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Wie China um seine eigene Identität ringt

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Gegenwärtig findet in Macau ein zweiwöchiger Event namens One Day Villager statt, mit dem eine Gruppe junger Kreativer aller Couleur versucht, die Begeisterung der Öffentlichkeit für lokale Bräuche, Industrien und Traditionen - kurz: Kultur - wiederzubeleben. Ich hatte das Glück, am Tag der Eröffnung anwesend zu sein und mit einigen der Organisatoren sprechen zu dürfen. Natürlich stellte ich die Frage, was das Ganze denn solle. Die Antwort war, das Ziel sei, die Identität Macaus zu bewahren, die droht, vom Fortschritt - in diesem Fall im Gewand der Glücksspielindustrie - verdrängt zu werden.

Was aber heißt Identität? Und sind solche Versuche, sie zu bewahren, überhaupt wichtig? Ein kurzer Blick auf das benachbarte China zeigt, dass sie es in der Tat sind. Identität ist die Frage nach dem „Wer bin ich?". Die Antwort ist wichtig für Nationen ebenso wie für Individuen. Diskussionen zur Identität der Nation China vor dem Hintergrund ihres steilen Aufstiegs in die erste Liga der Weltgemeinschaft gibt es wie Sand am Meer. Die gesellschaftliche Mikroperspektive wird jedoch seltener gewählt. Dabei ist sie nicht minder interessant oder wichtig. Mit einer Fläche, die nur unwesentlich kleiner ist als die Europas, und einer Bevölkerung, die aus 56 offiziell anerkannten „Nationalitäten" besteht, sind gesellschaftliche Homogenität und Stabilität, eines der Hauptziele der chinesischen Führung, schwierig zu erreichen.

Bis vor 20 Jahren war das noch alles kein großes Problem, da bei einer Urbanisierungsrate von circa 26 Prozent damals die meisten Chinesen in ihrer Heimat und bei ihren Familien lebten. Doch dann brach die größte Völkerwanderung der Neuzeit aus. Seit 2011 lebt mehr als die Hälfte der Chinesen in Städten, meist weit entfernt von Familien und der Heimat. Bis 2050 werden es laut UN fast 80 Prozent sein. Viel wird sowohl in China als auch im Ausland darüber gesprochen, was das für diese Inlandsmigranten bedeutet. Doch auch die ursprüngliche Stadtbevölkerung, die sich zunehmend von der Flut der Wanderarbeiter bedroht fühlt, steht einer Jahrhundert-Herausforderung gegenüber. Chinas Städte haben ein Einwanderungsproblem, das unter der Oberfläche brodelt und immer öfter auch ans Tageslicht kommt. Hier treffen zwei Seiten aufeinander, von denen die eine versucht, sich nach Kräften in ihrer neuen, oft feindlichen Umwelt zurechtzufinden und die andere ihre eigene Identität zu bewahren. Und da ist sie wieder, die Identität. Um ein friedliches und nutzbringendes Zusammenleben zu ermöglichen, bedarf es einer kollektiven Identität; einem Wir-Gefühl. Doch ist dies relativ abstrakt. Identität als fragiles Konzept benötigt nicht nur ideologischen Überbau, sondern auch physische Marker, die das Abstrakte mit Konkretem füllen. Und genau um diese geht es bei One Day Villager.

Den integrativen Nutzen solch physischer Marker für die chinesische Gesellschaft beschreibt Autor Michael Mayer in seinem Buch The Last Days of Old Beijing, in dem er die Zerstörung der Hutongs, der kleinen, für Peking so typischen Gassen, in denen seit Jahrhunderten das alltägliche Leben der Lokalbevölkerung stattfindet, beklagt. Diese Hutongs sind laut Meyer nicht nur ein historisch-kultureller Schatz, der es wert ist, bewahrt zu werden, sondern funktionieren sehr aktuell als Integrationsschleuse für viele Wanderarbeiter vom Land, die sich aufgrund der geringeren Mietpreise oft in diesen Hutongs niederlassen. Oft sind es diese alten Viertel und Communities, in denen sich die Menschen kennen, die die Bildung einer Identität auf unterster Ebene erlauben.

Doch genau wie Meyer beklagt, werden genau diese überall in China dem Erdboden gleichgemacht und durch riesenhafte und unerträglich einsame Wohnblöcke, megalomane Einkaufszentren oder Bürokomplexe ersetzt. Somit versucht China als Nation, sich der Welt als neue Supermacht zu präsentieren, nimmt damit jedoch in Kauf oder übersieht schlicht, dass die Identität im Inneren ausgehöhlt wird. Wer sich ein bisschen mit den Menschen in China beschäftigt und auseinandersetzt, merkt schnell, dass oft mehr über die Alltagsprobleme, die der Fortschritt mit sich bringt, gesprochen wird als über den Stolz auf einen neuen Wolkenkratzer in Shanghai, Wuhan oder sonst wo. China muss sich also die Frage stellen, was es will: Eine oberflächlich schillernde urbane Welt, in der Integrationskonflikte heranwachsen oder eine Bevölkerung, die sich mit ihrer Umwelt und ihren Mitmenschen identifizieren kann und daher ein zufriedenes Dasein fristet. Es macht den Anschein, dass sich die KP für ersteres entschieden hat. Daran scheint auch der „Chinesische Traum" nichts zu ändern, den Präsident Xi Jin Ping 2012 als Leitmotiv seiner Amtszeit ausgerufen hat. Dieser ist inhaltlich ein Jahr später im Alltag nämlich immer noch genau so leer wie er am Anfang war. Bleibt zu hoffen, dass mehr junge Leute, wie das Team um One Day Villager, diese Leere auf ihre Weise zu füllen versuchen.

Wachsweiche Formulierungen - Mit der Union ist keine Gleichstellung zu machen

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Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) ist enttäuscht von den Ergebnissen der Koalitionsverhandlungen. Die zentralen politischen Anliegen wie die Ergänzung des Grundgesetzes, die Öffnung der Ehe, die Forderung nach vollständiger Rehabilitierung der in Deutschland verfolgten Homosexuellen finden in dem Koalitionsvertrag keine Erwähnung. Es gibt lediglich die Ankündigung minimaler Fortschritte.

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Die Formulierungen zur Gleichstellung von Eingetragenen Lebenspartnerschaften sind so widersprüchlich, dass jeder und jede daraus etwas anderes lesen kann. Das wirkt angesichts der grundsätzlichen Blockadehaltung der Union schon wie ein Erfolg, der sicherlich auch dem Engagement der Schwusos zu verdanken ist. Aber wir können die SPD nur warnen: Auch die FDP musste erfahren, dass Absprachen mit der Union zur Gleichstellung nicht das Papier wert sind, auf dem sie stehen. Wer vollmundige Wahlversprechen für Minderheiten unter den Tisch fallen lässt, um offensichtlich bei den Mehrheits-Themen Erfolg zu haben, muss aufpassen, am Ende der Legislatur-Periode nicht mit leeren Händen dazustehen.

Die Koalition hat sich einer passiven Haltung verschrieben und überlässt die Arbeit dem Bundesverfassungsgericht. Ein gemeinsames Adoptionsrecht wird abgelehnt, allein eine Passage zur Regelung der Sukzessivadoption ist aufgenommen worden, dazu ist die Bundesregierung jedoch ohnehin verpflichtet.

Zu begrüßen ist jedoch, dass der ‚Nationale Aktionsplan der Bundesrepublik Deutschland zur Bekämpfung von Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und darauf bezogene Intoleranz' um das Thema Homo- und Transphobie erweitert werden soll und die Tatsache, dass die Rechte intersexueller Menschen mehr Aufmerksamkeit bekommen.

Der Koalitionsvertrag schreibt die grundlegende rechtliche, gesellschaftliche und symbolische Ungleichbehandlung fort. Deutschland fällt damit hinter die Entwicklungen zurück, die sich in vielen westeuropäischen Staaten und den USA zeigen: Das klare Bekenntnis der Regierung zur vollen Gleichstellung einschließlich der Öffnung der Ehe und dem ausdrücklichen Engagement für die Menschenrechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender und Intersexuellen.

Zum Koalitionsvertrag: http://lsvd.de/fileadmin/pics/Dokumente/Politik/20131127_Koalitionsvertrag.pdf

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Mehr von der LSVD unter:
www.lsvd.de
www.lsvd-blog.de
www.twitter.com/lsvd ‎
www.facebook.com/lsvd.bundesverband

Fotos: LSVD

Veronica Ferres über Kritik am Teufelsgeiger, Große Rollen und Weihnachtslieder

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Veronica Ferres, Deutschlands große Schauspielerin, ist derzeit in Bernard Roses Film Der Teufelsgeiger an der Seite von Violonist David Garrett zu sehen. Kritiker können der Verfilmung des Lebens des großen Geigenvirtuosen des 19. Jahrhunderts Niccolò Paganini wenig abgewinnen. Was Veronica Ferres zu der Diskussion um David Garretts Schauspielleistung sagt und wie ihr die Zusammenarbeit mit dem "hübschesten Geiger der Welt " gefallen hat, verriet sie beim Interview zur Filmpremiere in München. Wie gut sich die beiden auch privat verstehen, konnte man am 14.11.2013 während der Bambi-Verleihung sehen: dort überreichte Veronica Ferres David Garrett den Klassik-Bambi und hielt die Laudatio auf ihn.
Sein aktuelles Album Garret vs. Paganini zeigt Garretts intensive Auseinandersetzung mit dem Teufelsgeiger - und musikalisch kann David immerhin durchaus punkten.

Wie war die Zusammenarbeit mit David Garrett? Insbesondere auch die Zusammenarbeit mit ihm als Schauspiel-„Neuling"?

Es war fantastisch zu sehen, wie sehr er sich auf diese für ihn neue Situation eingelassen hat. Er hat es geschafft, die ganzen Kameras, die Technik usw. zu vergessen, und ist auf eine Reise zu sich selbst gegangen.
Die Rolle hat sehr viel Ähnlichkeit mit ihm, seine Erfahrungen im Umgang mit Medien haben sicherlich dazu beigetragen, dass ihm das Schauspiel leicht gefallen ist.


Sie spielen verglichen mit Ihren sonstigen Rollen in Der Teufelsgeiger eher eine kleinere Rolle. Wie unterscheidet sich die Rollenvorbereitung?

Ich habe keinen Fahrplan in der Rollenauswahl. Es ist nicht so, dass ich sage: „Jetzt müsste ich mal so oder so was spielen" oder eine Rolle nach ihrer Größe auswähle.
Wenn ich ein Drehbuch lese, dann packt mich das und begeistert mich oder eben nicht. Die Rollen sind sehr vielfältig, von einer alten, hässlichen Hexe bis zu der typisch deutschen Durchschnittsfrau in König von Deutschland oder der Traumfrau in Rossini oder historische Rollen wie in Checkpoint Charlie oder in Lena Fauch sehr burschikos mit kurzen Haaren und jetzt die sehr weibliche Rolle in Der Teufelsgeiger.


Was war bei Der Teufelsgeiger entscheidend?

Ich fand es eine ganz aufregende und interessante Kombination, dass David Garrett Paganini spielt, den ersten Superstar überhaupt. Paganini, der die Geige, die bis dahin nur im Orchester gespielt wurde, zu einem Solo-Instrument gemacht hat. Der es geschafft hat, Musik zu verbreiten. Bis dahin fanden ja Musik und Konzerte nur an den Höfen bei den Adligen statt.
Er hat es geschafft sich davon zu lösen, selbstständig zu sein und selbst Konzerte und
Reisen zu organisieren. Der erste Superstar seiner Zeit. Deshalb ist der Film, obwohl er
historisch ist und sich mit klassischer Musik befasst, unglaublich modern. Auch wie er erzählt ist, wie ein MTV Music Clip. Diese Kombination hat mich sehr fasziniert.


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Veronica Ferres mit ihren Schauspielkollegen Christian McKay und Andrea Deck

Quelle: Universum Film



Woher kennen Sie David Garrett?

Wir sind uns in München über den Weg gelaufen und sind dann in Kontakt geblieben.


Welche Rolle spielt Musik denn in Ihrem Leben?

Sicherlich keine so große wie bei David. Ich höre Musik zum Entspannen, nach der Arbeit oder beim Sport. Ich habe mal Klavier gelernt und übe jetzt wieder fleißig Weihnachtslieder. Musik hat für mich eine ganz starke emotionale Ausdruckskraft.


Welche Musik hören Sie persönlich gerne?

Von P!nk bis Lady Gaga, von Katy Perry bis zu den Beatles, Paolo Conte, Nick Cave, usw.
Sehr vielfältig.


Im Film wird unter anderem die schwierige Beziehung zwischen Star und Manager aufgezeigt. Ist es tatsächlich so, dass die Manager so einen großen Einfluss auf die Künstler haben?

Es ist wichtig, dass man als Künstler Menschen hat, denen man vertraut und die einen ehrlich beraten. Aber letztendlich muss doch jeder seine Entscheidungen selbst
treffen. Der Film ist für mich auch deshalb sehr modern und aktuell, weil er für jeden
von uns die Frage aufwirft, wie weit man bereit ist, für den Beruf und den Erfolg zu gehen.
Hier ist es ein Pakt mit dem Teufel, was Paganini zwar in dem Moment nicht so wahrnimmt, aber später dann begreift. Der Manager geht nicht verantwortungsvoll mit ihm und diesem Juwel, seinem Talent, um. Er verkauft seine Seele. Daran und an der gescheiterten Liebesgeschichte geht er zugrunde.


