Robert Veeder hat fast zehn Jahre im Gefängnis verbracht, weil er betrunken Auto gefahren ist und bei einem Unfall sechs Menschen getötet hat. Seine Abhängigkeit von Alkohol und anderen Substanzen konnte Veeder überwinden – mittlerweile arbeitet er als Suchttherapeut.
Im Gefängnis hat er vor allem gelernt, “ja” zu sagen und sich für andere Menschen einzusetzen. Das ist seine Geschichte.
Am 1. November 2003 bin ich betrunken Auto gefahren und habe einen Unfall verursacht. Dabei sind sechs Menschen ums Leben gekommen ― sechs gute Menschen.
► Außerdem habe ich zwei weitere Menschen schwer verletzt. Ich hatte damals nicht einmal bemerkt, dass ich betrunken war. Ich weiß, dass das lächerlich klingt, doch ich habe zu der Zeit sehr viel Alkohol getrunken.
Obwohl ich fast den ganzen Tag in verschiedenen Bars verbracht hatte, glaubte ich wirklich, dass ich es nicht übertrieben hatte. Ein Bier hier, ein Bier da, ein paar Mischgetränke über den Tag verteilt. Das war meine damalige Auffassung von “es nicht übertreiben.”
Am Abend gab es bereits einen anderen Unfall
Ich war an diesem Abend müde. Am Abend zuvor war Halloween gewesen und ich war erst spät ins Bett gegangen. Ich wohnte in einer schäbigen, heruntergekommenen Wohnung, die knapp fünf Kilometer von der letzten Bar entfernt lag, die ich an diesem Abend verließ.
Da ich nicht wieder komplett abstürzen wollte, stieg ich in meinen weißen Econoline Van und machte mich auf den Weg nach Hause. Ich nahm die Autobahn, da die Wahrscheinlichkeit, angehalten zu werden, dort geringer war als auf der Landstraße.
► Ich wusste jedoch nicht, dass es auf genau dieser Autobahn an demselben Abend bereits einen Unfall gegeben hatte.
Ich war zu betrunken, um richtig zu reagieren
Ich raste nicht und ich überholte auch nicht. Ich fuhr mit meinem Van einen Hügel hinauf und plötzlich stand eine Gruppe von Menschen auf der Straße genau vor mir.
Ich versuchte zu bremsen, doch ich war zu langsam ― und zu betrunken ― um angemessen reagieren zu können. Was dann geschah, war der absolute Horror.
Es war einfach nur grauenhaft ― ein wahrer Albtraum. Was danach passierte, wurde zu meiner ganz persönlichen Hölle.
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Ich wurde ins Gefängnis gebracht
Als die Polizei eintraf, saß ich am Straßenrand und klammerte mich an meinen Knien fest. Ich schaukelte permanent mit dem Oberkörper vor und zurück.
Ich wurde verhaftet und in das örtliche Bezirksgefängnis gebracht. Monate später wurde ich dann in ein staatliches Gefängnis überstellt.
► Ich wurde verurteilt wegen sechsfacher fahrlässiger Tötung und wegen zweifacher schwerer Körperverletzung.
Ich habe den Großteil meiner Dreißiger in einem staatlichen Gefängnis verbracht. Sie hätten mich auch für immer einsperren können ― ich hätte wirklich nichts dagegen sagen können.
Ich denke jeden Tag an den Unfall
Das alles passierte vor 15 Jahren. Ich denke noch immer jeden Tag daran. Und ich bin mir sicher, dass ich das auch mein Leben lang tun werde.
► Wenn ich lache, was ich sehr oft tue, frage ich mich, ob ich denn überhaupt das Recht dazu habe, fröhlich zu sein. Wenn ich mich verletze, denke ich mir manchmal einfach, dass ich es verdient habe. Ich glaube, dass ich das für immer tun werde.
Ich war zur Zeit meines Haftantritts kein schlechter Mensch ― das waren die wenigsten der tausenden Männer, die ich während meiner Zeit hinter Gittern kennengelernt habe.
► Doch aufgrund der langfristigen Folgen meines damals täglichen Drogen- und Alkoholkonsums war ich fast erleichtert darüber, dass ich ins Gefängnis musste.
Meine Haftstrafe abzusitzen, war der einfache Teil für mich ― obwohl das nicht bedeuten soll, dass ein Gefängnisaufenthalt leicht ist. Gefängnisse sind beängstigende und oftmals gefährliche Orte.
