vernichten, um anderswo Kapital anzuhäufen.

Wer nicht langsam aber sicher wieder ein unabweisbares Gefühl dafür entwickelt, dass es eine Schande sein sollte, sein Leben als „kreatives" Funktionsrädchen in einem arbeitsteiligen Gesamtgetriebe von Betrieben zu beschließen, der weiß gar nicht mehr, was Leben ist und schon einmal war, bevor es in Erwerbsarbeit ausartete, erst ins Umwühlen des von Gott verfluchten Ackers und dann ins immer arbeitsintensivere Bedienen immer ausgefuchsterer Maschinenparks.

Als der Steinzeitmensch noch gemächlich seiner Herde folgte, noch kein einziger Getreidehalm angebaut war, noch niemand ein abgestecktes Stück Land dem Weltenschöpfer geklaut und kriegstreibend für sich allein beansprucht hatte, als die Gesellschaft nicht größer war als ein freiwillig lockerer Verband von Großfamilien und Sippen in der Steppe, als die Machthierarchien nicht steiler waren als die zwischen Mann und Frau und Kind(eskind)ern, als der Unterschied von Mensch und Landschaft noch kein Unterschied von Stadt und Landwirtschaft war, nannte die Bibel diesen Zustand den Garten Eden, das Paradies, aus dem der Nomade sich selber vertrieb, als er vom Baum der Erkenntnis aß, der Erkenntnis nämlich, wie Gottes Schöpfung als bloßer Rohstoff für bessere Schöpfungen der sesshaften Übermenschen erschöpfend zu missbrauchen wäre.

Wer im großen Ganzen funktioniert, ist ganz dessen kleiner Funktionär. Wenn es Arbeiten geben sollte, die nicht erniedrigen, wären es Tätigkeiten, die zu nichts gut sind, die um ihrer selbst willen ausgeübt werden, nichts einbringen und ihren Sinn in sich selber haben - wie künstlerische und intellektuelle Arbeit.

Wissenschaft
Einem ist sie die hohe, die himmlische Göttin, dem andern
Eine tüchtige Kuh, die ihn mit Butter versorgt. (Friedrich Schiller)




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Warum die Führungsreihen verunsichert sind

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Vom WAS zum WIE



Autoren: Dr. Thorsten Bosch und Achim Berlitz

Vor inzwischen etwa 20 Monaten haben wir der Neugierde halber den Begriff ‚Führung' bei Amazon eingegeben. Wir erhielten etwa 14.000 Treffer. Als wir das dieser Tage wiederholten, kamen wir auf über 29.000 Treffer. Sicherlich, nicht jeder der hinzugekommenen 15.000 Treffer ist gleichbedeutend mit einer Neuerscheinung. Wir können dennoch feststellen: Es gibt eine inflationäre Auswahl an Veröffentlichungen zum Thema ‚Führung', die auch immer weiter zunimmt.

Management vs. Führung



Die Zahl der Veröffentlichungen ist Ausdruck einer enormen Handlungsunsicherheit in den Reihen der Führungskräfte. Viele Autoren fühlen sich berufen, Rat zu geben. Indes, die Ratgeber helfen offensichtlich nicht. Was auch kein großes Wunder ist, denn ein Grundübel der ganzen Führungsproblematik ist die begriffliche Verwirrung, der die schiere Masse an Veröffentlichungen natürlich Vorschub leistet. Es hat sich die Unart etabliert, den Begriff Management quasi synonym für Führung zu verwenden.

Management, Prozesse, Zahlen, Controlling - das sind freilich viel greif- und skalierbarere Größen. Sie funktionieren nach universellen, einfacheren und eben ‚härteren' Regeln. Sie begünstigen zwei Vorlieben der meisten Gemüter, nämlich erstens, in simplen, monokausalen Denkmustern zu verharren und zweitens den Drang, schnell sichtbare Ergebnissen zu bekommen - ungeachtet deren Nachhaltigkeit und Nebenwirkungen.

Unter diesen Vorzeichen gelang auch der Siegeszug des Controllings. Es hat die Unternehmenskultur in Geiselhaft genommen, überzieht sie mit einer immer umfassenderen Überwachung, der permanenten Drohung durch Kennzahlen sowie der Forderung nach Quick-Wins und höheren Zielvereinbarungen. Es sanktioniert die in Zahlen erfassbaren Ergebnisse, bewertet aber nicht deren Kontext. Und naturgemäß kann das Controlling keine Personalentwicklung ersetzen.

Führung hingegen muss sich nicht nur mit Zahlen und Prozessen auseinandersetzen. Hier spielen ‚plötzlich' Menschen eine Rolle. Und Menschen sind komplex. Sie vereinen in sich verschiedene Fähigkeiten, Potentiale, Wissensstände, Haltungen, Emotionen, Eigenschaften, Belastungsgrenzen, Zielvorstellungen und Wünsche, die sie in unterschiedlichen Situationen unterschiedlich ‚ausleben'.

Im Unternehmen interagieren diese ‚komplizierten' Menschen auch noch, wodurch sich die Komplexität des Systems potenziert. Das macht die Sache natürlich anstrengend für diejenige Person, die das System erfassen und im Idealfall auf ein Ziel hin ausrichten soll.

Managementtheorien auf die Führung von Menschen anzuwenden, ist nichts anderes als der Versuch, sich der Komplexität zu entledigen.

Die Krise der Führung



Der Versuch, Führung in die starren Bahnen von Managementtheorien und Prozessmodellen zu pressen, läuft der menschlichen Natur zuwider. Der Mensch ist ein soziales Wesen, er braucht einen kulturellen Rahmen und will den Sinn seiner Tätigkeit erkennen. ‚Management-by-objectives' - um nur mal eine der beliebtesten Varianten eines Pseudo-Führungsmodells zu nennen - lässt all dies weitgehend unberücksichtigt.

Tumbe Ziele und Ausführungsverordnungen können keine Führung darstellen - schon gar nicht in einer Gesellschaft, die immer weniger reine ‚Ausführer' benötigt. Das übernehmen Maschinen und Algorithmen. Es braucht stattdessen immer mehr ‚Mitdenker'. Führung ist aber genauso wenig das als Eigenverantwortung getarnte ‚Alleine-lassen' der Mitarbeiter, das dann von dämlichen Sprüchen wie „Der soll sich mal freischwimmen!" begleitet wird.

Das soziale (Arbeits-)Umfeld ist heute von ständig wachsender Transparenz, zunehmender Informationsdichte und permanentem Wandel begleitet. In diesem ‚Dickicht' erkennen viele Menschen keine Strukturen mehr, geschweige denn, dass sie sie nachvollziehen könnten - Orientierungslosigkeit und Unsicherheit sind die Folge. Die Generation Y ist davon nicht ausgenommen, ‚nur' weil sie sich mit der reinen Bedienung einiger der modernen Informationskanäle besser auskennt.

Wenn Ihnen das Arbeitsleben keinen Sinn und keine Orientierung bietet, dann ziehen sich Mitarbeiter daraus zurück - zumindest emotional. Mehr oder weniger bewusst spüren viele den Mangel an sinnstiftender Führungs- bzw. Unternehmenskultur. Sie suchen sich andere Orte, wo sie ein stabiles Wertegefüge finden - wo auch immer das dann ist. Oder sie werden krank: Eine Auswirkung der Orientierungslosigkeit zeigt sich in den explosionsartig steigenden Ausfallzahlen bei Mitarbeitern in Folge von Stress- und Burnout-Diagnosen.

Die Reaktion der Unternehmen auf die mentale oder physische Verabschiedung ihrer Mitarbeiter ist häufig Anbiederung, also der Versuch, die Mitarbeiter mit großem Aufwand zum Verbleib im System zu ködern. Geld, Prämien, Incentive-Initiativen, ein amorphes Gefasel von der Work-Life-Balance - all das sind letzten Endes Stilmittel, die nur Symptome in den Griff zu bekommen versuchen. Damit konditioniert man Menschen auf Nutzenmaximierung - mit dem Effekt, den uns die Gallup-Studien zeigen: die (emotionale) Bindung der Mitarbeiter gegenüber dem Unternehmen erreicht immer neue Tiefststände.

Die Summe der beschriebenen Phänomene und Feststellungen führt uns zu der Folgerung: Wir haben eine Krise der Führung!

Führung: Vom WAS zum WIE


Nein, Führung ist nicht einfach! Natürlich kennt auch die Führung gewisse Grundregeln, aber im Grunde ist die Führungsarbeit so individuell, wie es die Menschen sind, mit denen die Führungskraft im Rahmen dessen zu tun hat.

Am Anfang echter Führung steht die Anerkenntnis, dass Mitarbeiter eben keine kleinste unteilbare Funktionseinheit sind und auch keine beliebig disponible Humanressource. Menschen funktionieren nicht ausschließlich nach dem Prinzip "Geld gegen die Ausführung von Verrichtungen".

Wenn wir die Komplexität von Menschen anerkennen, dann bedeutet es auch, sich mit ihnen auseinander zu setzen. Es heißt, dass Führungskräfte endlich die Ihnen zugedachte Rolle annehmen. Zielvorgaben zu machen, also zu definieren, WAS gemacht wird, ist nur ein kleiner Ausschnitt des Aufgabenkanons einer Führungskraft. Der qualitative Unterschied ist, das WIE zu bestimmen.

WIE muss der Mitarbeiter ausgebildet werden?
WIE muss er in Haltung und Einstellung an seine Arbeit gehen?
WIE muss er dazu ausgebildet und entwickelt werden?
WIE kann ich seine Leistungen unter den existierenden Umständen beurteilen?
WIE kann ich den Wirkungsgrad seiner Tätigkeit steigern?
WIE vermittele ich ihm Einsicht in seine Aufgaben oder in Veränderungen?
WIE wird ihm geholfen, bei Veränderungen seine Soll-Prozesse anzupassen?
WIE positioniere ich ihn richtig im Team?

Das setzt voraus, jeden Mitarbeiter zu kennen, seine Motive zu erkennen und anzusprechen („What's in it for me?") - wohlgemerkt nicht nur die rationalen Motive.

Wir kennen natürlich den oft oberflächlichen Ruf nach flacheren Hierarchien. Wir wissen auch, dass der Begriff Führung für viele einen negativen Beigeschmack hat. Den Beigeschmack haben jene zu verantworten, die Führung zu einer Farce haben verkommen lassen. Sobald wir beginnen, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, was Führung bedeuten kann, kehrt sich das Verlangen ins Gegenteil. Wir vernehmen tagtäglich den Bedarf

nach MEHR Klarheit über die Erwartungen an die eigene Rolle (Anforderungen an Person, Persönlichkeit, Haltung, Fähigkeiten usw.),
nach MEHR Rückhalt,
nach MEHR Struktur, Sinn und Sicherheit,
nach MEHR Subsidiarität und nicht zuletzt
nach MEHR persönlicher und direkter Führung.