Dennoch braucht jeder junge Nachwuchskünstler jemanden, der ihn an die Hand nimmt und in das Business einführt. Wie war das damals bei Ihnen?

Mein erster Professor an der Uni in München war Prof. August Everding. Er war damals
Intendant am Residenztheater und hat dann die Akademie für junge Regisseure geleitet. Er
hat mich an die Hand genommen und mich in den ersten Rollen besetzt, z.B. in der Bernauerin an der Staatsoper, da war ich 18. Als ich ein Vorsprechen am Landestheater Coburg hatte, habe ich ihn angerufen und gefragt, ob ich das machen soll. Er meinte: „Auf jeden Fall".
Er war der erste, der schützend die Hand über mich hielt. Er hat gesagt: „Da ist ein großes Talent, dir möchte ich helfen".
Das muss man jungen Künstlern geben und das gebe ich heute weiter. Wenn ich junge Schauspieler irgendwo sehe, unterstütze ich sie gerne. Ob das Liv Lisa Fries ist, die ich in Sie hat es verdient, dem Film über Jugendgewalt, gefördert habe oder andere junge Kollegen. Ich versuche gerne über mein Netzwerk und meine Kontakte zu helfen.
Gerade habe ich beim Audi Generation Award Lisa Tomaschewsky einen Preis überreicht.


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Veronica Ferres und ich beim Interview im Bayerischen Hof in München



Wie beurteilen Sie die Diskussion, ob es denn wirklich nötig sei, dass David Garrett neben seinem großen Talent als Geiger, jetzt auch noch unter die Schauspieler geht?

Ich beteilige mich an so einer Diskussion nicht, weil ich sie nicht verstehen kann. Es gibt nichts Naheliegenderes, als dass David Garrett die Rolle des Paganinis spielt. Ich kann diese Diskussion nicht nachvollziehen und finde sie respektlos und nicht angebracht, vor allem wenn man seine Leistung sieht.

Auferstanden aus Ruinen - Der Zoo Palast wird neu eröffnet

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Der Berliner Zoo Palast, Premierenkino und einstiges Berlinale-Haupthaus, erhebt sich am 28. November, fast drei Jahre nach seiner Schließung, frisch geputzt und ausgestattet mit modernster Technik, aus dem Baustaub und mit ihm ein völlig neu gestalteter Straßenzug zwischen Gedächtniskirche und Bahnhof Zoo.
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Der Hauptsaal des Zoo Palast mit geöffneter Leinwand

Kurze Rückschau

Der Zoo Palast wurde 1957 von Gerhard Fritsche als Haus mit zwei Sälen eröffnet. In den 70er und 80er Jahren kamen die baugleichen 'Kammerspiele' im Haus selbst sowie fünf weitere Säle in einem Anbau hinzu. Der Anbau wurde im Zuge der Renovierung abgerissen und durch einen Neubau mit drei Kinos ersetzt. Nach dem Fall der Mauer schlossen viele Kinos in der Gegend und auch dem Zoo Palast drohte wie der Filmbühne Wien, dem Marmorhaus, dem Astor oder dem Gloria die Umwandlung. 2003 stand das Kino zur Disposition. Für den Berliner Senat wäre das kein Problem gewesen. Die damalige Sprecherin der Senatsbauverwaltung, Petra Reetz, bestätigte indirekt einen möglichen Abriss. Dem Tagesspiegel sagte sie: „Wir möchten, dass die City West aufgewertet wird, möglichst mit Kino, notfalls auch ohne." Dem Bezirk Charlottenburg, in dem das Kino steht, war das nicht so lieb. 2007 kam es dann zum Kompromiss. Der Hauptsaal sollte verkleinert und der darunter liegende Saal 4 in eine Einkaufspassage integrieren werden, die sich vom daneben liegenden Bikinihaus bis zum Hardenbergplatz, dem Vorplatz des Bahnhof Zoo, erstrecken sollte. Das Kino hätte dann fünf Säle gehabt.
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Der Zoo Palast (links) und das Bikini-Haus (rechts) vor dem Umbau Ende April 2006

Heute

Wie sich die Zeiten geändert haben. Heute ist man stolz darauf, das der Zoo Palast so orginal getreu wie möglich neu entstanden ist und damit als ikonisches Gebäude der fünfziger Jahre ein prägendes Element des Gesamtkonzepts an der Budapester Straße ist, das aus dem neu gestalteten Bikini-Haus, dessen Ladenzeile im Frühjahr öffnet, dem Turm des Waldorf-Astoria gegenüber und weiterer im Entstehen begriffene oder geplante Bauten in unmittelbarer Nähe, ist. Die Gegend, einst eine Schmuddelecke der westlichen City wird wieder zur schicken Ausgeh- und Shopping-Meile mit dem Zoo Palast als cineastischen und architektonischen Mittelpunkt.

Das Kino

Der Eigentümer des Zoo Palasts, die Bayerische Hausbau, und der neue Betreiber Hans-Joachim Flebbe, haben das Haus für 5,5 Mio. Euro nach Plänen des Architekturbüros MASKE + SUHREN denkmalgetreu zu einem mit allen technischen Schikanen ausgestatteten State-of-the-Art-Premiumkino mit sieben Sälen und 1650 Sitzen ausgebaut, das im Jahr rund 600.000 Gäste anlocken soll. Der Hauptsaal wird 800 Plätze haben, die zu Berlinale-Zeiten um weitere 50 Sitze aufgestockt werden. Ursprünglich fanden 1200 Sitze in ihm Platz, aber schon nach einer Renovierung Anfang der 90er nahm die Sitzzahl zugunsten eines großzügigeren Arrangements auf 1070 ab. Um den Ansprüchen eines Premiumkinos mit allen Schikanen zu genügen, wurden Sessel eingebaut, die heimischen Wohnzimmersesseln an Komfort in Nichts nachstehen. Die Rücklehnen der Sessel lassen sich nach hinten schieben so dass man den Film mit ausgestreckten Beinen bequem genießen kann.
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Nicht nur die Sessel, mit denen alle sieben Säle ausgestattet sind, machen den Kinobesuch zum Genuss. Auch Projektion und Tonsystem sind vom Feinsten. Der Hauptsaal verfügt für 3D-Vorführungen über eine 4K-Doppelprojektion. Das heißt, zwei leistungsstarke 4K-Projektoren des Hersteller Christie werden zusammen gespannt, um die 21 x 8,8 Meter große Bildwand entsprechend ausleuchten zu können. Bei 2D-Filmen reicht ein Projektor. Der Ton für den großen Saal kommt aus einem maßgefertigten Dolby-Atmos-System mit 68 Line Array-Lautsprechern, die eigentlich für Konzertsäle konzipiert sind und noch nie zuvor in Kinos eingesetzt wurden. Die Anlage hat eine Leistung von 155.000 Watt. Mit dem Einmessen waren vier Tontechniker vier Tage lang beschäftigt. Die Bildwand ist nun ca. 15 Prozent größer als zuvor und sie sitzt vor dem restaurierten, aber nicht sichtbaren Bildwandrahmen der alten Bildwand. Die Holzverkleidung des Hauptsaals wurde nummeriert, entfernt, gereinigt und wieder angebracht. Vor der Bildwand gibt es neben drei verschiedenfarbigen Stoffvorhängen als Besonderheit noch einen Wasservorhang.

Charme der 50er

Das komplette Gebäude wurde nach den Maßgaben des Denkmalschutz renoviert. Die Außenfliesen wurden geputzt und sehen aus wie zur Eröffnung 1957. Selbst der Linoleum-Boden ist erhalten und auch die drei neuen Säle strahlen den Charme der 50er und 60er Jahre aus. Weitere Besonderheiten sind die beiden je 50 Plätze fassenden Club-Kinos mit ihrer Anmutung einer gemütlichen Bibliothek mit Regalen voll echter Bücher, die über eine eigene Bar verfügen und für Veranstaltungen gemietet werden können, das Vorhandensein von 70- und 35mm-Kinoton-Projektoren im Hauptsaal, die schon vorher im Zoo Palast standen und überholt wurden sowie der Möglichkeit in einem der kleinen Säle auch 16mm-Filme zu zeigen. In diesem Jahr wird mit „Das erstaunliche Leben des Walter Mitty" die erste Premiere gefeiert und im Februar kommt auch die Berlinale zurück.
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Eines der beiden Club-Kinos. Die Bücher können getauscht und das Kino für Privat-Events gemietet werden.

Der Zoo Palast wendet sich mit seinem Angebot an Zuschauer ab 30, 40 Jahren, die bereit sind für einen höheren Komfort und Service auch höhere Eintrittspreise zu zahlen. Der Zoo Palast bietet neben einer Garderobe auch einen Bedienservice im Logenbereich. Weitere Annehmlichkeiten sind Ticketreservierung via Internet und die Nutzung von eTickets auf dem Smartphone, Doorman, VIP-Eingang für Stammgäste und Logenbesucher sowie Platzanweiser und Aufsichtspersonal im Kino, die jeden Telefonierer rauswerfen. Außerdem sind Nachos verpönt, allein Popcorn wird neben erlesenen Speisen und Getränken noch geduldet. Die Eintrittspreise variieren zwischen 6,50 und 13,50 Euro ohne 3D-Zuschlag.

alle Fotos: (c) beim Autor

Tipps für ein Wochenende in Berlin

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Berlin boomt. Nicht nur, dass quasi seit der Wende ununterbrochen an allen Ecken und Kanten gebaut wird, es siedeln sich auch junge Start-Ups an und die Menschen strömen geradezu in unsere Hauptstadt. Ich bin oft für Veranstaltungen und Termine in Berlin. Aber von Zeit zu Zeit genieße ich es, einfach als Tourist die Stadt zu entdecken.

Hier ein paar Tipps von mir für einen Kurztrip nach Berlin:

 


Hinkommen


Berlin hat zwei Flughäfen mit Ankünften aus Deutschland und der ganzen Welt. Auch mit dem Zug kommt man aus ganz Europa in die Hauptstadt. Ich selbst steige oft in Hannover auf die Amsterdam-Berlin-Verbindung. Und seit diesem Jahr gibt es immer mehr Fernbus-Verbindungen. Diese sind in der Regel günstiger als der Zug, aber brauchen dafür auch etwas länger für vergleichbare Strecken. Auf meinem Reiseblog findet ihr einen Vergleich der Anreise mit dem Fernbus und der Bahn. Mit welchem Verkehrsmittel auch immer, die Anreise nach Berlin ist einfach möglich.

 


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Vor Ort unterwegs sein


U-Bahn, S-Bahn, Bus, Straßenbahn, Taxi, zu Fuß gehen - so oder so kommt man in Berlin unkompliziert von A nach B. Für einen Wochenendausflug, an dem viel besichtigt werden soll, empfehle ich ein Tagesticket für den ÖPNV. Falls auch Museen oder andere Sehenswürdigkeiten auf dem Programm stehen, kann sich die Berlin Welcome Card lohnen. Neben der Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln gibt es mit diesem Ticket in zahlreichen Attraktionen Vergünstigungen. Mein absoluter Liebling für eine Stadtrundfahrt ist der Bus No. 100: Er verbindet zwischen Bahnhof Zoo und Alexanderplatz die wichtigsten Sehenswürdigkeiten.

 


Übernachten


Die Wahl der Übernachtung ist sicher budgetabhängig. Von Couchsurfing über Jugendherberge bis zum Luxushotel ist in Berlin alles dabei. Was ich bei der Wahl der Übernachtung wichtig finde: Wo befindet sich meine Unterkunft im Verhältnis zu den Plätzen, die ich besichtigen möchte? Die Zeit an einem Wochenende ist sehr kostbar, die möchte ich ungern in diversen Verkehrsmitteln verbringen.

 


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Die Stadt erkunden


Selbst wenn ihr nicht das erste Mal in Berlin seid, kann sich eine geführte Stadttour lohnen. Es gibt eine große Auswahl an Stadtführungen, wahlweise zu Fuß, mit dem Fahrrad, per Boot oder sogar mit dem Trabbi. Ihr könnt Untergrundführungen genauso machen wie auch Kneipentouren. Bei meinem letzten Berlin-Besuch im September habe ich eine kulinarische Stadtführung durch Friedrichshain mitgemacht. Ich fand sie großartig. Auf meinem Blog könnt ihr die Tour mit Eat the World nachverfolgen.

 


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Museen und Sehenswürdigkeiten besichtigen


Berlin hat etwa 180 Museen. Da dürfte für jedes Interessensgebiet etwas dabei sein. Außerdem locken viele Häuser mit Sonderausstellungen. Wenn ihr auf der Suche nach etwas besonderem seid, ist vielleicht der Besuch des Currywurst Museums etwas für euch. Dort lernt ihr nicht nur alles über Currywurst, sondern könnt diese Spezialität natürlich auch vor Ort verkosten. Falls ein Museumsbesuch auf eurem Plan fürs Wochenende steht, schaut vorher, ob ihr Tickets online kaufen könnt. Das erspart euch unter Umständen langes Schlange stehen. Für die Besichtigung der Reichstagskuppel müsst ihr übrigens unbedingt vorher ein Ticket buchen. Der Besuch selbst ist kostenlos, aber eben nur mit Voranmeldung möglich. Hier geht's zum Anmeldeformular.