Ich wurde verurteilt wegen sechsfacher fahrlässiger Tötung und wegen zweifacher schwerer Körperverletzung mit einer tödlichen Waffe. Ich habe den Großteil meiner Dreißiger in einem staatlichen Gefängnis verbracht.
Ich habe einmal miterlebt, wie zwei Männer wegen eines Kopfkissens einen Messerkampf anfingen. Sie benutzten dafür Rasierklingen, die sie an Bleistifte gebunden hatten.
Einmal stach mir ein Mann mit dem Finger ins Gesicht und schwor, dass er mich töten würde. Es ging dabei um einen Apfel. Äpfel haben für mich seitdem an anderer Bedeutung gewonnen.
► Doch diese Dinge gehörten eben zu meiner Haftstrafe dazu. Sie gehörten dazu, wenn man in dieser Umgebung überleben musste. Die meiste Zeit war mein Gefängnisaufenthalt jedoch nicht sonderlich aufregend. Ich starrte sehr oft und lange an die Wände und drehte viele Kreise im Hof.
Es gibt nichts, das es rückgängig machen könnte
Der schwierige Teil des Gefängnisaufenthaltes war für mich, dass meine Entscheidungen ― die Entscheidungen, die ich selbst getroffen hatte und die mich hinter Gitter gebracht hatten ― sechs Menschen das Leben gekostet hatten.
► Ich konnte nichts tun, um das alles rückgängig zu machen. Und es wird auch weder jetzt noch in der Zukunft irgendetwas geben, das ich dafür tun könnte.
Ich gewöhnte mich an den Gefängnisalltag. Das war meine Überlebensstrategie. Ich glaube, dass viele Insassen nur so überleben können. Ich las unaufhörlich und schrieb wie ein Besessener Briefe. Wenn Kurse angeboten wurden, nahm ich teil. Es war mir auch vollkommen egal, worum es dabei ging.
Wutbewältigung, “Thinking for a Change”, Koch- oder Gartenbaukurse, 12-Schritte-Programme, religiöse Angebote ― ich war überall dabei. Wenn sie Kurse im Korbflechten angeboten hätten, hätte ich ebenfalls teilgenommen. Ich brauchte irgendetwas, um mich kurzfristig von den Geistern abzulenken, die mich verfolgten.
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Ich wollte nur noch sterben
Am Anfang hatte ich Selbstmordgedanken. Ich glaube, dass dies jedem vernünftigen Menschen so gehen würde. Ich weinte so viel und so lange, dass meine Augen von den Tränen permanent brannten.
► Dies ging mehrere Jahre so weiter. Ich dachte permanent darüber nach, mein Leben zu beenden. Wenn ich nicht die Unterstützung von so vielen netten, liebevollen und nachsichtigen Menschen bekommen hätte, würde ich jetzt mit Sicherheit nicht mehr hier sein.
Ich wachte jeden Tag auf und wünschte mir, nicht mehr hier zu sein ― ich wünschte mir, dass ich einfach im Schlaf sterben würde. Ich erinnere mich daran, dass ich einem Freund unter Tränen gesagt hatte: “Ich kann nicht dieser Mensch sein. Ich bin nicht stark genug dafür. Ich glaube nicht, dass ich dieser Mensch sein kann.” Ich konnte mich einfach nicht mit diesem schrecklichen Verlust abfinden.
Plötzlich verschwand meine Trauer
Ich kann mich noch ziemlich genau an den einen Moment erinnern, an dem ich meine Trauer endlich losließ, die mein Leben im Gefängnis komplett vereinnahmte.
Eines Tages schien sie einfach verschwunden zu sein. Es war, als hätte jemand einen Schalter umgelegt und als hätte das irgendetwas in mir bewegt.
Ich hörte auf, mich in meinem Abgrund aus Verzweiflung und Selbstmitleid zu suhlen und kam plötzlich zu der klaren Überzeugung, dass ich endlich etwas unternehmen musste. Ich musste etwas zurückgeben.
► Gefängnisaufenthalte bringen nicht sonderlich viel Gutes mit sich. Es gibt jedoch ein paar Dinge, für die sie gut sein können.
Ich hatte viel Zeit zum Nachdenken
Eines davon war, dass ich plötzlich sehr viel Zeit zum Nachdenken hatte ― und zwar, um wirklich ernsthaft über alles nachzudenken.