Mit anderen Worten: Führung ist mehr denn je gefragt, sie muss nur anders definiert und konkret gestaltet werden. Wir brauchen weniger Ratgeber(-bücher), die uns sagen, WAS wir tun sollen und mehr von denen, die Hilfestellung bei der Umsetzung geben, die also das WIE beschreiben. Letzteres gehen wir an (Erscheinungstermin Mitte 2015).

Fazit:

Führung ist weit mehr als die Zuordnung von Namen, Aufgaben und Zielen in Organisations- und Prozessmodellen:

  • Es bedeutet, Vertrauen aufzubauen!

  • Es bedeutet, zu betreuen - denn Fürsorge ergibt Loyalität.

  • Es bedeutet, dass die Führungskraft die Zeit erübrigen muss zu führen.

  • Es bedeutet weiter, dass sie sich der Anforderungen, Führungskraft zu sein, bewusst ist und diese zu bewältigen gewillt ist.

  • Es bedeutet, dass sie kommuniziert und nicht nur plaudert, so wie es leider die meisten Führungskräfte tun.

  • Es bedeutet, dass die Führungskraft sich mit der Arbeitsrealität seiner Mitarbeiter auseinandersetzt und diese nicht mit Motivations
plattitüden à la „Wenn das einer schafft, dann Sie!" abspeist.


Dieser Artikel erschien zuerst am 24.10.2014 auf Spielraum.XING




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Chinesische Urineier

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Liebes Tagebuch

Eine Delikatesse erobert die Gaumenfreude chinesischer Gourmets als Gesundheidssnack, Urin-Eiern. Da läuft einem wirklich das Wasser im Mund zusammen, kurz bevor man sich bei der Vorstellung dieser kulinarischen Leckerbissen übergeben muss.

Man nimmt Knabenurin - der von Mädchen, wie sollte es anders sein, eignet sich nicht dafür - und kocht darin stundenlang die Eier, um so eine Delikatesse zu erhalten. Also, in China ist ja bekanntlich alles eine Delikatesse.

Das Einzige, was vier Beine hat und nicht als kulinarische Spezialität in China verspeist wird, sind ein Tisch und ein Stuhl; aber wahrscheinlich ist das auch nur noch eine Zeitfrage und abhängig davon, womit man diese garnieren kann.

Es ist also nicht auszuschließen, dass diese hölzernen Objekte eines Tages in irgendetwas eingetaucht und aufgeweicht werden, bis sie zu einem Nationalgericht mutieren.

Aber zurück zu diesen Überraschungseiern.

Jetzt rümpft man ja bei der Vorstellung sich solch einen Leckerbissen auf der europäischen Zunge zergehen zu lassen nicht nur die Nase, vielmehr droht einem auch wieder der Mageninhalt von vorgestern hochzukommen. Europäische Gaumenfreuden definieren sich halt anders, denn man verteilt bei uns einfach keine Körpersäfte, die eigentlich in die Toilette gehören, über irgendwelche Nahrungsmittel.

In China ist man da ähem, hüstel ... einfach weiter, flexibler und anspruchsvoller. Da sammelt man die flüssigen Hinterlassenschaften von Knaben ein, die man normalerweise fachgerecht entsorgen sollte, und verkocht und vergärt darin Eier.

Auch bezüglich Hygiene ist man in diesem asiatischen Land viel weiter, als wir es in Europa jemals sein könnten. Da hängt das Fleisch in der Sonne vor sich hin, unter hygienischen Bedingungen, bei denen jeder deutsche Lebensmittel-Prüfer einen Herzinfarkt bekommen würde, während sich Fliegen und andere Insekten gütlich daran tun und eventuell gleich als Nachtisch dienen.

So etwas gäbe es ja bei uns nie. Dafür haben wir halt die Fleischskandale, die sich zunehmender Beliebtheit erfreuen, dank eines löchrigen Überwachungssystems, das nur auf dem Papier funktioniert.

Bei uns in Europa basteln Sterneköche ja auch immer an einem Teller herum und kaspern da einen Hauch von nichts drauf, bei dem dann ein Raunen durch den Saal geht.

Bei einem proletarischen Durchschnittsverdiener und normal Sterblichen schrillen an dieser Stelle immer gleich die Alarmglocken, weil er davon ausgehen kann, an diesem Abend hungrig ins Bett zu gehen. Also lässt er sich vorsorglich vom Kellner schon einmal den Weg zum nächsten Schnellimbiss erklären, um zumindest sicherstellen zu können, dass nach diesem kulinarischen Abenteuer sein Hunger gestillt sein wird.

Generell, und deswegen sollte man Vorurteile ja lieben, schaffen diese, dank eingeschränkter Betrachtungsweise, so ein überschaubares Weltbild. Vorurteile sind ein willkommenes Hilfsmittel um andere Länder, Sitten und Kulturen gleich einmal abzustrafen und als minderwertiger zu betrachten. Aus diesem Grund war mir ja China schon immer suspekt. Ein Land, das die meisten Todesurteile vollstreckt, um den Organhandel aufrecht zu erhalten, das sich militärisch hochrüstet um uns vielleicht irgend wann einmal einen Hausbesuch abzustatten und dessen kulinarische Spezialitäten vielfach aus Dingen bestehen, die man in Europa sofort entsorgen würde, ist immer verdächtig.

Dein Günter




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Marktausblick 2015: 10 Fragen - 20 Antworten

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Leuschel und Vogt im Börsengespräch

Frage 1: Nach den Terroranschlägen in Frankreich ist es unter anderem in Paris zu Massenkundgebungen gekommen. Dabei ging eine Filmsequenz um die Welt, mit
der auf gekonnte Weise suggeriert wurde, dass der gewaltige Trauermarsch von diversen Staats- und Regierungschefs angeführt worden ist, darunter Hollande und Merkel. Wie sich inzwischen herausgestellt hat, wurde die Aufnahme der Promi-Gruppe an einem ganz anderen Ort gemacht. Nahezu gleichzeitig wurde der Begriff „Lügenpresse" zum „Unwort des Jahres" gekürt. Was halten Sie davon?


Leuschel: Gute Beispiele, die verdeutlichen, wie schwierig es mittlerweile geworden ist herauszufinden, was wirklich geschieht, bzw. wo die „Wahrheit" liegt. Die Medien verkünden „ihre" Version der Wahrheit und gehorchen entsprechend ganz bestimmten „Einflüssen".

Die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen wurde in den vergangenen Jahren auf das gerade erreichte Rekordtief von 0,4% heruntermanipuliert. Der Sparzins ist praktisch bei null, bzw. negativ. Das ist hervorragend für den überschuldeten Staat, da die Zinslasten enorm gefallen sind.

Das wird entsprechend positiv in allen Medien dargestellt. Der Bürger spürt aber, dass sein Sparen bestraft wird. Volkswirtschaftlich gibt es keinen Zweifel, dass das Sparen, das heißt das Nicht-Konsumieren eines Einkommens, absolut notwendig ist, um die Investitionen und damit auch die Zukunft der Wirtschaft zu ermöglichen.

Vogt: Europa und die USA haben sich inzwischen zu einem riesigen Potemkin'schen Dorf entwickelt. Es werden zwar keine der Täuschung dienenden Pappfassaden aufgebaut wie einst im zaristischen Russland. Aber auch der Einsatz der Gelddruckmaschine und die direkte Manipulation der Finanzmärkte haben den Zweck, die Wahrheit zu verschleiern. Diese Maßnahmen zeichnen ein geschöntes Bild vom Zustand der Staatsfinanzen und der Wirtschaft.

Die politische „Elite" hat offenbar nur noch ein Interesse: Den Status quo, dem sie ihre Pfründe verdankt, um jeden Preis aufrecht zu erhalten. Ordnungspolitische Überzeugungen gibt es ganz offensichtlich nicht mehr. Dank des Internets gelingt es aber immer weniger, den Lügenschleier flächendeckend geschlossen zu halten. Das Internet ist also in hohem Maße subversiv. Das lässt hoffen.

Frage 2: In Euro gerechnet gehörte die Anlageklasse Gold in 2014 zu den besten Performance-Bringern und schlug den DAX in 2014 deutlich. Das Stimmungsbild, das in den Medien zum Ausdruck kommt, spiegelt diese Realität aber in keiner Weise wider. Haben Sie dafür eine Erklärung?

Leuschel: Oh ja. Wenn der Anleger das Vertrauen in das staatliche Papiergeld-Monopol verliert, dann bricht Panik aus. Ein Run auf die Banken wäre die Folge. Warum also dem Anleger ständig berichten, dass Gold seit mehreren Jahrtausenden seinen Wert behalten hat und es praktisch der einzige Schutz für den Bürger ist, auch die kommende Hyperinflation und Staatsbankrotte zu überstehen?

Vogt: Ich glaube nicht, dass es sich hier um eine bewusste Entscheidung der journalistischen Meinungsführer handelt. Ich habe eine sehr viel einfachere Erklärung anzubieten: Journalisten sind bekanntlich auch nur Menschen, und Menschen sind Herdentiere. Journalisten, die für auflagenstarke Blätter schreiben oder für das Staatsfernsehen arbeiten, sind von Berufs wegen regelrecht dazu verdammt, stets mit dem Strom zu schwimmen. Deshalb spiegelt ihre Arbeit bewusst oder unbewusst immer das Stimmungsbild der Massen wider. Und wie die Sentimentindikatoren zeigen, ist die Stimmung schon seit vielen Monaten euphorisch für Aktien und depressiv für Gold.


Frage 3: Sie sind der Überzeugung, dass der Goldpreis manipuliert wird und ohne diese Machenschaften deutlich höher wäre als er ist. Wie kommen Sie zu dieser Überzeugung? Wer steckt dahinter? Und was soll damit erreicht werden?

Leuschel: Wer sich ein wenig mit der Charttechnik auskennt, kann eindeutig feststellen, dass immer nach gewissen Perioden der Goldpreiserhöhung und häufig an charttechnisch wichtigen Punkten urplötzlich ein enormer Verkaufsdruck innerhalb weniger Minuten aufkommt. Normalerweise versuchen Verkäufer, einen hohen Preis für ihre Ware zu bekommen. Aus der Art und Weise, wie diese Mengen auf dem Markt angeboten werden, wird ersichtlich, dass der Verkäufer einen möglichst tiefen Preis wünscht. Und wer hat ein existenzielles Interesse an einem niedrigen Goldpreis? Natürlich die Zentralbanken, deren Papiergeld in direkter Konkurrenz zu Gold als dem Geld freier Märkte steht. Allgemein gesprochen findet eine Wanderung des physischen Goldes von West nach Ost statt. In ein paar Jahren werden die asiatischen Notenbanken die größten Besitzer von physischem Gold sein. Bis dahin sind die heutigen Notenbankgouverneure bzw. Finanzminister längst im Ruhestand und können die Dinge gelassen beobachten ohne zur Rechenschaft gezogen werden zu können.