 


Ausgehen in Berlin


In Berlin ist jeden Tag etwas los. Irgendwo ist ganz sicher ein Konzert oder eine angesagte Party. Oder ihr schaut euch eine der vielen fantastischen Shows an. Wenn ihr in Berlin seid, ist jedenfalls früh zu Bett gehen keine Option.

 


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Das sind sie, meine Einsteiger-Tipps für Berlin. Es gibt sicher noch viele mehr. Schreibt mir eure Tipps direkt hier in die Kommentare oder auf Twitter. Mehr Reise-Tipps von mir findet ihr auf meinem Blog www.esel-unterwegs.de

 


Anmerkung: Mein Wochenende in Berlin im September 2013 wurde unterstützt von visitBerlin, MeinFernbus, dem Hotel Estrel Berlin und von Eat The World. Meine Meinung bleibt davon unberührt.

 


Alle Fotos: (c) Carolin Hinz
Click here for the English version of this post on esel-unterwegs.de

Tag 32 - Bersteigen-Selbsterkenntnis im BROCKHAUS

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Kürze und Würze ist heute mal das Motto:


Benefit Der Nutzen - dieser Leseaktion ist neben Spaß und Lernen Disziplin und Kontinuität für mich selber :)


Benesh Rudolf, britischer TANZNOTATOR. Entwickelte 1951 die Dance Notation mit der Ballett-Figuren passend zur Musik aufgeschrieben werden können. Habe mich schon immer gefragt, ob die sich im Ballett das alle merken?


Leider keine Beispiele als bild angegeben


Benidorm die mit Abstand hässlichste Bettenburgenstadt ganz Spaniens. Fuhr 2010 Mitte September dort durch als die Saison schon rum war. Gespenstisch.


Benrather Linie ist die Sprachgrenze zw. mittelhochdeutsch und hochdeutsch. Genaugenommen zwischen "Makhen" und "machen"


Benton-Test zur Prüfung der Merkfähigkeit von Bildern. habe ich mehrmals gemacht bevor ich mit dem Lesen anfing und werde ich wieder machen, wenn ich damit durch bin. Gefühlt kann ich nach 4 Wochen noch keine Änderung feststellen.


Benz Carl wird als Erfinder des Patent-Motorwagens natürlich genannt. Was fehlt ist Bertha Benz. Ohne ihre erste lange Überlandfahrt wäre das Auto möglicherweise nie so schnell entstanden. Man muss sich dabei ja immer vor Augen führen, als sie da über Feldwege und Kutschenstraßen tuckerte konnte sie nichtmal eben an ne Shell-Tanke ranfahren und den Motorwagen wieder voll machen, sie musste sich ne Apotheke suchen, wenn der Tank leer war. Ich finde ja schon diese Pionierin der motorisierten Ausflugskultur hätte der BROCKHAUS schon nennen dürfen.


Beo super Sprachbegabte Vögel. Als Kind erinnere ich mich an einen Beo im Gartencenter, der immer "Feierabend" rief und die Kudnen gingen nach hause :)


Berben Iris, ach schau, die gute kommt hier aus der Gegend von Detmold


Bergamotte die Citrusfrucht, die den Earl Grey lecker macht. Aus den Häuten werden Tabakbeutelchen gemacht.


Berger etwas enttäuschend, dass die Berger de Picardie, de Pyrenee und so weiter - also die franzäsischen Hütehunde hier garnicht auftauchen.


Berghe von Trips Wolfgang Graf - am Nürburgring stand ich letztens noch vor seinem Denkmal. Eine der ganz großen Rennfahrerlegenden. Leider viel zu früh 1961 in Monza ums Leben gekommen.


Bergisel Innsbrucker Berg mit der Skischanze. Leider streikte der Fahrstuhl als ich da war und bei 35 Grad in praller Sonne wollte ich da nicht hochkraxeln ;) Aber die Aussicht über Innsbruck ist auch schon aus der Auslaufzone und am olympischen Feuer wunderschön.


Bergpredigt "Was hat er gesagt? Selig sind die Skifahrer?" :-) Eine der großartigsten Szenen in "Leben des Brian".


Bergsteigen habe auf der Nordkette bei Innsbruck sehr deutlich ganz oben auf der Gipfelstation gemerkt, dass Bergsteigen nicht so meins ist. Plötzlich stand ich auf einem Weg auf dem es links und rechts einige hundert Meter runter ging. Ab dem Moment wollte ich dann auch wieder runter. Und zwar mit der Gondel ;)


Und jetzt muss der Onkel vom Sofa runter, der BROCKHAUS an die Seite legen und schlafen gehen :)

Die Große Koalition - Ein Drama in mehreren Akten

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„Ist alles okay, Helmut Schmidt wird Finanzminister", mit diesen Worten begrüßte Martin Schulz am Mittwochmorgen um kurz vor 5 Uhr die wartenden Journalisten vor der SPD-Parteizentrale und erntete dafür einige Lacher. Eine komödiantische Eskapade in einem sonst doch eher tragischen Schauspiel. Beurteilte man die Regierungsbildung anhand der Regeln des klassischen Dramas, so stellte der heute vorgestellte Koalitionsvertrag von Union und SPD den vorläufigen Klimax eines bühnenreifen Theaterstückes dar. Die Frage allerdings, ob es sich nun um eine Komödie oder eine Tragödie - im klassischen Sinne - handelt, könnte von entscheidender Bedeutung für den weiteren Verlauf dieses politischen Dramas sein. Denn - und gleiches gilt auch für die 185 Vertragsseiten der Koalitionäre in spe - liegt auch hier der Teufel im Detail.

Bei der Exposition unterscheiden sich die beiden Genres zunächst nicht wesentlich: Die handelnden Personen (Angela Merkel als Protagonistin, Sigmar Gabriel als Antagonist, Seehofer, Özdemir et al. in den weiteren Rollen) werden eingeführt. Auch Stimmung, Situation, Ort und Zeit sind zu klären (Deutschland 2013 kurz nach der Bundestagswahl, die Stimmung in der Bevölkerung ist miserabel). Der Konflikt ist vorhanden und die Handlung, mit dem Auftrag einer Regierungsbildung, initiiert.

Über den zweiten Akt heißt es in der Theatertheorie weiter: „Steigerung der Spannung auf weiteren Verlauf der Handlung, welcher komplizierter wird. Entwicklung des Geschehens beschleunigt sich." Auch damit kann unser deutsches Drama dienen. Schwarz-grüne Sondierungsgespräche wurden geführt und wieder abgebrochen, rot-grüne und schwarz-gelbe wären gerne geführt worden, waren aber, im ersten Fall, nie wirklich realistisch und scheiterten, im zweiten Fall, am Einspruch des Wählers. Rot-rot-grüne könnten geführt werden, das will nur (zumindest für den Moment) keiner und zum alleine Regieren hat es für die Union ganz knapp auch nicht gereicht. Somit blieb den beiden gegnerischen Lagern nichts anderes übrig, sich einer arrangierten Ehe zu fügen.

Exakt an diesem Punkt der Stimmungskurve beginnen Tragödie und Komödie sich jedoch voneinander zu unterscheiden. Während der Held in der Tragödie den Verlauf der Handlung trotz Rückschlägen zu kontrollieren scheint, verliert er in der Komödie langsam aber sicher die Kontrolle über das Geschehen.

Was uns zum dritten Akt und - dem damit einhergehenden - Klimax des Dramas führt. Des Helden Geschick ist auf dem Höhepunkt (Tragödie) oder auf dem Tiefpunkt (Komödie) angelangt. Somit scheint es, als wäre das deutsche Schauspiel tatsächlich tragischen Ursprungs. Denn, was kaum jemand für möglich hielt, ist tatsächlich eingetreten: Union und SPD haben es geschafft sich auf einen Koalitionsvertrag zu einigen und diesen gemeinsam in der Bundespressekonferenz in Berlin vorgestellt. Nach einem 17 stündigen Verhandlungsmarathon präsentierten sie stolz ein Papier in welchem, so proklamieren beide Lager, ihre Handschrift deutlich zu lesen sei.

Allerdings sind in den „Prioritären Maßnahmen" - und diese sind entscheidend, da sie keinem Finanzierungsvorbehalt unterliegen - kaum jene „Herzensangelegenheiten" zu finden, auf die sich der Wahlkampf beider Lager fokussiert hatte. Auf Unionsseite bedeutet das: Steuererhöhungen werden nicht kategorisch ausgeschlossen und auch Pkw-Steuer für Ausländer und Mütterrente sollen zwar kommen - aber nur unter Vorbehalt. Ähnliches gilt für die SPD: Der Mindestlohn kommt zwar, uneingeschränkt aber erst ab 2017 und auch bei der „Homo-Ehe" hat man sich auf die dehnbare Formulierung geeinigt, dass das Sukzessivadoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare nun „zügig" umgesetzt werden soll. Manch einer behauptet sogar, die SPD habe bereits einige Sollbruchstellen in den Koalitionsvertrag eingearbeitet, um diese dann irgendwann spektakulär gegen die Wand fahren zu lassen.

Folgt man der Dramentheorie, könnte sich somit bereits die Katastrophe am Horizont abzeichnen, da wir in Kürze mit der Peripetie zu rechnen haben. Dieses Element in der Dramaturgie beschreibt eine „durch plötzlichen Umschlag bewirkte Lösung des Knotens", also eine Wendung im Geschick der Hauptakteure. Diese Zäsur könnte in unserem Falle die Mitgliederbefragung der SPD sein. Vom 6. Bis zum 12. Dezember können die rund 475.000 Parteimitglieder nämlich entscheiden, ob sie ihrer Spitze die Eheschließung mit dem ungeliebten Partner überhaupt gestatten, oder ob die Protagonistin doch noch einmal von vorne anfangen muss mit der Regierungsbildung. Und wer sagt denn, dass die SPD-Spitze, wenn sich ihre Mitglieder mit aller Macht gegen ein Bündnis mit der Union aussprechen, nicht doch noch umschwenkt und sich Sigmar Gabriel von einer rot-rot-grünen Mehrheit zum Kanzler wählen lässt?

Insofern kann man nur hoffen, dass der ganze Zirkus rund um den Koalitionsvertrag und die Annäherung von Union und SPD den Tiefpunkt in einer für Deutschland, national wie international, peinlichen Phase der Untätigkeit dargestellt hat. Denn dann hätten wir es mit einer Komödie zu tun - und es bestünde Grund zu Hoffnung, da sich in ihr das Blatt nach Überschreitung des Tiefpunkts zum Guten wendet und es doch noch zu einem versöhnlichen Ende kommt. Also lehnen wir uns zurück und genießen das Schauspiel, denn es könnte passieren, dass wir der #GroKo noch die eine oder andere Krokodilsträne nachweinen.

Von Ulrike Hinrichs Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK)

Cartoon: Koalitionsvertrag fertig

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Der Koalitionsvertrag ist ausgehandelt. Experten befürchten, dass er auch umgesetzt wird. Besonders die Kanzlerin hat Grund zur Freude:

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Unglaublich: Merkel hat Humor!

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Kanzlerin Merkel präsentierte während des Besuchs des griechischen Premiers Samaras in Berlin der Weltöffentlichkeit eine bislang gut versteckte Facette ihrer Persönlichkeit: einen fein ausbalancierten Humor.

Merkel sagte, man könne bei der wirtschaftlichen Entwicklung in Griechenland bereits „erste Erfolge sehen". Angesichts der Tatsache, dass der Schuldenstand von Griechenland Ende September auf knapp 322 Milliarden Euro angewachsen ist und damit 169 Prozent des Bruttosozialprodukts erreicht hat, kann es sich nur um bitteren Sarkasmus handeln. Denn vor einem Jahr, als es hieß, die Lage in Griechenland sei katastrophal, lagen die Schulden bei ‚nur' 303 Milliarden. Tja, und die Zielmarke für eine akzeptable Schuldenquote liegt in der Euro-Zone bekanntlich bei 60 Prozent des BIPs...

Einmal in Fahrt, war Merkel nicht mehr zu halten. Zwar kam Samaras nach Berlin mit frisierten Zahlen aus seinem Finanzministerium, nach denen die Griechen angeblich so etwas wie einen Haushaltsüberschuss erwirtschaftet hätten, nur um dies zum Anlass zu nehmen, um weitere Erleichterungen bei der Schuldentilgung zu betteln. Doch Merkel durchschaute den Trick sofort: Sie würdigte diese alte Leier mit der Aussage, Griechenland habe „bemerkenswerte Veränderungen" vollzogen.

Na, wenn das kein Brüller ist.

Das Eichhörnchen und der Fuchs

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Auf der Stoffwechseltransformationsbaustelle erblüht noch immer ein Pflaumenbaum...

„Ich bin Pfarrer und lebe mit HIV"

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Als Gideon Byamugisha sie brauchte, gab es in Afrika noch keine lebenserhaltende anti-retrovirale Therapie - er überlebte Dank seiner guten internationalen Beziehungen.


Es war im Jahr 1991 und Gideon Byamugisha, ein anglikanischer Pfarrer aus Uganda, trauerte noch um seine verstorbene Frau, als deren Schwester ihm offenbarte, dass diese an AIDS gestorben sei. Das Beste sei es, er würde auch einen HIV-Test machen, empfahl sie. Nach bangem Warten bekam Gideon seinen HIV-Status mitgeteilt: positiv.