► Eine Sache, über die ich sehr viel nachdachte, war, wie sehr ich es bedauerte, dass ich mich auf der High School nicht der Leichtathletikmannschaft angeschlossen hatte. Das mag zwar banal klingen, doch ich fragte mich immer wieder, ob mein Leben dann vielleicht anders verlaufen wäre.
Auf der High School musste ich mir eine Sportart aussuchen, obwohl ich Sport über alles verabscheute. Ich trat der Leichtathletikmannschaft bei, jedoch lediglich als Teamleiter. Auf diese Weise musste ich weder laufen, noch an Wettbewerben teilnehmen oder sonst irgendetwas tun.
Meine einzige Aufgabe war es, bei den Trainingseinheiten die Geräte aufzubauen und sie danach wieder abzubauen. Den Rest der Zeit konnte ich einfach auf der Tribüne herumsitzen. Wenn ich Glück hatte, konnte ich zwischendrin mit ein paar Mädchen flirten.
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Ich fragte mich, ob mein Leben anders sein könnte
Als ich an einem heißen Sommertag gerade die Trainingshürden aufgebaut hatte, beschloss ich, sie einmal selbst auszuprobieren. Ich sah mich auf dem Feld um und stellte fest, dass mich niemand beobachtete.
Ich raste aus dem Tor und fühlte mich plötzlich wie eine Fackel, die die Laufbahn verbrannte. Ich kam mir schnell, strahlend und lebendig vor.
Später an diesem Tag fing der Trainer mich in der Aula ab. Er hatte meinen Hürdenlauf gesehen und wollte, dass ich dem Team beitrat. Doch ich war jung und verabscheute diejenigen, die in meinen Augen aus naiver Gutmütigkeit “überall mitmachten.” Und deshalb lehnte ich das Angebot des Trainers ab.
Gefängnisaufenthalte bringen nicht sonderlich viel Gutes mit sich. Es gibt jedoch ein paar Dinge, für die sie gut sein können. Eines davon war, dass ich plötzlich sehr viel Zeit zum Nachdenken hatte ― und zwar um wirklich ernsthaft über alles nachzudenken.
Während meiner Zeit im Gefängnis erinnerte ich mich sehr oft an diesen Augenblick. In Gedanken habe ich diesen Hürdenlauf bestimmt tausende Male durchgespielt, während ich mit Rückenschmerzen auf meiner flachen Matratze über dem kalten Stahlgestell lag.
► Ich starrte an die Betondecke und fragte mich, wie mein Leben wohl verlaufen wäre, wenn ich mich irgendeiner Sache angeschlossen hätte ― und zwar ganz egal welcher. Was, wenn ich damals einfach “ja” gesagt hätte?
Ich konnte Hoffnung durch Reisekataloge schöpfen
Nach ungefähr einem Jahr bekam ich nur noch selten Post. In dieser Zeit fühlte ich mich besonders einsam. Ich war nicht tot. Doch es war fast noch schlimmer: Man hatte mich vergessen.
Auf Anraten eines Freundes registrierte ich mich für Werbesendungen aus Zeitschriften. Das meiste davon waren Reisekataloge. Doch auf diese Weise konnte ich bei der täglichen Postverteilung wenigsten hören, wie mein Name aufgerufen wurde.
Anschließend konnte ich mich in mein Etagenbett legen, Zigaretten rauchen und mir die einzelnen Katalogseiten ganz genau anschauen. Sie zeigten Plätze, die dort draußen existierten ― an einem anderen Ort. Diesen Wald, dieses Meer, dieses Schloss gibt es wirklich irgendwo, sagte ich mir.
► Ich konnte Hoffnung aus der Schönheit dieser Orte schöpfen. Ich tigerte permanent in meiner Zelle herum und dachte an die Wellen, die gerade in diesem Augenblick brachen... irgendwo zumindest.
Wir durften sogar Fotos von uns Insassen machen
In der Weihnachtszeit saß ich oft in einem Überwachungsraum und verpackte unter der Beobachtung eines Wärters Spielsachen. Man durfte uns Insassen nicht mit Scheren oder Klebebändern allein lassen.
Dies wurde zu meinem Festtagsritual im Gefängnis. Das Geschenke-Einpacken war eine der ehrenvollen Aufgaben, die mir aufgrund meiner Mitgliedschaft im “Men’s Club” des Gefängnisses übertragen worden war.