Vogt: Das bringt mich auf den Gedanken einer alternativen Verschwörungstheorie: Vielleicht stecken ja gar nicht, wie von den Verschwörungstheoretikern am Goldmarkt behauptet, die westlichen Zentralbanken hinter den von Roland Leuschel genannten Auffälligkeiten am Terminmarkt für Gold, die eindeutig für eine Marktmanipulation sprechen. Vielleicht sind es stattdessen die asiatischen Zentralbanken, die auf diese Weise dafür sorgen, ihre physischen Goldbestände möglichst günstig aufstocken zu können. In diesen Ländern, allen voran in der Diktatur China, können solche Operationen sicherlich unter strengster Geheimhaltung durchgeführt werden, sodass tatsächlich nichts an die Öffentlichkeit dringt. In Europa und den USA halte ich das hingegen für nahezu ausgeschlossen. Warum? Weil es einfach zu viele Mitwisser geben müsste, von denen der eine oder andere sicherlich versuchen würde, aus seinem Wissen Kapital zu schlagen, oder aus anderen Gründen plaudern würde. Außerdem führen die Zentralbankbürokraten in anderen Märkten ja ganz offen massive Manipulationen durch. Hier brüsten sie sich sogar damit und tun so, als hätten sie das Ei des Kolumbus entdeckt. Ich kann keinen Grund erkennen, warum sie den kleinen Edelmetallmarkt nicht genauso offen manipulieren sollten.


Frage 4:Was werden die Zentralbanker tun, und wie kann sich jeder Einzelne vor den Folgen der unseriösen Notenbankpolitik schützen?

Leuschel: Generell werden die Zentralbankbürokraten alles tun, um Zeit zu gewinnen und den durch die gigantische Schuldenblase unvermeidbar gewordenen Kollaps des internationalen Finanzsystems hinauszuzögern. Da immer mehr Menschen erkennen, dass der Kollaps unvermeidbar ist, werden diese Menschen nach Wegen suchen, ihr Vermögen vor den Folgen zu schützen. Im Moment ist der Glaube weit verbreitet, dass Aktien in diesem Sinne einen guten Schutz böten. Das ist aber ein Irrglaube. Mit Aktien konnte man in früheren schweren Krisen zwar den Totalverlust vermeiden, den Anleihen und Lebensversicherungen erlitten haben. Aber man musste durch ein tiefes und langes Tal der Tränen gehen, bis die zunächst eingetretenen sehr hohen Verluste wieder aufgeholt werden konnten. Da sich Aktien schon wieder in einer gewaltigen Spekulationsblase befinden und drastisch überbewertet sind, drohen hier ganz erhebliche Verluste. Historisch gesehen bot immer Gold den besten Schutz vor den Folgen von Staatsbankrotten und Inflationen. Das wird auch dieses Mal nicht
anders sein.

Vogt: Aber vielleicht flammt gerade ein kleiner Hoffnungsschimmer für ein Umdenken auf. Für meine Prognose, dass die Schweizer Zentralbanker die Bindung des Schweizer Franken an den Euro nicht durchhalten werden, habe ich viel Unverständnis und Spott eingesteckt. Dann wurde nur wenige Tage nachdem die Notenbanker erneut ihr Festhalten an dieser Politik verkündet hatten eine 180°-Wende vollzogen. Die Bindung wurde aufgehoben, und ich bekam mit meiner Prognose recht. Ich halte es durchaus für möglich, dass andere Zentralbankbürokraten diesem Beispiel folgen werden und dem geldpolitischen Irrsinn ein Ende bereiten.

Leuschel: Wahrscheinlich haben sich die Schweizer Notenbanker daran erinnert, dass eine schwache Währung ins Verderben führt. Das hat in den 60er Jahren auch die Bundesbank begriffen. Deshalb vertraten die Bundesbanker stets eine Politik der starken D-Mark. Damit zwangen sie die Wirtschaft zu ständigen Verbesserungen der Produktivität - zum Wohl des ganzen Landes. Jetzt wollen sich die Schweizer von der Europäischen Draghiödie befreien, so wie einst Wilhelm Tell sich und sein Land vor dem ungerechten Landvogt Geßler befreite. Dessen Schicksal steht auch dem Euro bevor. Auf einen Treppenwitz der Geschichte möchte ich an dieser Stelle noch hinweisen: Die Koppelung des Schweizer Franken an den Euro wurde am 6. September 2011 beschlossen. Es war genau der Tag, an dem der Goldpreis in Dollar sein bisheriges Allzeithoch von 1.921 $ pro Unze erreichte. Zufall?


Frage 5: Der Goldpreis ist im Euro in 2014 um 12% gestiegen. Wird der Goldpreis auch in 2015 steigen? In Euro und in Dollar?

Leuschel: Der Goldpreis in Euro ist im Januar 2015 aus einer mächtigen Bodenformation nach oben ausgebrochen. Damit wurde hier der Beginn einer neuen zyklischen Hausse signalisiert. Folglich gehe ich davon aus, dass der Goldpreis in Euro am Ende des Jahres ein deutliches Plus aufweisen wird. Ich rechne mit Kursen von über 1.400 €. Im Dollar ist der Goldpreis dabei, seine Bodenbildung abzuschließen. Deshalb rechne ich auch im Dollar mit einem steigenden Goldpreis, zumal in den USA die Nachfrage nach Gold-ETFs nach einem zweijährigen Rückgang wieder steigt. 2012 erreichten die Goldbestände des mit Abstand größten Gold-ETFs, das in den USA gehandelt wird, in der Spitze rund 40 Mio. Unzen. Bis Ende 2014 gingen die Bestände auf 22,6 Mio. Unzen zurück. Jetzt, im Januar 2015, erfolgte ein sprunghafter Anstieg auf 23,5 Mio. Unzen. Es sieht so aus, als habe auch Wall Street die Anlageklasse Gold wiederentdeckt - auch wenn die mächtige US-Bank Goldman Sachs bisher an ihrer Prognose von 1.000 $ pro Unze festhält. Ich erwarte in 2015 einen Anstieg auf über 1.700 $ pro Unze.

Vogt: Außerdem steht unser Gold-Preisbänder-Indikator, der sich auf den Goldpreis in Dollar bezieht, kurz vor einem Kaufsignal. Dazu muss man wissen, dass dieser hervorragende Indikator seit 2011 kein Kaufsignal mehr gegeben hat. Dieser mehrstufige Indikator hat im ersten Teil der langfristigen Goldhausse, die um die Jahrtausendwende begonnen hat, hervorragende Ergebnisse
geliefert - wozu ausdrücklich auch die gerade genannte Tatsache gehört, dass er seit 2011 kein neues Kaufsignal gegeben hat. Jetzt befindet er sich allerdings in einer Konstellation, aus der heraus jederzeit ein neues Kaufsignal entstehen kann. Ich gehe davon aus, dass dieses Signal sehr bald erfolgen wird. Es würde den Beginn des zweiten Teils der langfristigen Goldhausse signalisieren, von dem wir uns spektakuläre Kursgewinne versprechen, vor allem von den Goldminenaktien. Die Goldhausse in Euro hat aber bereits begonnen. Und gewöhnlich hat der Goldpreis in Euro und früher in der D-Mark eine Vorlauffunktion. Deshalb ist das deutliche Haussesignal im Euro auch für den Goldpreis in Dollar
von großer Bedeutung.


Frage 6: Wie sieht es mit dem Silberpreis aus?

Leuschel: Silber ist ebenfalls eine gute Anlage, die aber weniger stark steigen wird als Gold. Denn Silber ist nicht nur ein Edelmetall, sondern auch ein in der Industrie gebrauchter Rohstoff. Und da ich von einer deutlichen Verlangsamung der Weltwirtschaft in diesem und im nächsten Jahr ausgehe, wird auch die Nachfrage nach Silber zurückgehen.

Vogt: Im ersten Teil der langfristigen Edelmetallhausse von 2001 bis 2011 ist der Silberpreis insgesamt etwas stärker gestiegen als der Goldpreis. Aber die Schwankungen des Silberpreises waren deutlich größer als die des Goldpreises. Das können Sie auf dem Chart rechts unten nachvollziehen. Sowohl die Korrekturen als auch die Kursrallys fielen deutlich heftiger aus, ein klares Manko aus Sicht eines konservativen Anlegers. Deshalb betrachte ich Silber im Unterschied zu Gold nicht als strategisches Investment, sondern lediglich als kleine Depotbeimischung und als interessantes Trading-Vehikel. In diesem Sinne wird Silber bei der Umsetzung der zukünftigen Signale unseres Preisbänder-Indikators im dynamischen Depot eine Rolle spielen.


Frage 7: Welche realwirtschaftliche Entwicklung erwarten Sie von hier aus? Welche Rolle spielt der Ölpreisverfall? Werden die Zentralbankbürokraten auch hier einschreiten?

Leuschel: Etwas viele Fragen auf einmal! Aber der Ölpreisverfall und der noch stärkere Rückgang des Kupferpreises deuten auf eine starke Abschwächung der Nachfrage. Das lässt wohl nur den Schluss zu, dass sich die Weltkonjunktur deutlich abkühlen wird. Die Aktienmärkte und mehr noch die Zinsen sind aufgrund der Marktmanipulationen der Zentralbanken keine Frühindikatoren der Realwirtschaft mehr. Für Kupfer und Rohöl gilt diese Aussage nicht, da die Preisbildung dieser beiden wichtigen Rohstoffe bisher nicht durch die Zentralbanken manipuliert wird. Und ich glaube auch nicht, dass die Zentralbankbürokraten sich dafür entscheiden werden, Öl oder andere Rohstoffe mit frisch gedrucktem Geld zu kaufen, um ihre Bilanzen aufzublähen. Bei Aktien bin ich mir da nicht so sicher.

Vogt: Der treffsichere Frühindikator des Economic Cycle Research Institute (ECRI) ist mit einem aktuellen Wert von minus 5 Punkten in den vergangenen Monaten bereits stark gefallen. Damit signalisiert er eine deutliche Abschwächung der US-Konjunktur. Ein Rezessionssignal gibt dieser Indikator bei einem Wert von minus 8 Punkten. Wenn er den Abwärtstrend der vergangenen
Monate fortsetzt, was ich für sehr wahrscheinlich halte, dann wird er diese Marke in wenigen Wochen erreichen.


Frage 8: Wird es Politik und Zentralbanken gelingen, die Europäische Währungsunion am Leben zu halten, oder wird sie zerbrechen?