In der anschließenden HIV-Beratung fragte man ihn: „Mann Gottes, was wirst Du jetzt machen?" Zum ersten Mal in seinem Leben hatte Gideon keinen Plan. Er und seine Frau wollten in England studieren - ihre Krankheit, die Einweisung ins Krankenhaus und ihr früher Tod machten diese Pläne zunichte. Er konnte es nicht fassen - er sollte HIV-positiv sein? Seine Frau war an AIDS gestorben? Beide hatten nie einen Test machen lassen.

Für Gideon war klar, dass er offen mit der Diagnose umgehen wollte. Seine Familie reagierte mit Verständnis und Unterstützung und so informierte er auch seinen Bischof. Auch die Reaktion des Bischofs fiel positiv aus. Er ermutigte Gideon, sich im Bereich HIV-Aufklärung im kirchlichen Dienst zu engagieren. Gideon entschloss sich, noch weiter zu gehen: er machte seinen HIV-Status nicht nur im engsten Familien- und Bekanntenkreis, sondern auch in der Gemeinde und darüber hinaus öffentlich bekannt, um auf diese Weise dazu beizutragen, das Schweigen in der Kirche über HIV zu brechen.

Fünf Jahre später, 1996, war Gideon dem Tode nah. Damals gab es in Afrika noch keine lebenserhaltende anti-retrovirale Therapie. Aber Gideon hatte Glück und überlebte aufgrund seiner guten internationalen Kontakte, über die er mit den lebenswichtigen Medikamenten versorgt wurde.


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Setzen sich für eine Welt ohne Ausgrenzung aufgrund von HIV/AIDS ein: Der anglikanische Priester JP Heath und Erzbischof Desmond Tutu


Auch JP Heath ist anglikanischer Pfarrer. In Namibia geboren, lebte und arbeitete er bereits jahrelang in Südafrika. Er erfuhr im Jahr 2000, dass er HIV-positiv ist. Gemeinsam mit seinem Lebensgefährten Paul hatte er beschlossen, dass sie sich beide testen lassen. „Es war im Mai 2000, als wir unseren HIV-Status erfuhren. Zur damaligen Zeit gab es keine kostenlose Behandlung mit anti-retroviralen Medikamenten in Südafrika", erklärt JP. „Wir konnten uns diese Tabletten nicht leisten. Sie kosteten umgerechnet 400 Euro pro Monat. Das war mehr als ich als Gemeindepfarrer verdiente." JP hatte eine Krankenversicherung, wollte sie jedoch nicht in Anspruch nehmen: „Ich war sicher, dass ich meinen Job verlieren würde, sobald die Kirche davon erfahren hätte."

„Ich sagte meinem Bischof, ich bin HIV-positiv und habe eine Beziehung mit Paul"

JP und Paul nahmen an einer klinischen Studie teil, um auf diese Weise Zugang zu Behandlung zu bekommen. JP landete in einem Teil der Studie, in der er fünf anti-retrovirale Medikamente einnehmen musste. Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich zusehends. Er verlor 10 Kilo Gewicht und fühlte sich kränker und kränker. Eines Tages sprach er seinen Bischof darauf an. „Ich sagte ihm, ich bin HIV-positiv. Ich habe eine Beziehung mit Paul. Wenn Sie mich kündigen wollen, tun Sie es." Der Bischof bedankte sich für JPs Offenheit, sagte ihm, er solle mit meiner Arbeit fortfahren, riet ihm jedoch in seiner Gemeinde keinen Ton darüber zu erwähnen „Er war ein liberaler Bischof, aber er war besorgt, dass mich meine Gemeinde abweisen würde. Wie ich selbst hatte er Angst davor, was die anderen wohl sagen, wie sie reagieren würden. Damals war es eine absolute Schande, HIV-positiv zu sein, denn die Kirche war der Ansicht, dass AIDS eine Strafe Gottes für begangene Sünden sei", erinnert sich der anglikanische Pfarrer. „Inzwischen haben wir erkannt, dass die Kirche eine Sünde gegenüber Gott beging, in dem sie diese Meinung propagierte", sagt JP. Wie durch ein Wunder überlebte er sein Nierenversagen.

Im Jahr 2001 fand die erste Pan-Afrikanische Anglikanische Konsultation zu HIV in Johannesburg statt. Dort hörte JP zum ersten Mal seinen Kollegen Gideon Byamugisha sprechen. Gideon begann seine Rede mit den Worten: „Ich bin ein anglikanischer Pfarrer und lebe mit HIV".

Für JP veränderte sich sein Leben: „Zum ersten Mal wusste ich, dass ich nicht alleine bin. Wir sprachen uns gegenseitig Mut zu und träumten davon, aus der Isolation herauszukommen und ein Netzwerk für religiöse Führungskräfte aufzubauen, die mit HIV leben."

2002 gründete sich das afrikanische Netzwerk religiöser HIV-positiver Führer. Ziel der Organisation ist es, Betroffene, untereinander zu vernetzen, um auf diese Weise besser über HIV und AIDS zu informieren und sie zu befähigen, ihren HIV-Status zu akzeptieren und Stigmatisierung, Diskriminierung, Scham und Ablehnung zu überwinden. Ursprünglich lag der Fokus auf Afrika, doch das Interesse war weltweit so groß, dass sich das Netzwerk im Jahr 2008 internationalisierte. Heute heißt das Netzwerk INERELA und hat etwa 10.000 Mitglieder in 21 Ländern.

Treue allein reicht nicht

Das Netzwerk INERELA hat auch dazu beigetragen, dass Kirchen und religiöse Gemeinschaften nicht länger als Problemkinder in der Präventionsarbeit gelten, sondern nun Teil der Lösung sind. Bisher wurde in den Kirchen die Botschaft ‚ABC' etwas verzerrt dargestellt: A für Abstinenz schrieb man groß, B für ‚be faithful' (Treue) ebenso. Das C für Kondome war im kirchlichen Kontext oft kaum mehr auszumachen und erweckte den Eindruck, dass Kondome nur für die sind, die sich nicht im Griff haben und weder abstinent noch treu sein können. Viele Frauen waren jedoch bis zur Ehe sexuell abstinent, dann ihren Männern treu geblieben und doch mit HIV infiziert worden.

Auch JP Heath hatte bis zu seiner ersten Ehe abstinent gelebt. Darum war er entschlossen: Die ABC-Botschaft der Kirchen zur Vorbeugung von HIV musste sich ändern. INERELA entwickelte mit „SAVE" einen eigenen neuen Ansatz. SAVE ist eine geistliche Botschaft und ein Akronym aus dem Englischen. Das ‚S' steht für ‚sicheres Verhalten', denn es gilt, sich gegen alle Übertragungswege zu schützen. Dies umfasst die sexuelle Übertragung, aber auch die Übertragung der Mutter auf ihr Kind. Hierfür müssen Programme mit anti-retroviralen Medikamenten zur Verfügung stehen, beim Drogengebrauch ist steriles Spritzzeug vonnöten, beim Umgang mit Blut müssen universelle Vorsichtsmaßnahmen umgesetzt werden und bei Bluttransfusionen muss das Blut auf HIV getestet sein.
Das ‚A' in SAVE steht für ‚availability', also die Verfügbarkeit von anti-retroviralen Medikamenten. Inzwischen wissen wir auch, dass Menschen, die unter erfolgreicher Behandlung stehen, das Virus deutlich seltener weitergeben.
‚V' heißt, die Leute müssen ihren HIV-Status kennen: Der Zugang zu Beratung und HIV-Tests (voluntary counselling and testing, VCT) muss gewährleistet sein, denn erst, wenn ich meinen HIV-Status und den meines Partners kenne, kann Treue vor einer sexuellen Übertragung schützen. Treue allein ist zwar eine gute moralische Botschaft, aber sie reicht nicht aus, um Menschen vor einer HIV-Infektion zu schützen.
Das E' in SAVE schließlich steht für ‚empowerment'. Damit ist die Befähigung durch umfassende Kenntnisse gemeint. Hierbei geht es nicht darum, in fünf Minuten herunterzubeten, wie HIV übertragen wird und wie man sich davor schützen kann. Vielmehr sollen Menschen weitreichend über HIV informiert sein - das betrifft ein fundiertes Wissen über die Übertragung, aber auch eine Auseinandersetzung mit Gender und kulturellen Fragen, mit Faktoren, die oft entscheidend dafür sind, ob es zu einer Übertragung kommt oder nicht.
Die Arbeit von INERELA hat auch entscheidend dazu beigetragen, dass Stigma - sowohl Selbststigma wie auch das Stigma in religiösen Gemeinschaften effektiv überwunden wird.

Zugang zu Prävention und Behandlung weltweit

Die Geschichten der beiden anglikanischen Pfarrer Gideon Byamugisha und JP Heath zeigen, wie überlebenswichtig die anti-retrovirale Behandlung ist. Gideon konnte nur aufgrund internationaler Medikamentenspenden überleben, da in den 90er Jahren kein afrikanisches Land die anti-retrovirale Therapie anbot. JP musste an einer klinischen Studie teilnehmen, um überhaupt an die Medikamente zu gelangen. Die hohe Dosierung im Rahmen der Studie führte zu gravierenden Nebenwirkungen und brachten JP fast um.
Uganda machte als erstes afrikanisches Land den Zugang zu ARVs im Jahr 2000 möglich. Südafrika hinkte aufgrund der wissenschaftlich nicht nachvollziehbaren Einstellung zu HIV seitens des damaligen Präsidenten Thabo Mbeki und seiner Gesundheitsministerin Manto Tshabalala-Msimang jahrelang hinterher. Heute ist Südafrika das Land, das fast 2 Millionen Menschen mit ARVs therapiert - ein Erfolg, der zum größten Teil der Treatment Action Campaign, einer weiteren Partnerorganisation von Brot für die Welt, zu verdanken ist.

Aktiv in Deutschland

Seit über zehn Jahren verfolgt das deutsche Aktionsbündnis gegen AIDS, dem über 300 kirchliche sowie säkulare Organisationen angehören, das Ziel, HIV-Prävention und Behandlung allen Menschen weltweit zu ermöglichen. Hierzu ist das Bündnis sowohl in der politischen als auch pharmazeutischen Lobbyarbeit aktiv. In Deutschland geht es darum, die Bundesregierung davon zu überzeugen, HIV eine hohe Priorität auf der internationalen politischen Agenda einzuräumen und adäquate Finanzmittel dafür zur Verfügung zu stellen.

Ein wichtiges Finanzierungsinstrument für die HIV-Bekämpfung ist der Globale Fonds gegen AIDS, Tuberkulose und Malaria. 10 Millionen Menschen werden derzeit weltweit mit ARVs therapiert. Über 5 Millionen davon verdanken ihre Therapie der Finanzierung durch den Globalen Fonds. Das Aktionsbündnis ruft die Bundesregierung dazu auf, die jährlichen Mittel für den Globalen Fonds von derzeit 200 Millionen auf 400 Millionen Euro anzuheben. Die benötigten 15 Milliarden US Dollar, die der Fonds über die nächsten drei Jahre als Mindestbetrag aufbringen muss, um Prävention und Behandlung weiter auszuweiten, können nur erreicht werden, wenn alle Geber ihre Beiträge anheben. Die USA, Großbritannien und Frankreich sind bereits mit gutem Beispiel voran gegangen. Deutschland hat seinen Beitrag seit 2008 nicht mehr erhöht und trägt im Verhältnis zu seiner Wirtschaftskapazität und im europäischen Vergleich zu wenig bei. Das Aktionsbündnis wird am 29. November deshalb Zehntausende Unterschriften dem Kanzleramt überreichen mit der Aufforderung, den deutschen Beitrag zu verdoppeln.

In der pharmazeutischen Lobbyarbeit geht es darum, die Versorgung mit den ARV-Medikamenten langfristig und nachhaltig sicherzustellen. Da es sich um eine lebenslange Therapie handelt, steigt mit Dauer der Therapie die Gefahr der Resistenzentwicklung. Betroffene müssen auf andere Medikamente umgestellt werden - in Afrika ist der Zugang zu solchen Medikamenten der sogenannten zweiten und dritten Therapielinie allerdings kaum vorhanden. Ein Grund dafür ist, dass die neuesten Medikamente unter Patentschutz stehen und daher sehr teuer sind. Eine Möglichkeit, diese billiger zu produzieren bietet der sogenannte Patentpool. Dieser funktioniert jedoch nur, wenn Pharmafirmen ihre Patente auf neuere ARVs in den Pool stellen, so dass Generikafirmen neue Präparate nachbauen können. Das Aktionsbündnis ruft die Pharmafirmen dazu auf, ihre Patente auf neuere ARV-Präparate für Erwachsene und Kinder in den Patentpool zu stellen.


# # #

Die Geschichte des anglikanischen Pfarrers JP Heath sowie zahlreiche weitere Interviews und Geschichten von engagierten Menschen und Betroffenen, die sich organisieren und für ihre Rechte eintreten, sind im Oktober 2013 als Buch erschienen: HIV-positiv und wie damit leben? von Astrid Berner-Rodoreda und Renate Of.
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Digital Tango - Bundespresseball des Wandels

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Alle wollen gern in die Zukunft sehen. Starten wir doch lieber mit einem Rückblick. Damals, sagen wir 1959, als Bonn noch die Hauptstadt der Bundesrepublik war und der Bundespresseball noch im Kurhaus von Bad Neuenahr residierte, schwebten Journalisten, Politiker, Manager und PR-Fachleute zum aktuellen Gassenhauer des Hazy Osterwald Sextetts über das Tanzparkett. Der „Kriminal-Tango" war der Schlager der Stunde.

