- Am Montagabend widmete Frank Plasberg seinen Polittalk “Hart aber fair” den Kandidaten für den CDU-Parteivorsitz.
- Doch als er den CDU-Politiker Christian von Stetten mit einer Frage über Friedrich Merz’ Vermögen konfrontierte, drehte der den Spieß einfach um.
Als sie im Jahr 2000 ihr Amt als CDU-Parteivorsitzende antrat, wurde noch mit D-Mark bezahlt, Bill Clinton war der Präsident der USA und Rudi Völler wurde neuer Bundestrainer.
Die Rede ist von Bundeskanzlerin Angela Merkel, die nach 18 Jahren ihr Amt als Vorsitzende der Christdemokraten zur Wahl stellt. Am 7. Dezember müssen sich die Delegierten im Zuge des CDU-Parteitages in Hamburg für einen von drei Kandidaten entscheiden.
Das nahm Frank Plasberg am Montagabend zum Anlass, die Aspiranten auf die Merkel-Nachfolge genauer unter die Lupe zu nehmen. Zur Wahl stehen die Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer, Gesundheitsminister Jens Spahn und der ehemalige Vorsitzende der Unions-Bundestagsfraktion, Friedrich Merz.
Letztgenannter hatte sich eigentlich von der Politik verabschiedet. 2009 schied Merz aus dem Parlament aus und war fortan in der freien Wirtschaft tätig – aktuell für den weltweit größten Vermögensverwalter BlackRock.
Die Gäste bei “Hart aber fair”:
► Christian Lindner: Bundesvorsitzender der FDP
► Christian von Stetten: CDU-Bundestagsabgeordneter
► Klaus Wowereit: SPD-Politiker, ehemaliger Berliner Oberbürgermeister
► Michael Spreng: Journalist und Politikberater
► Kristina Dunz: Journalistin bei der “Rheinischen Post”
Merz und das liebe Geld
Kritik an Merz’ Verstrickung mit dem Finanzwesen gibt es sogar aus der eigenen Partei. So sagte CDU-Urgestein Norbert Blüm, ihm gefalle es nicht, dass Merz “Aufsichtsrat eines Finanzmonstrums war, das mit Billionen die Politik an der Nase” herumführen würde. Merz selbst bestreitet indes einen Interessenkonflikt.
Bei “Hart aber fair” äußerte sich SPD-Politiker Klaus Wowereit kritisch: “Herr Merz hatte sich auch alleine entschieden aufzuhören. Er ist in die Wirtschaft gegangen. Ist da sehr erfolgreich. Glückwunsch.” Doch die CDU müsse sich überlegen, ob Merz der richtige Kandidat sei.
Zum Thema Geld spielte Plasberg daraufhin einen Einspieler ein. Dieser zeigte, wie Merz bei der Frage nach seinem Verdienst ins Straucheln geriet. Eine “Bild”-Journalistin fragte Merz, ob er zur wohlhabenden Oberschicht gehören würde.
Merz antwortete: “Also ich würde mich zu der gehobenen Mittelschicht in Deutschland zählen. Und nicht zu dieser kleinen, sehr vermögenden, sehr wohlhabenden Oberschicht. Dazu gehöre ich sicher nicht.”
Daraufhin wurde Merz mit der Frage konfrontiert, ob er eigentlich Millionär sei. Er antwortete schmunzelnd: “Ich lebe in geordneten, persönlichen und wirtschaftlichen Verhältnissen, die mir eine hohe persönliche und politische Unabhängigkeit geben”.
Merz und die “Stotterorgie”
Auf die erneute Nachfrage, ob er denn nun Millionär sei, geriet er ins Stottern – bis er dies letztlich bestätigte. Die Frage danach: Warum sagt Merz nicht einfach Ja?
► Plasberg fragte nach dem Einspieler seinen Gast, den CDU-Abgeordneten Christian von Stetten, welche Note er Merz für seinen stotterhaften Auftritt geben würde.
Doch der CDU-Politiker drehte den Spieß um: “Das verteile ich erst dann, wenn Sie mir sagen, ganz spontan, was sie so verdienen.”
► Plasberg entgegnete wiederum:
“Soll ich Ihnen was sagen, wir haben auch darüber diskutiert, was ich gesagt hätte, an seiner Stelle. Ich hätte gesagt, ich gehöre zum 1 Prozent der Bestverdienenden in Deutschland. (...) Wissen Sie ab wann man zu den Bestverdienenden 1 Prozent gehört?”
Der ARD-Moderator beantwortete seine Frage gleich selbst: “Ab 215.300 gehören Sie in Deutschland – vor Steuern – zu den 1 Prozent der Besserverdienenden.”
Dann mischte sich auch FDP-Chef Christian Lindner ein und rief: “Und deshalb gehören Sie zu den 0,1 Prozent!”
Unter dem Gelächter des Publikums entgegnete Plasberg, dass dies eine ganz andere Frage sei. Aber, er gehöre “tatsächlich zu den 1 Prozent dazu.”
Schließlich kehrte Plasberg zurück zur Merz-Frage. Der hätte doch zeigen können, wie groß die Einkommensschere in Deutschland ist. Jetzt wo er sein Versprechen eingelöst hätte, so Plasberg, sei von Stetten an der Reihe.
Der erklärte Merz’ Auftritt damit, dass er sich politisch eben nach wie vor in der Mittelschicht beheimatet sehen würde.
Plasberg wollte aber auf etwas anderes hinaus. Ihm stelle sich viel mehr die Frage, warum jemand bei einer so einfachen Frage in eine “Stotterorgie” gerate: “Deshalb möchte ich Sie noch einmal fragen: Welche Schulnote, es ist nicht so schwer, Eins bis Sechs, würden Sie für diesen Auftritt geben?”
Nach dem langen Hin-und her sagte von Stetten schließlich: “Es war keine Glanzleistung. Und wenn Sie das als Vier mitnehmen wollen, dann sind Sie zufrieden?”
“Eine glatte Vier.” Plasberg bedankte sich – und die Studiogäste amüsierten sich sichtlich.