Leuschel: Wie lange die längst begonnene Agonie des Euro bzw. der Europäischen Währungsunion andauern wird, ist schwer zu sagen. Aber solange es keine gemeinsame europäische Fiskal und Wirtschaftspolitik gibt, kann die Währungsunion nicht funktionieren. Persönlich habe ich einige Rollen der ehemaligen deutschen 5 D-Mark Silbermünzen. Wenn viele Experten inzwischen den Griechen raten, aus der Währungsunion auszutreten und die Drachme wieder einzuführen, dann sollten diese Experten auch den Mut haben, den Austritt Deutschlands aus der Währungsunion zu fordern. Bevor sie das fordern, muss aber noch einiges passieren, was Deutschland dem Staatsbankrott näherbringt. Vergessen Sie nicht, auch die Schweizer Nationalbank hat letzten Endes vor den Marktkräften kapituliert und ihre Interventionen im Währungsmarkt aufgegeben. Das ist ein Hoffnungszeichen für die westliche Welt und die Anhänger der Marktwirtschaft. Gleichzeitig ist es auch eine deutliche Mahnung an alle anderen Notenbankgouverneure: Stoppt die planwirtschaftlichen Manipulationen und gebt dem Markt seine Rechte zurück!

Vogt: Was nicht funktionieren kann, das funktioniert auch nicht. Diese simple Wahrheit gilt auch für die Europäische Währungsunion. Mit der Gelddruckmaschine und immer neuen Schulden ist der Euro natürlich nicht zu retten - auch wenn alle Welt zurzeit so tut als wäre das möglich.

Frage 9: Wie werden sich die Aktienmärkte im Jahr 2015 entwickeln? Wann wird die Blase platzen? Und wie weit werden die Märkte dann fallen?


Leuschel: Je mehr sich die Aktien von der realwirtschaftlichen Entwicklung abkoppeln, desto tiefer wird der Fall. Ich erwarte in 2015 den Beginn eines JAC (Jahrhundert-Aktien-Crash) wie in den 30er Jahren, nur mit dem Unterschied, dass es ein Salami-Crash sein wird. Die ersten 50% werden aber relativ rasch einbrechen, weil ja eigentlich jeder Profi und sicherlich auch viele Privatanleger wissen, dass die Aktienmärkte drastisch überbewertet sind und nur aufgrund der Markteingriffe der Zentralbankbürokraten so stark gestiegen sind. Wenn der absurde Glaube an die Omnipotenz der Zentralbanker schwindet, werden die Aktienmärkte sehr schnell kollabieren.

Vogt: Im Crash von 1929 hat sich der Dow Jones Industrial Average von knapp 400 Punkten auf 200 Punkte ungefähr halbiert. Es folgte eine sechsmonatige Teilerholung, bevor es erneut abwärts ging. Ende 1930 durchbrach der Index dann die Marke von 200 Punkten und erreichte in drei Abwärtswellen im Oktober 1931 das Niveau von 100 Punkten. Sieben Monate später hatte er sich noch einmal auf weniger als 50 Punkte halbiert. Der Gesamtverlust von September 1929 bis Juli 1932 summierte sich auf 91%.


Frage 10: Was möchten Sie Ihren Lesern noch mit auf den Weg geben für 2015?

Leuschel: Um mit einer humorvollen Note zu schließen, habe ich noch eine Quizfrage für Sie: Was haben Yellen, Kurado und Draghi gemeinsam? Sie fahren alle in das von gigantischen Bergen von Staatsanleihen und Geldscheinen entfachte Höllenfeuer.

Vogt: Übrigens schrieb mir Roland Leuschel 2011 eine Postkarte als die Schweizer Zentralbankbürokraten gerade den Beschluss gefasst hatten, den Euro nicht unter 1,20 SFR fallen zu lassen.Auf dieser Postkarte waren die Schweizer Notenbanker als Affen in einem Bus abgebildet, Dazu schrieb er: „Der Gouverneur der Schweizer Nationalbank hat anlässlich dieses Beschlusses alle Notenbankchefs zu einem familiären Betriebsausflug zur BIZ (Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, die Zentralbank der Zentralbanken) nach Basel eingeladen. Das Foto zeigt die ausgelassene Stimmung während der Busfahrt nach Basel und spiegelt die Lage an den internationalen Finanzmärkten wider." Also liebe Leser: Verlieren Sie nie den Humor.





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Aufruf zur Menschlichkeit - der Hass der PEGIDA

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Aufruf zur Menschlichkeit


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Ein Aufruf und Kommentar des Aktivistenbündnis Karlsruhe zur aktuellen Lage um die PEGIDA-Bewegung in Karlsruhe und ganz Deutschland.

Am 24.02.2015 riefen selbsternannte Patrioten unter der Gruppierung der PEGIDA zur Demonstration in Karlsruhe auf und marschierten mit dem Ausruf „Wir sind das Volk" durch die Innenstadt. Grund dafür ist eine befürchtete Islamisierung des Abendlandes und konkreter noch die Angst vor Ausländern.

Wir als Aktivistenbündnis Karlsruhe sehen uns als Gruppierung, welche für die Rechte und die Freiheit Schwächerer einsteht und sind der festen Überzeugung, dass es grundlegend ungerecht ist, wenn ein anderes Wesen, egal ob Mensch oder Tier, unter unseren Ängsten, Verfehlungen oder Handlungen unnötigerweise leidet.

Wir sehen dieser aktuellen gesamtdeutschen Entwicklung mit Schrecken entgegen. Insgesamt zieht ein Klima des Rassismus und der Fremdenfeindlichkeit in Deutschland auf, welches angesichts unserer eigenen Geschichte nicht nur beschämend für unsere Land ist, sondern mit Sorge beobachtet und soweit es geht verhindert werden muss. Auch wenn die kruden Thesen der PEGIDA-Bewegung längst widerlegt worden sind und ihre Forderungen keine Umsetzung in der Politik finden werden, verbreiten sie doch eine allgemeine Stimmung des Hasses gegenüber allem Fremden in Deutschland, was sich letztendlich, wie statistisch erwiesen, auf die Zahl fremdenfeindlicher Übergriffe und rechtsgesinnter Gewalttaten auswirkt.

Wir können nicht verhindern, dass KARGIDA auch die nächsten Wochen durch die Stadt marschieren wird, denn das Versammlungsrecht muss ein Grundrecht aller bleiben. Was wir aber tun können ist mit Freunden, Familie, Bekannten und zuletzt auch unseren Kindern darüber reden.
Wir können uns Fragen, ob wir es zulassen wollen, dass unsere Kinder in einem Klima des Sozialneids aufwachsen und jedweder Einsatz für Schwächere als „Gutmenschentum" abgetan wird.

Wenn die Politik auf ganzer Strecke versagt und sich das gegenwärtige System als ausbeuterisch und ungerecht entblößt, dann dürfen wir die Kritik daran nicht verkürzen und die Schuld bei Flüchtlingen und Einwanderern suchen, denn Menschen, die aus der Not heraus nach Deutschland kommen, haben keine Schuld an der steigenden Armut der Bevölkerung.

Immer noch besitzt das eine reiche Zehntel der Bevölkerung über 60% des Gesamtvermögens in Deutschland. Das Geld was "uns" angeblich fehlt, ist nicht die lebenserhaltenden Leistungen für Flüchtlinge, sondern die Milliarden in den Händen einiger weniger.

Nicht vor Flüchtlingslagern und Moscheen sollten wir unseren Protest richten, sondern an den Bundestag und die Parteizentralen der amtierenden Parteien. Doch weil die Verstrickungen von Konzernen, Lobby und Politik unseren Horizont überschreiten, ist es einfacher gegen Fremde und nahezu Wehrlose zu wettern und bei Ihnen die Gründe persönlicher Armut zu suchen. Dabei sind wir alles andere als arm dran.

Deutschland ist ein reiches Land und wir alle sind reich an Möglichkeiten und Chancen. Lassen wir andere daran teilhaben. Helfen wir, ihre Lebenssituation zu verbessern, anstatt sie blindlings zu verurteilen und als „Ausländer" abzustempeln. Und vor allem, bringen wir unseren Kindern echte abendländische Werte bei wie Mitgefühl und Nächstenliebe oder wie Charlie Chaplin es in seiner großen Rede an die Menschheit formuliert hat:

"Erwahrt euch die Menschlichkeit in euren Herzen und hasst nicht, nur wer nicht geliebt wird hasst, nur wer nicht geliebt wird."


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Foto: Copyright by Martin Gommel / martingommel.tumblr.com





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Video: Erst Hitler, dann Luther: Der Wahn des Pegida-Gründers Bachmann



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Das ist anders am Sexfilm für Frauen

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Gefragt: „Erinnerst Du Dich an die beste Sex-Szene, die Du jemals in einem Film gesehen hast?" würde sicherlich den meisten Frauen etwas einfallen. Die anschließende Frage: „War das in einem Porno?" würden geschätzt 99 Prozent aller befragten Frauen mit „Nein" beantworten. Warum?

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Das erklärt Ute Gliwa vom Separée-Magazin so: „Erotik ist schon immer Teil der menschlichen Existenz, und Frauen lieben Lust und Erotik genauso sehr wie Männer - nur anders." Wie also sollte ein erotischer Film für Frauen aussehen?

Was Frauen nicht sehen wollen

Auf Platz 5 bis 1 der „Igitt-Hitliste" sind das: schlechte Kulissen, schlechte Beleuchtung, schlimme Musik, furchtbar unnatürlich aussehende Frauen mit aufgeblasenen Brüsten und Männer, von denen man nahezu ausschließlich „das beste Stück" sieht.

Vom Sex, der dort passiert, haben wir jetzt noch gar nicht gesprochen. Der macht oft alles, aber eines nicht: Er macht Frauen nicht an. Was Frauen wollen: Sex sehen, der auch Frauen Spaß macht, eine gute Geschichte erzählt bekommen, natürliche Menschen (damit meinen wir nicht ungepflegt) und sinnliche Erotik.

Lust der Frauen muss anders bedient werden

Warum sprechen herkömmliche Pornos Männer an - aber nicht so sehr Frauen? Der Neurowissenschaftler Ogi Ogas erklärt, wie sexuelles Begehren beim Menschen funktioniert. Sein Team analysierte dabei riesige Datenmengen: über eine Million Erotikvideos und eine Milliarde Suchanfragen im Netz.

Ihre Ergebnisse: Ein Männerhirn braucht nur einen einzigen Reiz, um sexuell stimuliert zu werden, Frauenhirne brauchen mehrere. Außerdem ist bei Männern psychologische und körperliche Erregung identisch, nicht so bei Frauen. Eine Frau kann messbar körperlich erregt sein, etwa wenn ihr eine Pornoszene gezeigt wird, aber trotzdem kein sexuelles Verlangen spüren.

Frauen drehen andere Filme

Erika Lust ist die erfolgreichste und bekannteste Erotik-Regisseurin. Sie will Filme machen, in denen sich die „Werte, Sexualität und vor allem der Lebensstil" der modernen Frau widerspiegeln. Ihre Filme konzentrieren sich auf das Begehren aus Frauensicht, im Gegensatz zum herkömmlichen Porno, der auf die Lust der Männer ausgerichtet ist.

Außerdem ist ihr wichtig, ganz unterschiedliche und natürliche Frauenkörper zu zeigen. Erika Lust sagt: „Porn is so much more than porn". Heißt für sie: Es geht um Geschlechterrollen und darum, dass Frauen aktiv an der Geschichte teilhaben. Sonst sähe es so aus, als hätten sie nichts zu erzählen. Genau das Gegenteil sei der Fall. Frauen wollen zeigen (und sehen), was sie anmacht.