► Es handelte sich dabei um eine Art Dienstleistungsorganisation, die ehrenamtliche Tätigkeiten an Gefängnisinsassen vermittelt. Die Aufgaben waren wirklich nichts Besonderes. Wir machten beispielsweise Fotos von Häftlingen, die bei den Wochenendbesuchen peinlich berührt neben ihren Familien standen, wenn die armen Väter ihre Kinder zwei Stunden lang sehen durften.
Wir verlangten zwei Dollar pro Foto. Anfangs durften wir sogar Fotos von uns und anderen Mithäftlingen machen ― von Freunden, die wir über die Jahre hinweg gefunden hatten. Doch da manche Typen dabei erwischt wurden, wie sie mit ihren Fingern Gang-Zeichen machten, wurde uns dieses Privileg wieder genommen.
Ich bekam die Chance, Teil der Gemeinschaft zu sein
Das Geld, das wir über das Jahr hinweg verdienten, wurde meist verwendet, um den Gefängnisinsassen davon hin und wieder eine kleine Freude zu machen.
Wir kauften davon beispielsweise Eis für den Unabhängigkeitstag oder die Weihnachtsgeschenke für benachteiligte Kinder, die ich verpackte. Ich wusste eigentlich gar nicht, wohin die Spielsachen geschickt wurden. Doch ich freute mich, dass ich endlich eine Gelegenheit bekommen hatte, etwas zurückgeben zu können ― so klein sie auch sein mochte.
► Ich bekam die Chance, Teil der Gemeinschaft zu sein und ihr zu helfen. Das war eine Sache, nach der ich mich wirklich gesehnt hatte und die ich noch nie zuvor getan hatte.
Ich leistete im Gefängnis so viele kleine gute Taten, wie ich nur irgendwie konnte. Ich hatte durch meine Süchte, meine Isolation, meine Einsamkeit und durch meine Missachtung sämtlicher Personen außer mir selbst unglaublich viele Menschen verletzt.
Ich musste etwas zurückgeben
Doch nun wusste ich, was ich zu tun hatte: Ich musste etwas zurückgeben. Ich musste anfangen, “ja” zu sagen.
Doch es ging nicht.
Denn ich war eingesperrt und wenn man eingesperrt ist, darf man nichts zurückgeben. Wenn man eingesperrt ist, hat man keine Stimme. Das ist Teil der Bestrafung. Man wird als böse angesehen und sie lassen einen kein guter Mensch sein.
► Am 11. Januar 2012 wurde ich entlassen. Anschließend wurde ich für neun Monate unter Beobachtung gestellt, was eigentlich nur ein schönerer Ausdruck für “Bewährung” ist.
Ich besuchte meine erste College-Vorlesung
Ich hatte im Gefängnis mit dem Rauchen aufgehört und zu joggen begonnen. Anfangs lief ich immer nur eine kleine Runde am Zaun entlang. Doch irgendwann dauerten diese Runden mehrere Stunden. Und die Stunden wurden zu Meilen.
► Drei Tage nach meiner Entlassung nahm ich am Charleston Marathon teil. Ich brach an diesem Tag zwar keine Landgeschwindigkeitsrekorde, doch ich war mit Sicherheit der glücklichste aller Teilnehmer.
Fünf Tage nach meiner Entlassung besuchte ich meine erste College-Vorlesung in der Außenwelt. Ich zitterte, weil ich so nervös war. Ich hatte schließlich überhaupt keine Ahnung, wie alles funktionierte.
Als ich ins Gefängnis kam, hatten die Technologiebegeisterten unter meinen Freunden Kameras an ihren Klapphandys. Als ich Jahre später entlassen wurde, trug fast jeder das Internet in seiner Hosentasche herum.
Das ist mein Lebenswerk
Nach meinem ersten Tag am College kam ich nach Hause und brach in Tränen aus, weil mein Professor mich darum gebeten hatte, ihm meine Hausarbeit in seine D2L-Dropbox zu legen. Ich hatte keine Ahnung, wovon er sprach. “Was soll denn ein D2L sein?”, fragte ich mich. Und was war eine Dropbox?
► Ich bin inzwischen trocken und clean. Ich habe seit 15 Jahren weder Alkohol noch Drogen konsumiert. Ich habe schließlich meinen Bachelor-Abschluss in Gesundheitswissenschaften mit dem Schwerpunkt auf Substanzmissbrauchstherapien gemacht.