Und was den Tango ausmacht, das umschreibt auch heute noch ganz wunderbar das Miteinander von Journalisten und PR: Beide Partner gehen eine enge Verbindung ein, können sich mitunter gar freundschaftlich oder vertrauensvoll verbunden sein - müssen es aber nicht. Der tägliche Tanz lässt dem Gegenüber genug Freiraum, seine Interessen und seine Leidenschaft immer wieder neu auszuleben. Ein anregendes Spiel, seit mehr als sechs Jahrzehnten, das auch den Reiz des Bundespresseballs ausmacht. Und doch spielt dort heute Abend in Wirklichkeit eine andere Musik. Der am Freitag in Berlin sicher an fast jedem Tisch zu hörende „Digital-Tango" markiert das Ende eines der turbulentesten Jahre für die deutschen Medien.

Nicht wenige Journalisten, die vor einem Jahr noch mittanzten, werden dieses Mal nicht dabei sein beim Bundespresseball. Vor zwölf Monaten waren die Nachrichten von der Insolvenz der Frankfurter Rundschau und vom bevorstehenden Ende der FTD noch frisch, und die Betroffenen hatten ihren Schreibtisch noch nicht geräumt. Heute aber ist klar: Der diesjährige wird der „Bundespresseball des Niedergangs". Denn das zurückliegende Jahr sucht an Horrormeldungen in der Geschichte seinesgleichen. Es sind harte Zeiten für Journalisten - vielleicht die härtesten überhaupt. Da hält man zusammen - oder? Wer in den vergangenen Monaten die Medienberichterstattung verfolgt, kommt zu einem anderen Schluss.

Allerorten zerfleischen Journalisten untereinander. Spiegel-Redakteure machen Front gegen die Verpflichtung von Nikolaus Blome, die WDR-Hörfunk-Belegschaft protestiert gegen Valerie Weber, weil sie vom Privatfunk kommt. Springer-Chef Matthias Döpfner wettert gegen die Huffington Post - und viele mit ihm. Die Auseinandersetzung mit der jeweils anderen Position wird von Konfrontation beherrscht, die keinem nützt: Auf der einen Seite stehen die Medienhäuser und Journalisten, die die digitale Herausforderung und den Handlungsdruck durch veränderte Nutzungsgewohnheiten annehmen (und sich ihr in den Augen der Kritiker vermeintlich zu offen zuwenden). Auf der anderen Seite die Bewahrer der etablierten Mediengattungen - in den Augen ihrer Kritiker haben sie den Schuss nicht gehört. Beide Parteien verwenden viel Kraft darauf, sich gegenseitig das Leben schwer zu machen. Und sie verlieren dabei selbst am meisten: nämlich an Boden im Wettlauf mit dem digitalen Wandel.

Und die PR-Leute? Auch sie müssen einen neuen Takt zum Sound der digitalen Zukunft finden. Viele Corporate Publisher beschwören die Zukunft von Print. Andere beschwören den ständig mobilen Kunden und App-User oder die Zukunft im Social Web. Ich sage: Das Schlagwort ‚Content Marketing' wird nicht wieder weggehen wie eine Erkältung. Zum ersten Mal überhaupt können Unternehmen nachfühlen, was es bedeutet, Journalist zu sein: Im Newsroom täglich im Dienste von Lesern, Usern, Kunden präsent, erreichbar, ansprechbar zu sein und am Output gemessen zu werden. Diese Aufgaben müssen Politik und Unternehmen als Herausforderung annehmen und ausgestalten, mit Mitteln, Strukturen und Organisationsformen von Redaktionen.

Der Takt, zu dem Journalisten und PR heute tanzen (müssen), ist digital. Sie sollten es mit Leidenschaft tun, als wäre es der „Kriminal-Tango" von Hazy Osterwald - und nicht mit Angst. „Weniger Hype, mehr Recherche", forderte jüngst Georg Mascolo im Cicero. Also weniger Massenware, mehr Meinung, mehr Eigenständigkeit und sich den Verlockungen von Werbekunden widersetzen. Viele werfen letztere mit PR-Machern in einen Topf. Doch Mascolo formuliert in Wahrheit auch das, was PR braucht. Zwei Beispiele: Wo es noch vor einem Jahr zwei schlagkräftige, meinungsstärke Wirtschafts-Tageszeitungen im Land gab, gibt es heute nur noch eine. Vor einem Jahr gab es mit dpa und dapd noch zwei deutsche Vollagenturen im Nachrichtenmarkt, heute ist es nur noch eine. Das schadet auch der PR. Denn jede Interessenvertretung braucht starken, vielfältigen, meinungsfreudigen Journalismus. Sie braucht den Pluralismus, viele unabhängige Stimmen, die sich mit großer Reichweite nah am Leser und am Puls der Zeit bewegen.

Die PR braucht die Journalisten, und Journalisten können die PR gut gebrauchen - so lernt man es schon im Proseminar jedes Kommunikationsstudiums. Gewiss: klare Grenzziehungen sind richtig und wichtig. Und doch sind PR und Journalisten ständig miteinander im Gespräch. Das ist das Geschäft. Es würde dem Journalismus und der PR helfen, wenn Journalisten den Wandel miteinander anpacken - und sich nicht gegeneinander aufhetzen. Die aktuellen Probleme der Branche werden am Freitag beim Schaulaufen auf dem roten Teppich sicher ein großes Stückweit überglamourt und weggelächelt werden. Freilich ist eine solche Gala auch gar nicht der Platz für ernste Debatten. Aber vielleicht eine Gelegenheit, sich wieder ein wenig näher zu kommen und zu verstehen.

http://www.fischerappelt.de/

Liebe Genossen, sagt Nein zur #GroKo! - Teil 2

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Endlich steht er nun, der Koalitionsvertrag. 180 Seiten ist er lang. Und wie sich das für einen Sozialdemokraten dieser Tage gehört, habe ich mich nun so intensiv wie möglich mit ihm beschäftigt. Denn es ist meine Stimme, die mit entscheidet, ob wir in diese Koalition gehen. Kann ich diesen Schritt verantworten? Was ist besser für Deutschland? Was besser für die SPD?

Um das festzustellen, knöpfte ich ihn mir vor, diesen Vertrag. Und um den Tag mit etwas Erfreulichem zu beginnen, blätterte ich direkt zu "Gute Arbeit". Dass dort auf Seite 68 die "8,50€ für die Würde", wie der Spiegel online titelte, ihren Platz fanden, war zwar keine Überraschung mehr, setzte mir aber trotzdem ein Grinsen auf. Mehr aber auch nicht, denn wenn man sich das, was letztendlich beschlossen wurde, mal genauer ansieht, kommt man schnell auf den Boden der Tatsachen zurück. Dass wir bis 2015 warten sollen und dann auch nur ein Mindestlöhnchen für die tariflich noch nicht Ausgebeuteten kommen wird, ist schon eine Enttäuschung. Die tariflich vereinbarten Verträge für Branchen mit Löhnen unter 8,50 (und davon gibt es laut der Frankfurter Rundschau über 40) bleiben nicht nur, sondern können ebenso um weitere ergänzt werden. Faktisch kommt der im 100-Tage-Programm versprochene flächendeckende Mindestlohn nämlich erst in knapp 1000 Tagen: Anfang 2017. Kurz vor der nächsten Wahl. Doch mit solchen Kompromissen muss man leben können. Das könnte ich auch, wäre da nicht diese schicke Formulierung:

"Wir werden das Gesetz im Dialog mit Arbeitgebern und Arbeitnehmern aller Branchen, in denen der Mindestlohn wirksam wird, erarbeiten und mögliche Probleme, z.B. bei der Saisonarbeit, bei der Umsetzung berücksichtigen"

Bedeutet im Klartext: es wird Ausnahmen geben, nur welche das genau sein werden konnte nicht geklärt werden. Ich bin ganz ehrlich, dass beunruhigt mich. Vor allem vor dem Hintergrund, dass während der Verhandlungen bekannt wurde, dass die CDU gerne Ausnahmen für Rentner, Langzeitarbeitslose, Berufsanfänger, Zeitungszusteller und Praktikanten übernommen hätte. Aber nun gut, dass wird schon alles gut laufen, redete ich mir ein. Und der Mindestlohn ist ja nicht das einzige unserer Gewinnerthemen! Also auf zum nächsten: dem Doppelpass. Endlich ist er durch. Endlich müssen sich die Migranten in diesem Land nicht mehr zwischen Wurzeln aufgeben und Wurzeln hinzufügen entscheiden. Denkste! Der in den Medien groß gefeierte Coup der SPD gilt nämlich nicht für den fünfzigjährigen Murat, ja noch nicht einmal für seinen Sohn, der 25 ist. Wie kann das sein? Ohne eine generelle doppelte Staatsbürgerschaft sollte dieser Vertrag laut Sigmar doch gar nicht zustande kommen. Wieder mal ein fauler Kompromiss, der nun vorsieht, dass nur für die nach 1990, in Deutschland geborenen, Migranten die Optionspflicht entfällt. Auch meine guten Bekannten, die zwar im nicht EU-Ausland geboren, aber seit klein auf in Deutschland leben und sich wie Deutsche fühlen, müssen sich weiter entscheiden. Die Koalitionäre wollen also in einem Land, mit eingebürgerten Menschen erster und zweiter Klasse, leben. Enttäuschung Nummer 2.

Doch damit war das Kapitel "Gleichstellung" für mich noch nicht beendet. Ich blätterte eine Seite vor. Dort wurde dann versprochen, dass in Zukunft die sexuelle Identität aller respektiert wird. Schlimm genug, dass man so etwas überhaupt versprechen muss. Aber nun gut, dass sind ohnehin nur austauschbare Phrasen. Was letztendlich zählt ist das, was sich politisch ändert. Und was geschieht, um "bestehende Diskriminierungen für gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften [..] zu beenden" ? Nichts! Man erklärt sich lediglich dazu bereit, ein kommendes Urteil vom Bundesverfassungsgericht bezüglich der Adoption "zügig umzusetzen". Purer Hohn. Keine Homo-Ehe, keine eigene Initiative. An der traurigen Praxis, dass Volksvertreter Teilen des Volkes nur dann die im Grundgesetz stehenden Rechte gewähren, wenn ein Gericht sie dazu zwingt, ändert sich rein gar nichts. Das ist eine schwere Niederlage. Wie soll ich das meinem auch aus Homosexuellen bestehenden Freundeskreis, die ihr Kreuz auf mein Werben hin bei der SPD setzten, erklären? Ich bin ratlos.

Und über diese Enttäuschung konnte mich dann auch nicht das gute Konzept der "Rente mit 63" hinwegtrösten. Dass sich diese Forderung im Vertrag wiederfindet, ist gut und wichtig. Doch selbst mit diesen Formulierungen kann ich mich nicht anfreunden. Denn, wohl auf Druck der CDU, benötigt man nun nicht mehr "nur" 45 Versicherungs-, sondern 45 Beitragsjahre, um mit 63 abschlagsfrei in Rente gehen zu können. Ein gravierender Unterschied. Somit fallen Ausbildungs-, und Studienzeiten mal eben weg. Ohne Abschläge in Rente kann also nur derjenige gehen, der seit der Volljährigkeit arbeitet und seit 2003 nicht mehr arbeitslos war. Denn die Beiträge für die Rentenversicherung wurden für Arbeitslose mit der sogenannten Hartzreform ja abgeschafft. Dass ein guter Vorschlag für viele, mit einer kleinen Wortänderung zu einem Gesetz für sehr sehr wenige wurde, ist mehr als nur traurig. Dass zu diesem Rentenpaket auch die Mütter- und Lebensleistungsrente gehören, welche wir vor einigen Wochen noch als wirkungslos entlarvten, ist auch nicht gerade ein Erfolg. Im Gegenteil, man hat sie noch wirkungsloser gemacht, in dem auch hier wieder die Beitragsjahre erhöht wurden. Einst forderte die CDU 35 Jahre, die SPD 30. Geeinigt hat man sich auf 40. Unfassbar, aber auch irgendwie logisch, wenn man sich Null Gedanken zur Finanzierung machen will. Apropos Finanzierung. Mit großen Worten forderte meine Partei noch vor nicht allzu langer Zeit Steuergerechtigkeit. Unbedingt wollte man Einführungen und Erhöhungen von Vermögens-, Reichen und Spitzensteuersätzen. Nichts davon wird umgesetzt. Vom Kavallerie satteln, geschlossenen Schlupflöchern und konsequenter Bekämpfung von Steuerhinterziehung ist auch nichts mehr zu hören. Stattdessen lehnt man nun Steuererhöhungen ab und lässt die Finanzierung der 20-40 Milliarden € teuren Reformen ganz einfach offen. Wer Hoffnungen auf einen seriösen Vertrag hatte, wurde spätestens jetzt enttäuscht.

Fazit bisher: Die in der Presse als so großen Erfolg gefeierten Themen, die ich mir zu erst vor die Brust nahm, sind also mit allen Mitteln entschärft und verwässert worden. So schnell kann das gehen. So schnell lässt man sich von kreativen Köpfen zu später Stunde über den Tisch ziehen. Die einzige Frage, die ich mir nun stellte: Mit was habe ich, wenn schon die so stolz präsentierten Themen keine wahren Erfolge sind, denn bitte noch zu rechnen?