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Video: Dessous-Clip von Agent Provocateur:
Ist das noch Werbung oder ist es schon Porno?

Suizid: Wenn Depression zu Selbstmord führt

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Teil 3 der Reihe „Mitmenschlichkeit": Für diese Dokumentations-Reihe spreche ich mit Menschen, die selbstlos für andere da sind, Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren, anderen in Notsituationen geholfen haben und die Zivilcourage und Mitmenschlichkeit zeigten und zeigen. Es sind Menschen, die im Stillen arbeiten, Großartiges vollbringen und Gutes tun, ohne dass die Öffentlichkeit in der Regel je davon erfährt.


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Foto: Diana Doko, © Tom Wagner

Freitag, der 13. Februar: Um es gleich vorwegzunehmen: Nein, ich bin nicht abergläubisch. Ich setze mich an einem Freitag dem 13. ins Flugzeug, scheue mich nicht, aus dem Haus zu gehen, zu arbeiten oder ein Interview an diesem Tag zu führen. Warum auch nicht? Schließlich ist es ein Tag wie jeder andere auch. Heute, kurz vor 16 Uhr, betrete ich ein nettes, kleines Café in Berlin-Schöneberg. Lautes Stimmengewirr erfüllt den Raum. Ich suche mir ein ruhiges Plätzchen in einer Ecke - eigentlich ein Tisch, der reserviert ist - aber die Kellnerin ist nett und gibt ihn frei.

Mit einem Kännchen Jasmintee warte ich neugierig auf die Journalistin Diana Doko. Wenig später begrüßt mich eine gut aussehende Frau, mit dunkler Lockenmähne und einem warmen, gewinnenden Lächeln. Bei Diana Doko spüre ich sofort Wärme, aber auch Verletzlichkeit. Dennoch hege ich keinen Zweifel daran, dass hier eine starke Frau vor mir sitzt, eine, die die Höhen und Tiefen des Lebens kennt und weiß, was sie vom Leben will. In den folgenden fast 60 Minuten spreche ich mit der 42-jährigen PR-Beraterin und Hochschuldozentin über den Selbstmord ihres Bruders, über Geburtstagsfeiern auf dem Friedhof und über „Freunde fürs Leben".

Maxeiner: Frau Doko, Sie sind Vorstandsvorsitzende des Vereins „Freunde fürs Leben" und setzen sich seit 2001 für mehr Aufklärung über das Tabu-Thema Suizid und über eine der „Volkskrankheiten" überhaupt, die Depression, ein. Ihr Bruder Enis hat sich 1998 das Leben genommen. Können Sie mir etwas mehr über ihn erzählen? Was war er für ein Mensch, was machte ihn aus?

Doko: Enis war vier Jahre jünger als ich. Wir hatten ein sehr enges Verhältnis, weil er auch in meinem Freundeskreis fest verankert war. Ich habe ihn nie wirklich „nur" als meinen kleinen Bruder gesehen, viel eher als Freund. Obwohl ich immer das Gefühl hatte, dass er in allem viel erfolgreicher war als ich, war ich nie eifersüchtig. Er sah ganz wunderbar aus, wurde sogar als Model gecastet, hat erfolgreich Fußball gespielt, war gut in der Schule, hatte eine tolle Freundin.

Und mein Bruder war ausgesprochen charmant. Eigentlich ein lebensfroher junger Mann, den alle mochten. Nur die, die ihn näher kannten, wussten, dass er auch depressive Phasen hatte. Als er sich dann das Leben genommen hatte, waren alle erschüttert und konnten es kaum fassen: „Was, dein Bruder? Das kann ich mir gar nicht vorstellen, das ist doch so ein Lebemann."

Mir ist noch gut Erinnerung, wie er oft zu mir gesagt hat: „Ich wünschte, ich hätte Krebs oder Aids, damit ich erklären kann, was ich hab'. Aber Depression, das kann ich niemandem erklären." Also hat er geschwiegen. Nur mit uns, seiner Familie und seinen engsten Freunden hat er ehrlich über seine Depression gesprochen. Er hat uns stets tief in seine Seele blicken lassen und uns gesagt „Ich finde es selbst schrecklich und mag diese Seite an mir überhaupt nicht." Sein Therapeut hat ihm dann immer wieder erklärt, dass diese Seite, die er so schrecklich findet, seine Krankheit ist.

Maxeiner: Er war also in Therapie?

Doko: Ja. Und wir als seine Familie waren ebenfalls in Therapie, um zu lernen, wie wir damit umgehen können.

Maxeiner: Können Sie sich noch erinnern, wie das war, in den letzten Wochen oder Monaten vor seinem Tod? Wie haben Sie ihn da erlebt? War er irgendwie verändert?

Doko: Nein. Sein Therapeut hatte einige Zeit zuvor sogar bei uns angerufen und gesagt, dass er gern die Therapie unterbrechen würde, weil Enis so stabil sei und es ihm seit einem Jahr so gut ginge. Er war der Meinung, dass er die Therapie nicht mehr brauche. Auch wir dachten, dass es von jetzt an nur noch besser werden kann. Wir waren damals voller Pläne, wollten zusammen nach Köln fliegen und wurden als Geschwister für einen Sparkassen-Werbespot gecastet.

Im Nachhinein kann ich mir den Suizid meines Bruders nur so erklären, dass er unglaubliche Angst davor hatte, wieder in dieses große schwarze Loch zu fallen. Vielleicht hat er sich deshalb damals gesagt „Nein, das halte ich nicht aus, das möchte ich nicht nochmal erleben". In den letzten Tagen vor seinem Tod hat er uns oft gesagt „Ich hoffe, dass bleibt jetzt immer so, dass es mir so gut geht." Insofern hab' weder ich noch sonst jemand in unserer Familie damit gerechnet. Da gab es ganz andere Zeiten, wo wir das Gefühl hatten, uns 24 Stunden am Tag um ihn kümmern zu müssen.

Maxeiner: ... und selbst wenn Sie sich tatsächlich „Rund-um-die-Uhr" um Ihren Bruder gekümmert hätten, hätte er vermutlich eine Möglichkeit gefunden ...

Doko: Absolut. Das haben wir auch in der Therapie gelernt. Wenn er es tun will, tut er es auch. Egal wo und egal wie. Trotzdem lebt man natürlich ständig mit dieser Angst. Täglich haben wir mindestens zwei- oder dreimal miteinander telefoniert. Im Nachhinein ist mir klar, dass es auch für meinen Bruder eine ziemliche Belastung gewesen sein musste. Trotzdem hat er sich regelmäßig gemeldet. Ich habe es nie erlebt, dass wir mal einen Tag nicht miteinander gesprochen haben.

Maxeiner: Hat Ihnen Ihr Bruder einen Abschiedsbrief hinterlassen?

Doko: Ja. Er hat uns auch einen wirklich tollen Abschiedsbrief geschrieben, aus dem klar hervorging, dass es eine starke und bewusste Entscheidung war. Vor allem meiner Mutter hat sein Brief sehr geholfen. Gerade, wenn ich mit anderen Angehörigen spreche, höre ich immer wieder, dass sie ohne eine Erklärung einfach zurückgelassen wurden. Ich glaube, wenn wir diesen Abschiedsbrief nicht gehabt hätten, hätte uns etwas ganz Wichtiges gefehlt.

Maxeiner: Wie hat sich Ihr Bruder das Leben genommen?

Doko: Mein Bruder hat sich seine Entscheidung gewiss nicht leicht gemacht. Ich bin sicher, dass er enorme Kämpfe mit sich ausgetragen haben muss. Warum er sich für diese Art des Todes entschieden hat, kann ich mir nur so erklären, dass Wasser schon immer sein Element war. Er hat sich einen Fön in die Badewanne geworfen und wusste genau, dass meine Mutter ihn finden würde.

Meine Mutter ist OP-Krankenschwester gewesen und sie meinte, dass es ganz schnell gegangen sein musste, dass es wohl nicht mal eine Sekunde gedauert hat. Als sie ihn gefunden hat, im Badezimmer, sah er so entspannt aus, dass sie es zunächst gar nicht gemerkt hat, dass er tot war. Sie hat in ihrem Beruf schon einige tote Menschen gesehen. Die meisten sahen verkrampft, irgendwie starr aus. Doch Enis nicht. Alles sprach wirklich dafür, dass es rasend schnell ging. Und das war für sie irgendwie tröstlich.

Maxeiner: Wie ging es Ihnen in den Tagen danach? Wie haben Sie als Familie seinen Tod aufgenommen?

Doko: Was den Umgang mit dem Tod angeht, glaube ich, dass es mein Glück - oder unser Glück ist - dass meine Eltern aus dem ehemaligen Jugoslawien kommen. In diesem Kulturkreis geht man mit Tod ganz anders um.

In unserer Familie, im Freundeskreis meiner Eltern und dem meines Bruders war jeder für jeden da. Rund um die Uhr haben sich Verwandte und Freunde um meine Mutter gekümmert. Auch die Freunde meines Bruders waren jeden Tag bei ihr. Wirklich jeden Tag. Meine Tanten haben dann oft das Lieblingsessen meines Bruders, Spaghetti Bolognese, gekocht. Manchmal haben sie auch seine Lieblingszigaretten auf dem Balkon geraucht.

Und sie haben viel über ihn gesprochen. Meine Mutter hat immer betont, wie wichtig es ihr ist, dass Enis in unserer Erinnerung lebendig bleibt, auch wenn es am Anfang schmerzlich war. Klar haben wir viel geweint. Aber wir haben auch viel gelacht. Gerade als wir uns Geschichten über ihn erzählt haben: „Weißt du noch, was Enis da gemacht hat ..." Das war schon eine sehr intensive Zeit.

Maxeiner: Wie hat Ihr Freundeskreis reagiert?

Doko: Mein Freundeskreis hat ganz anders bzw. kaum reagiert. Weil sie nicht wussten, wie sie mit der Situation umgehen sollten. Ich mache ihnen keine Vorwürfe. Auch wenn viele meiner Freunde im Medienbereich arbeiten, fiel es ihnen nach dem Tod meines Bruders schwer, mit mir zu kommunizieren. Sie waren hilflos, haben meinen Freund angerufen und gefragt „Wie geht's denn Diana?" Er hat dann geantwortet: „Ruft sie doch selbst an." Aber das wollten sie auch nicht, weil sie Angst hatten, dass ich in Tränen ausbreche.

Maxeiner: Hat Sie das „In-Ruhe-gelassen-werden" geärgert?

Doko: Ich war nicht verärgert. Das passt nicht zu meinem Wesen. Manchmal war ich traurig, aber nie einsam, und vor allem dankbar für meinen Freund, Sven und die Freunde, die sich in der Zeit intensiv um mich gekümmert haben. Es gab einige Freunde, die mich in der Zeit nach dem Tod meines Bruders „in Ruhe gelassen haben". Ich habe das beobachtet, mich aber nie darüber geärgert, auch wenn es Situationen gab, in denen sie die Straßenseite gewechselt haben.