Ich werde die Last meiner Schuld für immer mit mir herumtragen. Ich werde sie niemals ablegen können. Doch ich werde immer weiter dafür kämpfen, meine Schuld wieder gutzumachen. Auch wenn ich weiß, dass ich das nie wirklich tun kann. Doch ich will die Chancen ― die unglaublichen Geschenke ― die ich bekommen habe, nicht vergeuden.
Ich habe mein Studium an der State University of New York in Brockport mit “summa cum laude” abgeschlossen. (Ich musste erst einmal googeln, was “summa cum laude” eigentlich genau bedeutete.)
► Ich arbeite inzwischen in Vollzeit als Suchttherapeut. Ich kann mit Stolz behaupten, dass ich genau der Therapeut bin, den sich jeder Patient wünschen würde, weil mein Job meine große Leidenschaft ist. Ich war selbst einmal an diesem Punkt. Das ist mein Lebenswerk. Für mich ist das wie eine Art Priesterschaft.
Ich werde es immer mit mir herumtragen
Ich will anderen Menschen zeigen, dass man ohne Alkohol und Drogen nicht nur überleben kann, sondern dass man sogar ein großartiges Leben führen kann. Ich weiß das so genau, weil ich es selbst vorlebe.
Ich habe eine Frau, die ich wahnsinnig liebe. Ich habe eine fünfjährige Tochter, die mich unglaublich toll findet. Und ich glaube, dass sie aus Sternenasche, aus Feenstaub, aus Großmutterküssen und aus Liebe gemacht ist. Ich habe ein Leben, das ich jetzt immer zu schätzen weiß.
► Ich kann nicht aufhören, über den Unfall oder das schreckliche Leid nachzudenken, das ich erzeugt habe. Ich werde das für immer mit mir herumschleppen. Ich habe die dunklen Orte, an die meine Sucht ― meine Krankheit ― mich gebracht hat, niemals vergessen. Doch ich bin jetzt ein anderer Mensch. Ich habe mich verändert und ich bin gewachsen.
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Ich hoffe, dass andere aus meiner Geschichte lernen
Ich arbeite jeden Tag daran, Wiedergutmachung zu leisten. Ich habe jetzt ein wundervolles Leben, das von ein wenig Kummer durchzogen ist. Es hat mich zu viel gekostet ― meine Trauer, meine Freude, meine Familie. Es hat mich alles so viel gekostet.
Letzten Endes hoffe ich, dass die Menschen aus meiner Geschichte und aus meinem Leben lernen, sich niemals unter dem Einfluss von Drogen oder Alkohol hinters Steuer zu setzen. Ich weiß, ich weiß. Das klingt schrecklich klischeehaft.
► Wir hören diese Warnung unser ganzes Leben lang und sie verschwimmt zu einem Hintergrundrauschen. Früher dachte ich, dass betrunken Auto zu fahren verboten war, weil man dadurch die Fahrer schützen wollte. Und idiotischerweise glaubte ich auch, dass ich selbst in betrunkenem Zustand noch gut Autofahren könnte.
Ich glaubte das, weil ich jahrelang unter Alkoholeinfluss Auto gefahren war und dabei niemals verletzt worden war. Ich glaubte, dass ich ein Talent dafür hatte.
Ich kämpfe dafür, meine Schuld wieder gutzumachen
Ich habe gelesen, dass betrunkene Autofahrer im Durchschnitt 80 Mal ungestraft davonkommen. Dass sie sich unter Alkoholeinfluss so oft ans Steuer gesetzt haben, bevor sie endlich einmal erwischt werden.
Doch ich bin nicht damit davongekommen. Und auch meine Opfer, ihre Angehörigen und ihre Freunde sind nicht damit davongekommen, was ich ihnen angetan habe. Wenn ich nicht getan hätte, was ich getan habe, wären diese sechs Menschen heute noch am Leben.
► Ich werde die Last dieser Schuld für immer mit mir herumtragen. Ich werde sie niemals ablegen können. Doch ich werde immer weiter dafür kämpfen, meine Schuld wieder gutzumachen. Auch wenn ich weiß, dass ich das nie wirklich tun kann.
Doch ich will die Chancen ― die unglaublichen Geschenke ― die ich bekommen habe, nicht vergeuden. Ich habe mir vorgenommen, jeden Tag aufzuwachen und “ja” zu sagen. Das ist das Allermindeste, was ich tun kann.
Dieser Blog erschien ursprünglich bei der HuffPost USA und wurde von Susanne Raupach aus dem Englischen übersetzt.