Weil mein Magen aber langsam nach etwas Nahrung verlangte, entschied ich mich erst einmal die Dinge, oder besser gesagt Undinge, die wir in einer großen Koalition nicht verhindern werden, noch schnell vor dem Mittagessen zu verdauen. So wird das bildungspolitisch total irrsinnige und von einem völlig veralteten Familienbild geprägte Betreuungsgeld nicht abgeschafft. Auch wird 2014 und damit noch vor dem Mindestlohn, die unsägliche PKW-Maut in Gesetzesform gegossen. Bittere bayrische Pillen sind das. Hunger auf diese Koalition werde ich nicht mehr bekommen. Ich sage Nein.


- im dritten und letzten Teil meiner Reihe widme ich mich den sozialdemokratischen Forderungen, die überhaupt kein Gehör fanden, gehe besonders auf drei Herzensthemen meinerseits ein und frage mich, weshalb wir die Katze im Sack kaufen sollten. Mehr dazu, die kommenden Tage -

Die Eishöhle in der Death Row

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Haben Sie sich jemals gefragt, was Sie tun würden, wenn Sie in einer kalten Höhle gefangen wären, um Wärme zu finden?
Ist eine absurde Frage, oder?
So lächerlich, wie sie zu sein scheint, ist sie für mich in Wirklichkeit nicht, denn ich muss versuchen, eine Antwort darauf zu finden.
Und zwar deswegen, weil ich zurzeit in einer Zelle mit Temperaturen um den Gefrierpunkt festgehalten werde!

Und unabhängig von all meinen Anstrengungen, schaffe ich es nicht Wärme zu erzeugen ...
Seit siebzehn Jahren, zehn Monaten und dreizehn Tagen habe ich viele verschiedene grausame, unbarmherzige und bedrückende Erfahrungen während meiner Haft machen müssen.
Und mit jeder Erfahrung mehr, bin ich trauriger und erstaunter, wie grausam Mitmenschen zu anderen sein können.

Dieser Bericht meiner Gefängnisqualen soll ein Anstoß für diejenigen sein, die nicht wissen, was Gefangene im Todestrakt in Texas erleiden müssen.
Tatsächlich werden viele Menschen überrascht sein, zu erfahren, wie drakonisch das Strafsystem hier ist.

Seit ungefähr einem Monat müssen wir jetzt schon die harte Behandlung, während der Temperaturen um den Gefrierpunkt erleiden.
Seit die Beamten von „Polunsky Unit" die extreme Kälte innerhalb unserer Zellen zugelassen haben, müssen die Gefangenen in zwölf Gebäuden der Death Row, die Kälte ohne den Schutz einer Decke oder Jacke durchleben.

Seit über zwei Wochen sind wir nun, schon ganz ohne Schutz, der Kälte ausgeliefert.
Umso verblüffter waren wir, als einige von uns aus dem Fensterschlitz hinaus geschaut haben und die „allgemeinen" Gefangenen gesehen haben, die alle ihre Jacken trugen.
Von einem Gefängniswärter haben wir erfahren, dass diesen Gefangenen die Decken und Jacken schon zwei Wochen zuvor ausgeteilt worden waren.

Sofort fragte ich: „Wann erhalten die Todeszelleninsassen ihre Jacken und Decken?"
Der Wächter antwortete lapidar: „Wenn der Kapitän sagt, dass ihr sie haben dürft!"
Ich kann nicht ganz genau sagen, wie niedrig die Temperatur in unseren Zellen ist, aber ich weiß, dass meine Hände so kalt sind, dass sie die ganze Zeit schrecklich schmerzen.
Und das macht es mir natürlich schwer, meine Briefe zu schreiben.
Außerdem ist es fast unmöglich zu schlafen, obwohl ich komplett angezogen bleibe.
Einige Gefangene und ich haben jetzt sogar versucht Ideen zu entwickeln, wie wir versuchen können, warm zu bleiben.

Meine Idee, die ich hatte, wird anderen hoffentlich helfen, ich selbst, kann sie leider nicht anwenden, da ich keinen „Hot Pot" (Gefäß zum Erwärmen von Wasser und Mahlzeiten) mehr habe.
Ich habe anderen Insassen geraten mithilfe des „Hot Pot" Wasser zu erwärmen und dieses dann in eine Flasche zu füllen, um sie als Heizkissen zu benutzen. Einige der Gefangenen haben es versucht und ein Insasse hat gesagt: „Es hilft ein bisschen. Aber meine Beine und Füße sind noch entsetzlich kalt."

Dann gab es den Vorschlag, dass wir fortwährend Liegestützen absolvieren könnten, mit den Füßen stampfen, „Hampelmänner" machen, oder sogar Schattenboxen veranstalten.
Aber all das, war uns klar, würde nur für eine gewisse Zeit helfen uns warm zu halten.
Irgendwann bin ich imstande gewesen, mit einem der Oberaufseher zu sprechen. Er hat mich informiert, dass die Jacken und Decken in ein paar Tagen ausgegeben würden, und vor dem 12. November auch die Heizung angeschaltet werden würde.

Und tatsächlich hat er Wort gehalten, wir haben unsere Decken und Jacken wirklich erhalten. Und dankbar konnten wir der Kälte wenigstens ein bisschen entfliehen. Aber auch dann war das nur möglich, während wir uns unter der Decke in der Fötus-Position zusammengerollt haben.
Ich fürchte mich immer davor, wenn ich die Decke entfernen muss, um zur Toilette zu gehen oder einfach nur zu sitzen, um etwas zu essen.

Aber ich bin zur der Überzeugung gekommen, dass diese Art des Leidens, genau die Behandlung ist, die Todeszellen-Insassen, laut Meinung anderer, erleiden müssen.
Ein Sergeant erzählte mir: „Wenn meine Offiziere draußen in der Kälte sein müssen, warum soll ihr es dann warm haben?"
Der unfreundliche Blick, den er mir dabei zuwarf, als ich ihn bat die Heizung anzustellen, festigte meine Meinung über seine Motive.

Und tatsächlich, am 12. November gab es immer noch keine Heizung!
Die Anwendung dieser Taktik bei uns, ist ihre Art Todestrakt-Insassen unbeweglich und unmotiviert zu machen, denn die Ausführung dieser „Waffe" - die eisige Temperatur beraubt einer Person jeglicher Inspiration, und den Willen produktive Tätigkeiten auszuführen.
Und wegen des emotionalen und geistigen Stresses, die Bedrohung des Todes ständig über unseren Köpfen schweben zu haben, müssen wir Todeszellen-Insassen Beschäftigung haben (und sollten auch dazu ermuntert werden, sich zu beschäftigen), denn Beschäftigung baut unseren Stress wenigstens ein bisschen ab.

Wir sollten ihm nicht stattdessen noch mehr ausgesetzt sein müssen.
Staats- und Bundesgerichtshöfe haben bereits entschieden, dass diese ungesetzliche Behandlung eine Form der grausamen und ungewöhnlichen Strafe ist (eine Übertretung der achten Änderung der amerikanischen Verfassung), einen Gefangenen in einer Umgebung mit eisigen Temperatur auszusetzen.
Außerdem gilt das Gesetz, das wenn ein Gefängnisbeamter weiß, dass die Bedingungen objektiv grausam sind, er einen Weg finden muss etwas daran zu ändern, denn sonst fällt sein Handeln unter den Tatbestand der absichtlichen Teilnahmslosigkeit, die ebenfalls eine grundgesetzliche Übertretung ist.

Und genau das war es, was ich in meiner Beschwerde erklärt habe (ein I-127 Beschwerde-Formular), außerdem habe ich dort vermerkt, wie groß das Gesundheitsrisiko dabei ist, da ich ein chronischer Patient mit Hypertonie bin.
Und gemäß ärztlichen Berichten, ein solcher Patient ein erhöhtes Risiko hat, Hypothermie zu bekommen, wenn er solch kalten Temperaturen ausgesetzt wird.
Ganz überraschend wurde an dem Tag, nachdem ich dieses Beschwerdeformular eingereicht habe, die Heizung eingeschaltet!

Dieses Ereignis hat natürlich eine großes und dringend benötigtes Glücksgefühl unter uns ausgelöst.
Unglücklicherweise ist die Heizung aber nur für circa zehn Stunden angeblieben. In der Nacht um 01:30 Uhr kam die kalte Luft zurück.
Und das, während die Temperaturen draußen unter ein Grad minus betrugen.
Deshalb kämpfen wir nun wieder darum, unsere Heizung zurück zu bekommen.
Und hoffentlich wird unser Versuch, nicht scheitern, denn in einer Eishöhle gefangen zu sein, ist nicht so lustig, wie es klingt.

Gladiatoren des E-Sports: Reich und Berühmt Durch Professionelles Zocken

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Moderne Gladiatoren denken digital. Genug Staub geschluckt, genug Blut vergossen. Der sportlich faire Wettkampf ist im digitalen Zeitalter angekommen, nicht länger braucht man ein Sixpack oder anderweitig muskeldefinierte Körper vorzuweisen, um als Athlet durchzugehen. Die Rockstars des neuen Jahrtausends zeichnen sich aus durch flinke Finger, blitzschnelle Reaktionen, Nerven aus Stahl und manchmal eben auch Hornbrille.



Das Phänomen E-Sports: Schreiende, Schlüpfer schmeißende Groupies, Fernsehübertragungen zur Prime Time, ausverkaufte Veranstaltungshallen und Millionengehälter durch Sponsoring, Werbung und Merchandising, ein Phänomen, welches wir bislang nur aus dem asiatischen Raum kannten, schwappt nun in homöopathischen Dosen auch in den amerikanischen und europäischen Sprachraum.

E-Sport?

Unter E-Sports versteht man den sportlichen Wettkampf zwischen zwei einzelnen Spielern bzw. Teams, welcher im Mulitplayermodus eines Computerspiels ausgetragen wird. Auch wenn man nur im geringen Maße körperlich tätig werden muss, zum Schwitzen kommt man auch hier.

Free2Play goes E-Sports!

So offensichtlich wie in diesem Jahr ist der Trend zum E-Sport im Freemiumsektor noch nie zu Tage getreten. Von jeher übt das Kräftemessen zwischen Spielern eine große Faszination aus und im Bereich des E-Sports wird die passende Bühne bzw. der passende Rahmen geliefert, schließlich bringt es nur halb so viel Spaß sich über seine Gegner zu erheben, wenn es sonst niemand mitbekommt. Dies haben auch die Publisher und Entwickler von Free2play MMOs erkannt. Nach und nach haben sie ihre Spiele auf E-Sports-Tauglichkeit getrimmt oder sind Kooperationen mit renommierten E-Sports-Veranstaltern wie etwa der European Sports League (ESL) eingegangen. E-Sports-Veteranen wie RioT Games' MOBA-Klassiker League of Legends (kurz: LoL) oder Valves MOBA-Schwergewicht Defense of the Ancients 2 (kurz: DotA2) haben es vorgemacht, nun sprangen dieses Jahr vor allem Shooter auf den Zug des digital-modernen Gladiatorenkampfes auf. Free2Play Shooter wie Brick-Force, PlanetSide 2, Tom Clancy's Ghost Recon Online oder S.K.I.L.L. - Special Force 2 sind seit diesem Jahr nun im E-Sports-Segment vertreten.

Auch wächst die Akzeptanz für E-Sport stetig. Seit diesem Juli werden z.B. League-of-Legends-Spieler (nicht nur die!) in den USA als Athleten anerkannt und können somit für die dortige Einreise die komfortableren Sportler-Visa beantragen. Somit wird E-Sport mittlerweile unter anderem in den USA, Niederlande, Südkorea, China, Schweden, Bulgarien, Großbritannien und Brasilien von den dortigen Sportverbänden als offizielle Sportart anerkannt, das der konservativ eingestellte Deutsche Olympische Sportbund dies anders sieht, dürfte sich von selbst verstehen, sei aber der Form halber erwähnt.

Reich durch E-Sports?

Kann man seinen Lebensunterhalt verdienen oder gar vermögend werden, indem man hauptberuflich E-Sports betreibt? Ja, wenn man sich die richtigen Spiele aussucht. Wer mit E-Sports jetzt schon richtig Kohle machen will, sollte mit dem MOBA-Actionern LoL oder DotA 2 liebäugeln. Die Preisgelder auf Turnieren sind mittlerweile astronomisch. So betrug das finale Preisgeld bei der im Oktober beendeten dritten Season des "League of Legends World Championship" stattliche zwei Millionen US-Dollar. Mit 32 Millionen Viewers übrigens das meistgesehene E-Sports-Event der Geschichte!

Auch nicht zu verachten sind die Preisgelder auf großen DotA2-Turnieren. So gewann Luo Feichi mit dem fünf Mann starken Team "Invictus Gaming" beim "The International 2012: Dota 2 Championships" ein Preisgeld von einer Millionen US-Dollar, bei fünf Spielern ein stolzes Pro-Kopf-Preisgeld von 200.000 Dollar. Weniger hoch fällt das Preisgeld beim Shooter S.K.I.L.L. - Special Force 2 aus. Beim Ende November gestarteten "Allstars Cup 2013", dem ersten E-Sports-Turnier, welches der Publisher Gameforge in Zusammenarbeit mit der ESL veranstaltet, beträgt das Preisgeld 1.000 Euro. Von den Preisgeldern in Millionenhöhe ist man da noch weit entfernt, aber auch hier lässt sich schon der eine oder andere Euro verdienen und die Konkurrenz ist auch bei weitem nicht so massiv wie bei LoL und DotA 2.