Maxeiner: Wie und wo ist ihr Bruder beerdigt worden?

Doko: Meine Mutter hat sich einen sehr schönen muslimischen Friedhof ausgesucht. Eine wunderschöne letzte Ruhestätte. Wenn man den Friedhof betritt, hat man fast das Gefühl, man wäre in einem Naturschutzgebiet. Als wir meinen Bruder beerdigt haben, hatten wir uns für eine Drei-Religionen-Beerdigung entschieden.

Mein Vater ist kein gläubiger Muslim, meine Mutter ist Christin, sein bester Freund Jude. Und mein Bruder hatte sich in seinem Abschiedsbrief gewünscht, dass er auf einem muslimischen Friedhof begraben wird. So kam es, dass bei seiner Beerdigung ein Imam gesprochen hat, sein bester Freund Jossi das jüdische Totengebet Kaddisch auf Hebräisch gesungen hat und auch ein Pfarrer war anwesend.

Maxeiner: Gibt es Rituale, mit denen Sie Ihren Bruder in Ihrer Erinnerung lebendig halten?

Doko: Ja, wir gehen regelmäßig zum Friedhof und feiern auch seinen Geburtstag dort.

Maxeiner: Wie kann man sich das vorstellen, wenn Sie auf dem Friedhof den Geburtstag Ihres Bruder zelebrieren?

Doko: Der Geburtstag meines Bruders ist im Spätsommer. Wir gehen dann zu seinem Grab mit Campingstühlen, breiten Tücher an seinem Grab aus, setzen uns hin, trinken etwas Tee und essen Kuchen, den wir mitgebracht haben und reden über ihn. Alles ist ganz entspannt, fast wie bei einer schönen Geburtstagsfeier.

Maxeiner: Was gab Ihnen die Kraft, nach dem Tod Ihres Bruders weiterzumachen?

Doko: Meine Mutter hat mir sehr viel Kraft gegeben. Und ich hab' mir viel Zeit für die Trauer genommen. Ich hab' mich nicht zusammengerissen, und bin nicht zur Tagesordnung übergegangen. Für mich war es wichtig, mich richtig zu verabschieden.

Maxeiner: Wie und warum haben Sie dann 2001 den Verein „Freunde fürs Leben" gegründet?

Doko: Da kamen einige Dinge zusammen: Gerald Schömbs hat 2001 seine Lebensgefährtin durch Suizid verloren. Ich habe ihn damals angerufen und ihn gefragt, wie es ihm geht und ob er darüber reden möchte. Er war sehr dankbar dafür, denn er hatte ein starkes Bedürfnis darüber zu reden.
Dazu kam, dass meine Mutter und ich nach dem Suizid meines Bruders Anrecht auf eine Gesprächstherapie hatten, aber Saskia, die damalige Freundin meines Bruders und sein Freund Jossi, die beide ziemlich verzweifelt waren, nicht, weil sie eben keine engen Familienangehörigen waren. Und da hab ich gedacht "Es kann doch nicht sein, dass sie keine Hilfe bekommen."

Meine Mutter hat damals zusätzlich zu ihrer Therapie auch noch Hilfe gesucht bei einer Selbsthilfegruppe für Eltern, die ihre Kinder verloren haben. Und dabei ist sie auf das Angebot einer Kirchengemeinde gestoßen. Sie hat sich darüber sehr gefreut, weil sie sich gern mit anderen Eltern austauschen wollte. Als sie dann den ersten Tag dort war, hat jeder seine Geschichte erzählt, wie er sein Kind verloren hat. Und dann war sie an der Reihe.

Meine Mutter hat dann berichtet, dass sich ihr Sohn das Leben genommen hat. Alle schwiegen betroffen. Es herrschte eine unheimliche Stille im Raum. Bis sie ihr schließlich ziemlich barsch eröffneten, dass das nicht ginge. Sie könnte hier nicht dabei sein, denn „So eine Gruppe sind wir nicht!" Das hat meine Mutter erst nicht verstanden. Sie haben ihr dann erklärt, dass es so ist, weil sich ihr Sohn ja schließlich selbst umgebracht hat. Und die anderen Kinder eines natürlichen Todes - jedenfalls infolge Unfall oder Krankheit - verstorben wären. Am Ende hat meine Mutter frustriert die Selbsthilfegruppe verlassen.

Durch dieses Erlebnis habe ich begonnen, mich zu erkundigen, welche Hilfsangebote es eigentlich gibt. Das Ergebnis meiner Recherche war ernüchternd. Es gab wenig konkrete Angebote und wenn, dann waren sie antiquiert und vor allem für junge Leute einfach nicht attraktiv genug. Also habe ich mich mit Gerald Schömbs zusammengesetzt und überlegt, was wir tun können.

Wir haben uns gefragt, wo unsere Stärken liegen und wie wir diese zur Aufklärung über die Themen Suizid und Depression nutzen können. Wir haben ein Netzwerk mit Grafikerin, Druckerei, Fotografen, Filmleuten etc. zusammengestellt und beschlossen, über Depression zu kommunizieren. Mit sieben Mitgliedern haben wir dann den Verein „Freunde fürs Leben" gegründet.

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Foto: Diana Doko und Gerald Schömbs, © Tom Wagner

Maxeiner: Wenn Sie sagen, es gab eigentlich keine richtigen Hilfsangebote - gerade für junge Leute -, wie ist das heute bei Ihnen? Wie genau helfen die „Freunde fürs Leben" jungen Menschen?

Doko: Also grundsätzlich gilt: Wir sind keine Therapeuten. Was wir machen, ist jugendgerecht zu informieren. Unsere Hauptkommunikationsplattform ist unsere Homepage www.frnd.de. Weil junge Menschen Informationen, vor allem über bewegte Bilder konsumieren, haben wir uns entschlossen, mit Videobeiträgen, Animationen, Trickfilmen und auch einen eigenen Online-TV-Kanal „Freunde fürs Leben TV" ins Leben zu rufen. Und wir haben eine DVD mit Filmbeiträgen von frnd-TV zusammengestellt - einen Leitfaden für Psychotherapeuten, Erzieher und Lehrer - wie sie mit jungen Menschen über das Thema sprechen und sie informieren können.
Darüber hinaus bieten wir auch Workshops an Schulen an. Allerdings haben wir vom Senat noch nie Geld dafür bekommen.

Maxeiner: Sie finanzieren sich also auch weitgehend selbst?

Doko: Ja. der Verein Freunde fürs Leben finanziert sich ausschließlich durch private Spenden. Wir bekommen keine öffentlichen Gelder.

Maxeiner: Warum bekommt der Verein „Freunde fürs Leben" keine öffentlichen Gelder?

Doko: Ich vermute, weil wir keine Therapeuten sind.

Maxeiner: Wäre dieses Problem behoben, wenn Sie sich therapeutische Unterstützung holen?

Doko: Nicht ganz. Denn es kommt noch etwas dazu: Wir bieten kein Jugendtelefon an, wir sind keine Seelsorge. Wir informieren eben „nur" und bieten Kommunikationsmaterial an.

Maxeiner: Das heißt, wenn Sie konkrete Hilfsangebote hätten, würden Sie auch Fördermittel bekommen?

Doko: Ich glaube, dass es dann einfacher wäre, Fördergelder zu beantragen. Während die Themen Depression und Suizid in Österreich längst auf der gesundheitspolitischen Agenda stehen, ist das für Deutschland allerdings noch immer kein Thema. Seit zehn Jahren kämpfen wir bereits dafür, dass Depression und Suizid auch hierzulande auf die gesundheitspolitische Agenda der Bundesregierung kommen. Bislang jedoch ohne Erfolg.

Maxeiner: Welche Themen stehen denn auf der gesundheitspolitischen Agenda?

Doko: Aufklärung zum Themen wie Aids, Alkoholmissbrauch, Drogenmissbrauch, sexuelle Gewalt ...

Maxeiner: Depression taucht also nicht oft, obwohl diese Krankheit zu den großen Volkskrankheiten gehört?
Doko: Genau.

Maxeiner: Ich komme noch mal zurück auf Ihren Bruder: Was hat sich für Sie ganz persönlich durch seinen Tod verändert?

Doko: Die Lücke, die mein Bruder in mein Leben gerissen hat, wird es immer geben. Und mir ist noch klarer geworden, dass Depression wirklich eine Krankheit ist. Ganz oft habe ich mich gefragt: Wieso hab ich das nicht? Warum muss er das haben?

Maxeiner: Was glauben Sie, ist das Wichtigste, das Menschen, die unter einer Depression leiden, tun sollten?

Doko: Die Depression als einen Teil von sich selbst akzeptieren. Die Journalistin Tanja Salkowski hat einen sehr guten Umgang mit ihrer Depression gefunden, unter der sie seit zehn Jahren leidet. Wenn sie spürt, dass wieder eine depressive Phase im Anmarsch ist, alarmiert sie alle. Sie sagt dann bei der Arbeit Bescheid und informiert ihre Eltern. Jeden Tag organisiert sie straff durch und hat sich auch einen Hund angeschafft, der sie dazu zwingt, 'raus zu gehen. Doch um all das umzusetzen, muss man richtig diszipliniert sein. Das hat Tanja in der Klinik gelernt.

Das Wichtigste jedoch, das man akzeptieren muss, ist, dass die Depression wohl nie ganz weg sein wird. Auch bei meinem Bruder wurden die Schübe, die er hatte, nicht besser. Im Gegenteil: Sie wurden heftiger und kamen schneller. Und je älter er wurde, desto schneller wechselten die Phasen.

Maxeiner: Das heißt, man muss die Depression als chronische Krankheit ansehen, die einen das ganze Leben lang begleitet?

Doko: Aus meiner Sicht und meiner Erfahrung würde ich sagen: Ja.

Maxeiner: Glauben Sie, dass Depressionen heilbar sind?

Doko: Ich glaube nicht, dass Depressionen zu 100 Prozent heilbar sind, aber ich bin davon überzeugt, dass Depressionen behandelbar sind. Ich habe das Gefühl, bei einer Depression ist es so ähnlich wie bei einem Virus. Natürlich kann ich das Virus mit wirksamen Medikamenten bekämpfen. Aber viele Viren verbleiben auch im Körper, schlummern dort, und warten nur auf eine günstige Gelegenheit, wieder ausbrechen zu können. Wichtig wäre, dass man bei den Betroffenen ein Bewusstsein dafür schafft, dass eine Depression wiederkommen kann, ohne dass er Angst davor haben muss, weil er genau weiß, wie er damit umgehen muss.

Maxeiner: Ich gehe noch mal zurück ins Persönliche: Welche Eigenschaften schätzen Sie an den Mitmenschen, mit denen Sie enger zu tun haben, am meisten?