Mittlerweile sind aber Turnierpreisgelder nicht mehr die einzigen Einnahmequellen von professionellen E-Sportlern. Dass man durch E-Sports zum Millionär werden kann, hat unlängst der spanische LoL-Spieler Carlos "Ocelote" Rodriguez Santiago von "SK Gaming" eindrucksvoll bewiesen. Der Pro-Gamer verdient, Gehalt, Einnahmen durch Preisgelder und Merchandising zusammengerechnet, jährlich 600.000-700.000 Euro. Ein "Ocelote"-Cappy gibt's schon für einen Zwanni.

Zweitkarriere als E-Sportler?

Rockstar-mäßiges Angehimmeltwerden, Groupies und Megagehalt: Klingt verlockend, vielleicht sogar erstrebenswert, wäre ich ein impulsiver Mensch, hätte ich mein Job jetzt gekündigt, hätte mich bis zum Jahresende in meiner Wohnung eingeschlossen und hätte das hauseigene League-of-Legends-Traininingslager begonnen, um mich auf meine späte Zweitkarriere als professioneller E-Sportler vorzubereiten. Als halbwegs rational denkender Mensch hab ich nichts dergleichen getan. Es gibt da nämlich ein unüberbrückbares Hindernis.

Wie so oft bei professionell-betriebenem Leistungssport gibt's auch hier beim E-Sports nur eine kurze Zeitspanne, wo man obenauf mitspielen kann, denn mit zunehmendem Alter lassen die Reaktionsgeschwindigkeit und Fingerfertigkeit deutlich nach. Als Mittdreißiger ist der E-Sports-Zug für mich mittlerweile abgefahren, nicht dass ich jemals eine besondere Begabung für Aufbaustrategie, MOBA oder Shooter gehabt hätte. Wer hingegen jünger, schneller und wagemutiger durchs Leben schreitet als meine Wenigkeit, für den könnte eine Karriere als E-Sportler eine echte Option darstellen.

Infobox:


Wer einen näheren Blick auf E-Sports werfen möchte, kann diesen Samstag (30. November 2013) auf Twitch.tv das Finale des Well Played Promotion Qualifier Turniers von League of Legends anschauen und sollte auch der offiziellen Webseite der European Sports League einen Besuch abstatten.

Mit dem Schwarztaxi günstig durch Moskau

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Wer geschäftlich in Russlands Hauptstadt unterwegs ist, sollte sich gut vorbereiten. HRS zeigt, wie Sie Zeit und Geld für Anreise und Übernachtung sparen.

Russland gehört zu den attraktivsten Wirtschaftsstandorten für deutsche Unternehmen. Bereits 2012 war das Land von Gazprom und Severstal unter den Top 10 Handelspartnern Deutschlands und auch im kommenden Jahr wird Moskau wieder zu den wichtigsten Geschäftsreisedestinationen zählen.

Bequem vom Flughafen in die Stadt

Von den drei wichtigsten Flughäfen der Millionenmetropole kommt man am einfachsten mit den roten Aeroexpresszügen in die Stadt. Je nach Flughafen dauert die Fahrt mit den modernen S-Bahnen zwischen 35 bis 45 Minuten und kostet etwas mehr als acht Euro. Bezahlt wird in Rubel, die am besten direkt nach der Landung am Geldautomaten abgehoben werden. Das ist die günstigste Variante. Werden größere Summe benötigt, lohnt sich der Tausch in Bankfilialen oder Wechselstuben im Zentrum am ehesten.

Eine Taxifahrt kann teuer werden

Innerhalb der Stadt ist man gut beraten, mit dem Öffentlichen Personennahverkehr zu einem Geschäftstermin zu fahren. Die U-Bahn fährt zu Spitzenzeiten im Minutentakt ab und verkehrt bis ein Uhr nachts. Eine Taxibestellung hingegen kann schon mal Wartezeiten von bis zu einer Stunde nach sich ziehen. Wer nicht so lange warten will, wählt eines der vielen Schwarztaxis, die per Handzeichen stoppen. Wichtig: Unbedingt den Preis vor Fahrtbeginn aushandeln, sonst kann es schnell teuer werden. Grundsätzlich belaufen sich die Kosten für eine Fahrt innerhalb der Stadt auf rund zehn Euro. Ein Trip an den Stadtrand kostet zwischen 15 und 20 Euro. Übrigens sprechen die wenigsten Fahrer Englisch. Es ist daher sinnvoll die Zieladresse in kyrillischer Schrift mit sich zu führen. Das kyrillische Alphabet zu beherrschen, spart in Moskau aber auch generell Zeit und Nerven.

Preiswerte Hotels sind Mangelware

Preiswerte Hotels gibt es in Moskau wenige. Vor allem Häuser im mittleren Preissegment mit Zimmerpreisen bis 100 Euro sind Mangelware. Durchschnittlich müssen Moskau-Besucher 146 Euro pro Zimmer für eine Übernachtung bezahlen. Gemessen an den Übernachtungspreisen ist die russische Metropole die teuerste Stadt in Europa. Nachfolgend zwei Hotelempfehlungen für Moskau: Das Milan eignet sich besonders für Geschäftsreisende und zählt zu den Top Quality Hotels von HRS. Die geräumigen Zimmer des 4-Sterne-Hotels sind komfortabel und das Haus selbst bietet eine gute Anbindung an den Flughafen. In 20 Konferenzsälen finden bis zu 250 Personen Platz. Darüber hinaus gibt es ein Business Center und Büros zum Anmieten. Das Business-Hotel Garden Ring befindet sich im Geschäftsviertel von Moskau und bietet eine gute Anbindung zum Kreml und dem Roten Platz. Die Zimmer des 4-Sterne-Hotels sind allesamt groß und geräumig.

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Nervenkitzel pur: Golfen in Südafrika

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Nervenkitzel pur, und das in Verbindung mit Südafrika - da fällt den meisten sofort das Tauchen im Käfig zu den Weißen Haien ein. Südafrika bietet aber einen Thrill, den hier kaum einer vermuten würde: beim Golfspielen.

Denn es ist mit Sicherheit das spektakulärste Golferlebnis der Welt. "Extreme 19 Hole" heißt das legendäre Par 3, das Graham Cook für das Legend Golf & Safari Resort in der Nähe von Johannesburg entwarf. Das Grün ist 587 Meter entfernt... und liegt 430 Meter unter dem Abschlag. Das ist Nervenkitzel pur und verlangt eine gewisse Schwindelfreiheit. Für den himmlischen Abschlag geht es mit dem Helikopter zunächst hoch hinauf auf den Hanglip Mountain. Gefährlich nah am Abgrund schlägt der Spieler ab, der Golfball fliegt rund 24 Sekunden durch die Luft, ehe er im satten Grün landet. Ein "Hole in One" ist hier übrigens noch nie jemanden gelungen.

Golfspielern bieten sich in Südafrika, auch abseits von Nervenkitzel und Thrill, die besten und anspruchsvollsten Plätze der Welt. Herausfordernd, landschaftlich reizvoll, exklusiv.

Die spektakulärsten Golfplätze Südafrikas stellen wir in der Foto-Galerie vor.



Sie spielen Golf und möchten einmal die Kapregion erkunden? Sprechen Sie uns an
unter Telefon 05131 - 70 55 70 oder besuchen Sie uns auf unserer Website Intosol.de.

Wie Florence Erugudu HIV den Kampf ansagte. Eine Geschichte aus Uganda

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Morgen ist Welt-Aids-Tag. Daher erscheint heute unser letzter Teil der gemeinsamen Blog-Serie mit der Huffington Post Deutschland zum Thema. Im Sommer war die Schauspielerin, Moderatorin und langjährige ONE-Unterstützerin Minh-Khai Phan-Thi mit ONE und Tim Mälzer und Rea Garvey in Uganda. Dort hat sie die HIV-positive Florence getroffen, die den aussichtslos scheinenden Kampf gegen Aids gewonnen hat.

Stolz zeigt Florence ihren eigenen kleinen Bauernhof. Hätte man ihr vor zehn Jahren gesagt, dass sie heute hier, auf ihrem eigenen Grund und Boden mit ihren eigenen Hühnern und Schweinen stehen wird, sie hätte es wohl nicht geglaubt. Dass sie heute sich selbst und ihre Familie versorgen kann, ist eine der beeindruckenden Erfolgsgeschichten, die ich auf meiner Ugandareise mit ONE sehen durfte.

Uganda-Reise mit Rea Garvey, Tim Mälzer und Minh-Khai Phan-Thi - 1.-5. Juli 2013
Stolz zeigt Florence ihren kleinen Bauernhof, mit dem sie jetzt ihre Familie ernähren kann.
Foto: ONE/Karoline Lerche


Zusammen mit Tim Mälzer und Rea Garvey bin ich im Juli dorthin gereist, um die Wirkung von Entwicklungszusammenarbeit vor Ort unter die Lupe zu nehmen. Wir haben hingeschaut, zugehört, nachgefragt und vor allem gestaunt über die vielen Erfolgsgeschichten, die Uganda zu erzählen hat. Die Geschichte von Florence ist so eine.
Florence ist 49 Jahre alt und HIV-positiv. Mit Mitte Dreißig hat sie erfahren, dass sie und ihr Mann an HIV erkrankt sind. Nicht viel später, vor knapp zehn Jahren, hat sie ihren Mann an das Virus verloren. Als er starb, blieb sie mit den sechs Kindern allein zurück. Die Familie ihres Mannes wollte Florence nach dessen Tod aus dem vormals gemeinsamen Haus werfen. Florence hatte keinerlei Hoffnung mehr, gesund in ihrem Haus zu altern. Dann ging sie zu TASO.

Die Organisation TASO, The Aids Support Organisation, kümmert sich um Menschen wie Florence. Sie bekam erst einmal dringend benötigte lebensrettende Aids-Medikamente. Außerdem erhielt sie von der Organisation juristischen Beistand, um die Eigentumssituation zu klären. Darüber hinaus sollte ihr ein kleines „Startkapital" von zwei Hühnern und einem Ferkel bei ihrem Neuanfang helfen. Florence zeigte Unternehmergeist und innerhalb von wenigen Jahren ist daraus ein kleiner Bauernhof erwachsen, der die ganze Familie ernähren kann.

Uganda-Reise mit Rea Garvey, Tim Mälzer und Minh-Khai Phan-Thi - 1.-5. Juli 2013
TASO leistet nicht nur Beratung und medizinische Behandlung. Es gibt auch ein Waisenhaus für Kinder, die ihre Eltern an die Krankheit verloren haben.
Foto: ONE/Karoline Lerche


Florence hat eine schlimme Zeit hinter sich. Bevor ich Florence traf, dachte ich, dass es verdammt schwer sein muss, über die Krankheit und über den Tod seines Liebsten zu sprechen. Aber während Florence uns ihre Geschichte erzählt, in ihrer kleinen Küche, merke ich, dass es ihr gut tut. Sie ist stolz auf das, was sie erreicht hat. Sie weiß, dass ihre Geschichte Hoffnung geben kann und die Leben von vielen anderen HIV-positiven Menschen verbessern kann. Mehr noch: Sie weiß, dass nur ein offener Umgang mit der Krankheit davor schützen kann. Deshalb ist zu einer führenden Aktivistin gegen HIV/Aids in ihrer Gemeinde geworden. Eine gute Autostunde vom TASO Center entfernt ist sie die Repräsentantin der Organisation in ihrer Gemeinde - sie berät und verteilt Medikamente. So müssen die Menschen nicht die lange Reise ins Gesundheitszentrum auf sich nehmen.

Morgen jährt sich der Welt-Aids-Tag zum 25. Mal. In diesen 25 Jahren ist viel passiert - auch in Uganda: Während 1990 noch 20 Prozent der Erwachsenen in Uganda mit der Krankheit infiziert waren, sind es heute nur noch 7,2 Prozent. TASO steht sinnbildlich für den Erfolg im Kampf gegen HIV/Aids. Inzwischen erreicht das TASO-Zentrum in der Stadt Entebbe mehr als 24.000 Patienten. TASO wird mitfinanziert von Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria, dem wirkungsvollsten Instrument der Entwicklungszusammenarbeit weltweit. Über die Erfolgszahlen des Globalen Fonds habe ich schon immer gestaunt: 11,2 Millionen Tuberkulosefälle wurden erkannt und behandelt, über 340 Millionen Familien werden durch insektizidbehandelte Bettnetze vor Malaria geschützt und 6,1 Millionen Menschen erhalten lebensrettende Aids Medikamente. Ich kenne jetzt eine von ihnen persönlich.



Der Staat ist nicht die Lösung, sondern das Problem

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Einmal im Jahr veröffentlicht die Wirtschaftswoche eine interessante Übersicht. Sie untersucht anhand dreier Beispiele, "was vom Lohn übrig bleibt". Das Besondere daran ist, dass nicht nur die üblichen Einkommensteuern und die Sozialversicherungsbeiträge berücksichtigt werden, sondern alle direkten und indirekten Steuern sowie Arbeitnehmer- und Arbeitgeberanteile. Darüber hinaus werden GEZ-Gebühren, EEG-Umlage usw. berücksichtigt, also alles, auf das der Arbeitnehmer keinen Einfluss hat, sondern vom Staat direkt oder indirekt abgezogen wird. Darüber hinaus werden Personen zugrunde gelegt, die ein mittleres sowie ein höheres Einkommen haben. Das Ergebnis lässt einem die Tränen in die Augen steigen. Ein Single, der als Arbeitnehmer 5.750 Euro verdient, hat dabei unter Aufschlag der Arbeitgeberanteile zur Sozialversicherung eine Gesamtbelastung von 4.171,51 Euro. Von seinem Bruttogehalt hat er oder sie Abzüge von 61,9 Prozent(!). Lediglich über 38,1 Prozent kann sie oder er eigenverantwortlich verfügen. Eine Alleinverdienerfamilie mit zwei Kindern und einem Bruttogehalt von 4.190 Euro kommt auf eine Belastung von 47 Prozent. Eine Doppelverdienerfamilie mit Eigenheim und zwei Kindern und einem Gesamteinkommen von 13.630 Euro muss eine Belastung von 55,4 Prozent ertragen.

Die FDP muss sich vorwerfen lassen, dass sie hier keine Trendumkehr geschafft hat. Wir sind am Ende weit hinter unserem eigenen Anspruch von 2009 zurückgeblieben. Ein einfacheres, niedrigeres und damit gerechteres Steuersystem zu schaffen, ist uns nicht gelungen. Dafür sind wir am 22. September heftig vom Wähler abgestraft worden.

Jetzt sind die anderen dran, es besser zu machen. Die große Koalition aus Union und SPD hat in dieser Woche ihren Koalitionsvertrag zu Ende verhandelt. Das 185-Seiten umfassende Papier beschäftigt sich auf vier Seiten (!) mit dem Thema "Steuern". Von einer Steuerreform ist keine Rede mehr. Es weht der eisige Wind der Fiskalisten. Wie kommt Vater Staat an noch mehr Geld der Bürger ran. Steuerhinterzieher, Umsatzsteuerbetrüger, Gewinnverlagerer und Steuervermeider sind die freundlichen Umschreibungen der typischen Steuerzahler in diesem Lande, zumindest wenn man drei der vier Steuer-Seiten liest. Daher ist es nur konsequent, wenn die Koalitionäre feststellen: "Deutschland hat derzeit insgesamt ein zeitgemäßes und wettbewerbsfähiges Steuerrecht".

Für den Fiskus stimmt das! Denn dieser rechnet in den nächsten fünf Jahren mit Steuermehreinnahmen von 111 Mrd. Euro. Diese fallen nicht vom Himmel, sondern werden erarbeitet - von IHNEN!

Jetzt soll bitte niemand sagen, dass der Staat zu viel Geld habe. Nein, es wird auch ausgegeben. Für mehr Entwicklungshilfe, eine Mütterrente, Arbeitslose, für die Rente mit 63. Wer wollte da etwas dagegen haben? Deshalb bekommt jeder etwas, immerhin ist bald Weihnachten.

Der Single (30) von oben, mit seinem Einkommen von 5.750 Euro und seinen Abzügen von 61,9 Prozent, macht sich dagegen Gedanken, wie er seinen Lebensstandard auch im Alter sichern kann. Immerhin arbeitet er jeden Tag acht Stunden und mehr. Er glaubt nicht, dass er seinen derzeitigen Lebensstandard im Alter durch die gesetzliche Rente sichern kann. Deshalb plant er, dass er 1.000 Euro mit heutiger Kaufkraft im Alter 67 monatlich zusätzlich zur Verfügung haben will. Bei einer Inflationsrate von 3 Prozent benötigt er in 37 Jahren deshalb fast 3.000 Euro. Und da das Leben nicht mit 67 enden soll, benötigt er bereits mit 77 über 4.000 Euro und so weiter. Die Frage ist aber, welchen Kapitalstock muss er bilden, wenn er 2050 mit 67 in Rente gehen will und sich nach heutiger Kaufkraft 1.000 Euro monatlich bis zum 90. Lebensjahr aus diesem Kapitalstock herausnehmen will. Die Antwort: rund 600.000 Euro. Um diesen Kapitalstock zu bilden, muss er bei 0 Prozent Realverzinsung über 1.300 Euro monatlich sparen, bei 2 Prozent über 900 Euro und bei 4 Prozent Verzinsung über 580 Euro. Spätestens jetzt hört unser Single zum ersten Mal von Mario Draghi, dem Präsidenten der Europäischen Zentralbank. Dieser sorgt durch seine Null-Zins-Geldpolitik dafür, dass unser Single nicht 580 Euro oder vielleicht 900 Euro im Monat sparen muss, um sein Ziel der finanziellen Unabhängigkeit im Alter zu erreichen, sondern mindestens 1.300 Euro. Spätestens jetzt wird unserem Single klar, dass sein frei verfügbares Einkommen von 2.190 Euro (5.750 Euro abzgl. 61,9 Prozent Steuern, Abgaben und Gebühren) nicht ausreichen wird, um sein Lebensziel zu erreichen. Zusammen mit dem "zeitgemäßen und wettbewerbsfähigen Steuersystem", das Union und SPD jetzt im Koalitionsvertrag festschreiben, wird unserem Single eines klar: der Staat ist nicht die Lösung, sondern das Problem.

Jetzt Spricht Bushido - Das Interview Teil I

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Morddrohungen, Mafia und Abou-Chaker Clan. Diese Worte sind in den letzten Wochen und Monaten aus den Medien nicht mehr wegzudenken. Und mittendrin: Rapper Bushido. Fast in jeder Ausgabe des sterns lassen sich neue Anschuldigungen und "Enthüllungen" über den Berliner Musiker finden - doch er selbst spricht wenig darüber, zumindest nicht vor der Presse. Sein Weg, seine Meinung zu sagen, sind der Rap und die Musikvideos dazu. So auch in seinem aktuellen Clip zum Song "Leben und Tod des Kenneth Glöckler", eine harte Abrechnung mit seinem früheren Freund Kay One, ebenfalls Rapper, allerdings lang nicht so erfolgreich wie Bushido. Natürlich sind die Bilder und Worte in Bushidos Videos nicht gerade harmlos, doch ist er wirklich so "böse" und "gefährlich"? Ich kann dazu nur sagen: Nein! Beim Interview in München Anfang Oktober nach seinem Konzert saßen wir um halb 1 Uhr nachts backstage zusammen, haben Pizza gegessen und geredet. Und Bushido antwortete auf alles, ohne Ausreden, ohne Einschränkungen und sehr ehrlich. Dafür danke ich ihm als Journalistin und auch als kritische Betrachterin seiner gesamten Situation. Ich bin nämlich ganz und gar nicht begeistert von den krassen Texten und schlimmen Bildern, aber ich habe Antworten erhalten, die seine Situation immerhin teilweise erklären. Und wer weiß, vielleicht bekomme ich ja nach der Veröffentlichung dieses Interviews Morddrohungen von Kay One? Schließlich ist Bushido nicht der einzige, der zu diesem Konflikt dazutut. Zum Streit gehören immer zwei.

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Bushido veröffentlichte kürzlich dieses Bild auf Instagram - passend zu seinem Song Leben und Tod des Kenneth Glöckler seines neuen Albums Sonny Black (erscheint am 14.02.2014)




Wie wirst Du Deine Songtexte einmal Deinen Kindern erklären?

Den Masterplan gibt's noch nicht, aber ich würde damit offen umgehen. Das schlimmste, was man machen kann, ist so ein Tabu daraus zu machen. Darüber wird nicht geredet, das gibt's nicht. Ich würde alles, was Teil des Lebens ist, die guten und die schlechten Dinge, einfach immer ansprechen, immer zum Thema machen, diskutieren. Wir sind ein freies Land. Meine Tochter könnte Fußballspielerin werden oder Tennisspielerin oder keine Ahnung was. Das ist ihre eigene Entscheidung. Solange sie dahintersteht und das vernünftig macht, ist das kein Problem. Ich denke mal, das wird ja erst noch fünf, sechs, sieben Jahre noch dauern, bis das mal soweit ist.
Vielleicht mach ich bis dahin auch gar keine Musik mehr und meine Kinder kriegen das nicht mit. Ich habe meine kleine Tochter vor kurzer Zeit zum ersten Mal zum Konzert in Berlin mitgenommen und hab ihr das Mikrofon in die Hand gedrückt. Dann hat sie die ganze Zeit rumgeschrien. Ich bin kein schlechterer Mensch aufgrund meiner Musik. All die Fehler, die ich gemacht habe und wahrscheinlich noch machen werde, haben nichts mit meiner Musik zu tun. Das mache ich als Mensch. Das ist meine freie Entscheidung.
Alle meine Fehler habe ich als Mensch gemacht und nicht als Musiker. Naja, von daher versuche ich die Dinge auch offen anzusprechen mit meinen Kindern, dann, wenns mal soweit ist.


Hat sich Deine Familiensituation sehr auf Deine Karriere ausgewirkt?

Mich als Menschen hat das alles schon sehr verändert. Allein die Tatsache, dass ich geheiratet habe, hat mich sehr verändert. Dann hat meine Frau einen Sohn, den sie in die Ehe mitgebracht hatte. Das war auch etwas, was mich persönlich verändert hat. Mittlerweile habe ich meine eigenen Kinder. Mich als Person hat das unglaublich verändert. Zum Positiven. Ich habe trotz all des Ruhms und des Geldes immer Tage gehabt, an denen ich mich einfach nach etwas gesehnt habe, was ich nicht hatte, und ich konnte das auch nicht mit Worten beschreiben. Mittlerweile ist das so: ich hatte ja im September Geburtstag und ich konnte zuhause schlafen, weil wir an dem Tag davor in Berlin waren und an dem Tag selbst habe ich frei gehabt. Ich bin morgens aufgewacht und meine Familie hat für mich gesungen. Meine Frau hat meiner Tochter „Geburtstag" beigebracht und dann hat sie gesagt „Papa, Geburtstag" und dann hat die Kleine mich angeguckt und gesagt „Kebutag". Das sind so Dinge, die mir sehr viel Trost und auch Kraft geben in meinem Leben. Ich habe meine Mutter verloren im April und das war und ist auch immer noch sehr schlimm für mich, weil ich ein wirklich sehr, sehr gutes und inniges Verhältnis mit meiner Mutter hatte. Die Familie, die ich habe, im Moment, und die auch hoffentlich immer größer wird, die gibt mir auch wirklich sehr viel Gleichgewicht. Aber das hat mit meiner Musik gar nichts zu tun. Ich kann auf die eine Art und Weise Musik machen, für die mich die Leute verurteilen und auch teilweise hassen, kann aber trotzdem ein vernünftiger Vater und guter Ehemann sein und jemand, der auf seine Kinder gut aufpasst. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Ich denke mal, ich bin ein ganz vernünftiger Mensch. Ich bin mittlerweile 35 und meine Mutter hat mir sehr viel beigebracht. Zu glauben, dass irgendwelche Texte, die irgendjemanden stören, so sind, weil ich als Person oder als Mensch charaktermäßig ein Versager bin, ist natürlich auch sehr weit hergeholt. Ich kann morgen auch noch schlimmere Musik machen, ich als Mensch bin absolut relaxed und ein ganz gechillter Typ.


Wusste Deine Mutter noch, dass Ihr Zwillinge bekommt?

Nein. Wir haben es eine Woche nach dem Tod meiner Mutter erfahren. Mein Bruder wird jetzt auch Vater, das hat meine Mutter auch nicht mehr mitbekommen. Es gibt immer noch Situationen, da ist man traurig und denkt sich „Ach, Mann". Ich war auch an meinem Geburtstag auf dem Friedhof. Das war der erste Geburtstag ohne meine Mutter und man denkt sich halt „Hätte, hätte, hätte", aber es ist halt so. Du musst jeden Tag das Beste daraus machen, Du musst den Menschen, die Du liebst, immer zeigen, dass sie wichtig sind für Dich und die Zeit so gut nutzen. Weil keiner weiß, wann es einfach aufhört.


Gibt es die Generalvollmacht mit dem Abou-Chaker-Clan und was hat es damit genau auf sich?

Ja. Es gibt zwei. Es gibt eine, die ich ihm ausgestellt habe und es gibt eine, die er mir ausgestellt hat. Wir betreiben unsere Firmen zusammen und jeder von uns muss in der Position sein, Geschäfte führen zu können, wenn der eine oder der andere nicht da ist. Ich bin sehr oft unterwegs, auch geschäftlich und auf Tour und so habe ich mich halt abgesichert, dass Sachen weiterhin funktionieren, auch wenn ich nicht da bin und umgekehrt genauso, wenn er nicht da ist, mach ich das. Es ist natürlich viel spannender, nur einseitig darüber zu berichten, um etwas Gefährliches darzustellen. Das ist in unserer geschäftlichen und auch persönlichen Beziehung auf rein geschäftlicher Basis. Ich vertraue ihm blind, er vertraut mir blind. Deswegen haben wir das auch notariell festgemacht, so dass wir unsere Geschäfte gegenseitig führen können.


Also stimmt das auch nicht, dass sich die Vollmacht auf Dein Gesamtvermögen bezieht?

Nein, sie ist beschränkt auf die Immobilienfirma.


Teil II des Interviews folgt morgen. Stay tuned.

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Bushido und ich beim Interview in München

Quelle: Max Kottenhahn
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