Doko: Sie müssen offen sein. Sie müssen bereit sein, sich mit Dingen auseinanderzusetzen. Und ich finde Reden wichtig - nicht Dinge zerreden, aber über Dinge reden können.

Maxeiner: Was können Sie nicht ertragen?

Doko: Ignoranz.

Maxeiner: Was würden Sie Menschen raten, die zu Ihnen kommen und Ihnen erzählen, dass ein Kollege oder ein Freund eine Bemerkung gemacht haben, dass er sich umbringen will?

Doko: Auf jeden Fall muss man so eine Bemerkung ernst nehmen. Man muss demjenigen das Gefühl geben, dass man bei ihm ist - wirklich dranbleiben und fragen, wie man helfen kann. Denn in der Regel sind das Menschen, die das Bedürfnis haben, sich mitzuteilen. Tut man nichts, bereut man es später vielleicht. Leider ist es dann oft zu spät. Und vor allem: Verlasst euch nicht stillschweigend auf andere!

Maxeiner: Wenn Sie von Zeit zu Zeit selbst über den Tod nachdenken, gibt es da etwas, das Ihnen Angst macht?

Doko: Ich denke so selten über den Tod nach, muss ich ehrlich gestehen.

Maxeiner: Wofür lohnt es sich aus Ihrer Sicht zu kämpfen?

Doko: Für ein respektvolles und liebevolles Miteinander.

Maxeiner: Was macht das Leben aus Ihrer Sicht aus, und was macht es so einzigartig?

Doko: Das sind die Höhen und die Tiefen in meinem Leben, die es ausmachen. Einzigartig wird es nur dann, wenn ich etwas daraus mache.

Frau Doko, ich danke Ihnen herzlich für dieses Gespräch!

Mehr über die Aktion für mehr Mitmenschlichkeit - was wirklich zählt im Leben finden Sie auf der Homepage: http://was-wirklich-zaehlt-im-leben.jimdo.com/
Literaturtipp: Im Herbst erscheint das neue Buch von Sandra Maxeiner und Hedda Rühle "Dr. Psych's Ratgeber Depressionen".




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Auch auf HuffingtonPost.de: Miley Cyrus über Depression, Trennung und Feminismus

Ein offener Brief eines schüchternen Menschen an alle anderen

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Hi, wir sind's die Schüchternen. Wir wollten nur einen kurzen Hinweis für alle schreiben, um ein paar Dinge zu klären. Wir wissen, dass es schwer sein kann, uns zu durchschauen, dass wir verschlossen und manchmal auch reizbar wirken, aber wir lieben euch. Damit ihr besser mit uns umgehen könnt, haben wir diese Liste von Dingen zusammengestellt, die ihr wissen solltet.

1. Wochentage sind Ich-Tage.

"Ähhh... Buchclub ist montags? Hm. OK, da kann ich nicht. Nie. Warum? Weil es am Montag ist."

Es liegt nicht daran, dass wir euch nicht mögen, das schwören wir. Und es liegt auch nicht daran, dass wir die Serie "The West Wing" entdeckt haben (ich meine, wie haben wir davor überhaupt gelebt?) Die Wahrheit ist, wir möchten nicht drei weitere Stunden unterwegs sein. Mit Freunden trifft man sich am Wochenende und gelegentlich donnerstags (oder jeden Donnerstag, wenn du Student bist). Dann sind wir in der Stimmung dazu. Montags haben wir keine Lust. Aber natürlich lockern wir die Regeln bei Trennungen, wichtigen Meetings oder besonderen Anlässen. Im Grunde heißt das, wenn es nicht dein Geburtstag ist, kann es bis Freitag warten.


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2. Wenn du mich anrufst, solltest du einen Grund haben

Arbeit? Wir gehen ans Telefon. Neuigkeiten? OK. Nur Quatschen? Hahaha. Wenn du nicht in unsere "besondere Menschen"-Kategorie fällst, werden wir deine Anrufe nicht entgegennehmen. Und offen gestanden werden auch die besonderen Menschen gefiltert (sorry, Mama). Aber noch mal: Es liegt nicht daran, dass wir euch nicht mögen. Es liegt einfach daran, dass wir nicht die Energie haben, um des Redens Willen zu reden. Textnachrichten sind unsere wahre Freunde. Wenn ihr uns schreibt, müsst ihr uns sagen, was ihr von uns wollt und das mögen wir sehr.

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3. Es sollten Menschen da sein, die wir kennen

Oh, Kindergarten. Vor langer Zeit wurden wir alle in einen Raum gequetscht und aufgefordert, Freunde zu finden. Und natürlich können wir Schüchternen das genauso gut wie jeder andere. Aber verwechselt uns deshalb nicht mit extrovertierten Menschen! Der Unterschied ist, dass wir uns ein wenig ohnmächtig fühlen, nachdem wir mit anderen Menschen gesprochen haben. Und das ist vermutlich auch der Grund, warum wir die gefürchtete Frage "Also... wer geht hin?" stellen. Wir sagen nicht, dass ihr nicht cool seid, wir bereiten uns nur vor. Worauf, fragt ihr euch vielleicht? Darauf, mit Menschen zu sprechen, die wir nicht kennen und dann die Party frühzeitig zu verlassen. Es tut uns leid, dass es uns nicht leid tut.

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4. Wir kommen auch ohne eine Trilliarde Freunde klar

Es macht natürlich Sinn, dass wir keinen riesigen Freundeskreis haben, wenn es uns schwer fällt, neue Menschen kennenzulernen. Ziemlich einfache Logik. Und damit kommen wir wunderbar klar. Die Freunde, die wir haben, sind dafür verdammt fabelhaft. Nimm mich, zum Beispiel! Wenn du einer meiner guten Freunde bist, ist eine von zwei Sachen passiert:

1. Du hast dich reingekämpft (bravo!)

2. Wir waren für lange Zeit eingesperrt und gezwungen, zu reden.

Ich scherze nicht. Nicht mal annähernd. So habe ich alle meine FÜNF liebsten Freunde kennengelernt. Und man hält mich für "kontaktfreudig". (Unglaublich, oder? Fünf.)

Und die Moral von der Geschicht? Wenn du mit einem von uns befreundet bist, lieben wir dich mehr als du weißt und du bist verdammt fabelhaft.

5. Wir sind intensiv

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Dementi: Wir wissen WIRKLICH NICHT, wie man "die Party rockt" oder "die Bude zum Beben bring". Wenn wir in ein gutes Gespräch vertieft sind, geht es meistens um Politik, Religion, Geld, komplizierte Beziehungen oder irgendetwas, über das wir nicht reden sollten. Diese Tabu-Themen sind unser Lebensquell bei Cocktail-Partys und wir können nichts dagegen tun. Ja, dein Hund ist zu niedlich und dein Outfit ist umwerfend, aber was uns wirklich interessiert, ist deine Reue nach jedem Shopping-Trip, oder die Beziehung zu deiner Mutter. Sorry, nur mal zur Vorwarnung.

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6. Es fällt uns schwer, aus uns herauszukommen

Oh, die Qual. Die Wahrheit ist: Wir fühlen uns verzweifelt oder anhänglich, wenn wir jemanden zum Essen einladen, falsch und schleimig, wenn wir Kontakte nutzen, und nur mit uns selbst beschäftigt, wenn wir einem Bekannten von unserem Leben erzählen. Das ist keine Entschuldigung - wir müssen an diesen Dingen arbeiten, aber habt Geduld. Wenn diese Sachen für euch einfacher sind, helft einem kleinen Introvertierten aus! Wir sind lieb und was uns an sozialer Kompetenz fehlt, machen wir durch gestochen scharfe Konversation wieder wett.

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7. Wir mögen euch

Wirklich. Ok, nicht alle von euch, aber viele. Wir wissen es zu schätzen, wenn Extrovertierte mit uns reden und uns schreiben (nicht anrufen), und uns darüber informieren, was außerhalb unserer beängstigenden Gedanken passiert. Auch wenn wir es uns mittlerweile mit unserer introvertierten Art ziemlich bequem gemacht haben, waren wir alle an dem ein oder anderen Punkt schon einmal eifersüchtig darauf, wie ihr die Dinge in die Hand nehmt. Also denkt nicht, das wir euch nicht mögen, nur weil wir manchmal lieber alleine wären! Wir verbringen unsere Zeit auch nicht untereinander. Ehrlich.

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An all unsere extrovertierten Freunde da draußen - danke. Wir wissen, dass wir nicht ganz einfach sind. Und Grüße an alle Introvertierten da draußen! Turtle Power.

Ok, tschüss.

Dieser Blog erschien ursprünglich bei der Huffington Post USA und wurde aus dem Englischen übersetzt.




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Der neue Airport in Berlin

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Liebes Tagebuch,

alle Welt spottet, lacht und fasst sich nur noch an den Kopf wegen des Berliner Flughafens. Dabei besteht kein Grund zur Schadenfreude, denn es könnte jedem von uns im Kleinen genauso ergehen. Auch all die versenkten Milliarden an Steuergeldern sind keineswegs verloren. Haufenweise Menschen fanden über Jahre hinweg dort eine Beschäftigung, weil sie nichts Besseres zu tun hatten.

Wie viele Ehen wären wohl gescheitert, wenn all diese Männer permanent zu Hause geblieben wären, anstatt regelmässig außerhalb zu arbeiten? Wenn der BER im Jahre ..., also kurz vor der ersten Marsmission in Betrieb genommen wird, dann werden alle Kritiker endlich verstummen und schweigen.

Deine Mitarbeiter

Du möchtest Hauseigentümer werden? Wie man das am einfachsten anstellt? Genau, Du holst Dir ein paar gute Freunde ins Haus, die Dir bei der Planung helfen sollen. Der eine arbeitet im Cabaret, der andere in einer Käserei, der nächste ist Puppenspieler und einer ist Automechaniker.

Vielleicht krallst Du Dir noch ein paar wildfremde Menschen, die Dir gerade so über den Weg laufen oder die Du soeben in der Straßenbahn kennengelernt hast. Auch ein Besuch in einem Asylantenheim kann sich lohnen; dort findet man ohne weiteres arbeitswillige Mitarbeiter für wenig Geld, falls man sie überhaupt bezahlen muss.

Ob Du sie als Subunternehmer aus dem Ostblock anheuerst und keine Sozialabgaben zahlst oder bei Deiner Tante Waltraut um die Ecke aufliest, wo sie vor sich hindämmern, das bleibt sich gleich.

Deine Planung

Mit Deinen guten Kumpels planst Du also den Hausbau. Je mehr Bier an dem Abend fliesst, desto einfacher sprudeln die Ideen. Und weil alle so viel Ahnung davon haben, dauert es nicht lange und schon ist die Villa Kunterbunt planungstechnisch fertig. Zum Schluss beauftragst Du Deine 7jährige Tochter, ein Bild mit ihren Buntstiften zu malen, als Bauplan und Grundlage, was wohin gehört. Tja, und dann könnte es eigentlich losgehen.

Leider kostet das Haus 500 000 Euro, und da Du nur 2000 für die Tür hast, holst Du Dir einen Kredit bei der Bank. Die haben immer Geld, und Deine Eltern mit ihrem mühsam ersparten Einfamilienhaus treten als Bürgen auf. So hast Du also schon einmal keinen finanziellen Druck, der Dich belasten könnte und in Deiner Kreativität einschränkt. Dein guter Freund Gerhard soll die Bauaufsicht leiten und alles organisieren.

Er ist seit 10 Jahren arbeitslos, verfügt demnach über genügend Zeit und hat es durch seine ständigen Besuche beim Arbeitsamt immer mit Menschen zu tun. Er verfügt also über Sozialkompetenz und weil er sich regelmäßig erfolglos vorstellt, auch genügend Ausdauer um dieses Projekt zum Laufen zu kriegen.

Das sollte eigentlich reichen, um die vier Wände ruck zuck hochzuziehen. Zum Schluss gehst Du noch unter die Brücke einen Obdachlosen suchen, der parallel als zweiter Mann die Bauaufsicht übernimmt, um sicher zu gehen, dass Deinem Kumpel Gerhard auch ja kein Fehler unterläuft.

So werden Häuser gebaut, jetzt kann es losgehen. Alle schauen auf die Zeichnung Deiner Tochter, die mit viel Liebe zum Detail die verschiedenen Zimmer orange, pink, grün und rot etc. eingezeichnet hat. Genaue Massangaben braucht es keine; über den Daumen gemessen kommt das schon hin.

Die Bauphase

Also legen alle los, jeder für sich, denn Individualität ist das oberste Gebot. Man muss dann auch weniger Rücksicht auf den anderen nehmen. Kooperation schafft nur Probleme und blockiert. Es dauert nicht lange und der Keller steht, das Erdgeschoss wurde ebenfalls errichtet und stramm geht es in das erste Stockwerk.

Jetzt treten erste Probleme auf, denn die Steine aus dem Erdgeschoss wurden versehentlich im Keller eingebaut. Die Fliessen vom Badezimmer zieren gerade die Wandverkleidung im Hobbyraum, der im Keller liegt. Ausserdem haben sie vergessen, Elektrokabel und Wasserleitungen zu verlegen, weil jeder dachte, der andere macht es schon.

Statt der Wendeltreppe haben sich Leitern aus Aluminium etabliert, denn das Holz für die Treppe ist als Deckenverkleidung im Keller verwurstet worden. Für Gerhard, der ja alles geleitet hat, ist die Sache unverständlich, er hatte bisher alles unter Kontrolle und kann das gar nicht verstehen.

Der Obdachlose, ebenfalls verantwortlich für die Bauaufsicht, versteht die Welt nicht mehr. Er hat so viele Papphütten in seinem Leben gebaut, dass er sich gar nicht erklären kann, was da schiefgelaufen ist.

Mehr Geld muss her

Während jeder von uns jetzt einem Herzinfarkt nahe wäre, siehst Du es als Bauherr gelassen. Wie gut, dass Deine Eltern gebürgt haben. Kein Grund zur Panik. Du braucht halt noch einmal 50 000 Euro, weil Du Material nachkaufen muss.

Deinen Eltern sagst Du, dass die Preise gestiegen seien, und diese willigen natürlich sofort ein, denn auch wenn noch nicht einmal das Erdgeschoss richtig fertig ist und die erste Etage mehr Stützpfeiler hat als in Brasilien Bäume stehen, sieht es doch vielversprechend aus und kann bis zur Vollendung nicht mehr lange dauern.

Kaum ist das Geld da, stürzen sich wieder alle tumultartig und unkontrolliert auf den Rohbau, und siehe da, schnell ist die erste Etage abgeschlossen. Eigentlich sollte dann das Dach drauf, aber Du hast es Dir anders überlegt, Du hättest gerne noch ein zweites Stockwerk. Deinen Eltern machst Du es schmackhaft, indem Du ihnen erzählst, wie schön es wäre, wenn sie dort einziehen könnten.

Deswegen die zweite Etage. Sie sind natürlich ganz begeistert, vor allem als sie noch einmal dafür 150 000 Euro locker machen müssen und ihr bereits abbezahltes Haus, in dem sie seit 30 Jahren wohnen, mit immer mehr Kredit beleihen dürfen.

Sofort setzt sich Deine 7jährige Tochter erneut hin um einen Ergänzungsbauplan zu Papier zu bringen. Diesmal mit Fingerfarbe aus China, die leuchtet auch im Dunkeln. Da es ja leider keine Elektrizität gibt, müssen alle bei Kerzenschein in der Finsternis arbeiten.

Das sieht von aussen wie in einer Kirche aus, romantisch und besinnlich, und alle Nachbarn haben Freude daran. Diesmal, bei dem unerwarteten Anbau, besprichst Du den weiteren Verlauf aber nicht mit Deinen Freunden, sondern machst alles in Eigenregie, weil ausser Dir niemand versteht, worum es Dir eigentlich geht.

Improvisieren

Schnell ist auch der zweite Stock drauf und das Dach folgt. Da es kein Geld mehr für Dachziegel gibt, muss Plastikfolie erst einmal reichen. Dabei hat sich Teichfolie besonders bewährt. Wenn allerdings Deine Nachbarn das wüssten! Sie haben allesamt innerhalb einer Woche ihre Teiche entleert vorgefunden - ohne Folie.

Nun hast Du auch endlich einmal die Zeit, eine komplette Hausbesichtigung zu machen. Mit gelassener Gleichgültigkeit stellst Du also fest, dass es sich immer noch um einen Rohbau handelt, kein Teppich, keine Türen und fliessend kaltes Wasser nur vom Dach, das durch die Teichfolie bis hinunter in den Keller fliesst. Alles kein Problem für Dich, schliesslich haben in den zwei Jahren alle ihr Bestes gegeben, um voranzukommen, und es sieht tip top aus.

Die Frage, wann Du denn fertig werden möchtest, kannst Du nicht beantworten, da Du den Zeitplan deiner Freunde nicht kennst. Wie Du verhindern möchtest, dass weiteres Wasser von oben eindringt, ist Dir schon klar. Du wirst den Hersteller der Teichfolie verklagen.

Wie schlimm es wirklich um Dein Bauwerk steht, wird Dir aber erst bewusst, als die Zeitung einen Artikel über diese Bauruine in der Nachbarschaft schreibt. Deinen Eltern erzählst Du, sie könnten demnächst einziehen. Worauf Dein Vater nach drei Jahren fragt, was Du unter demnächst verstündest?

Jetzt fühlst Du Dich aber persönlich angegriffen und attackiert. Du magst nicht mehr. Soviel Druck und Widerstand von der eigenen Familie, das hättest Du niemals erwartet. Deine Freunde haben Dich mittlerweile auch im Stich gelassen und überhaupt fragst Du Dich, wofür dieser ganze Aufwand? Da alles zu 50% fertig ist, siehst Du Deine Aufgabe als erledigt an. Sollen doch andere den Rest machen.
Du wolltest schon immer mal in der Normandie einen alten Bunker am Strand um- und ausbauen. Problematisch ist der viele Sand, aber davon willst Du Dich nicht unterkriegen lassen.

Dein Günter




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Video: Pfusch am Bau
Die unglaublichsten Fälle von Handwerker-Pfusch

Terrorgefahr: wer in Deutschland sicher ist

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Schaut man sich die Talk-Themen von Maybrit Illner, Hart aber Fair, Günther Jauch, Maischberger und Anne Will an, stellt man fest, die Frage nach der Sicherheit in Deutschland wird immer wieder gestellt.

Mit "sicher" ist die Sicherheit vor einer islamistischen Bedrohung gemeint. Hier mal einige Titel der Videos, die auf Maybrit Illners Seite aufgelistet werden:

- Mord im Namen Allahs - Woher kommen Hass und Terror (vom 22.01.2015)
- Terrorabwehr in Deutschland - Krieg der Islamisten (vom 15.01.2014)
- Islamistischer Terror, Rechte Gewalt - Islamisten, Nazis, Hooligans (vom 30.10.2014)
- Kampf gegen IS-Terrormiliz - Siegeszug der Islamisten (vom 09.10.2014)
- Terrorgruppe Islamischer Staat - Deutsche Waffen gegen Gotteskrieger (vom 28.08.2014)

Hier die Titel einiger Videos von Hart aber Fair:

- Der Hass und die Folgen - spaltet der Terror das Abendland? (vom 12.01.2015)
- Islamistischer Terror in Paris - Europas Freiheit in Gefahr? (vom 07.01.2015)
- "Sharia-Polizei" und Salafisten (vom 15.12.2014)
- Deutschland und der Islam - Wie passt das zusammen? (vom 24.11.2014)
- Islamisten - Berechtigte Sorge oder Panikmache? (vom 22.09.2014)
- Auf Streife für Allah - Vor welchem Islam müssen wir Angst haben? (vom 22.09.2014)

Hier Titel ein Video von Günther Jauch:
- Gewalt im Namen Allahs - Wie denken unsere Muslime? (vom 28.09.2014)

Titel einiger Videos von Maischberger:

- Religiös verblendet, politisch verwirrt: Gefährden... (vom 13.01.2015)
- Angst vor Gotteskrieger: Bedroht dieser Islam auch uns? (vom 26.08.2014)
- Feindbild Islam: Wird der Hass geschürt? (vom 8.04.2014)

Titel einiger Videos von Anne Will:

- Deutsch-Gebot und Burka-Verbot - Wie viel Fremdheit verträgt Deutschland? (vom 10.12.2014)
- Islamisten auf dem Vormarsch - Tödliche Gefahr für Deutschland (vom 02.07.2014)

Und in jeder Sendung wird betont "Deutschland ist sicher!". Ist das so? Ist Deutschland sicher?
War Deutschland auch für den Flüchtling Khaled B. sicher, der erstochen und blutüberströmt im Hausflur seiner Dresdener Unterkunft gefunden wurde. War Deutschland je sicher?

Was ist mit den politischen Attentaten der NSU und den Verstrickungen des Verfassungsschutzes in der NSU-Terrorzelle? War Deutschland sicher für Abdurrahim Özüdoğru, Süleyman Taşköprü, Habil Kılıç, Mehmet Turgut, Ismail Yaşar, Theodoros Boulgarides, Mehmet Kubaşık, Halit Yozgat, Michèle Kiesewetter (alles NSU-Opfer) und Marwa El-Scherbini?

Oder was ist mit den täglich zunehmenden Übergriffen auf Muslime? Ist Deutschland sicher? Ja, Deutschland ist sicherlich sicher vor islamistischem Terror. Aber die Sicherheit der Muslime im Land steht auf der Kippe.




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Video: Radikale neue Flüchtlingspolitik: Die EU will, dass Flüchtlinge lieber ertrinken, bevor sie noch weitere aufnimmt

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